LEDs als Leuchtmittel

Die LED-Industrie muss noch etliche Hürden nehmen

25. Juli 2012, 16:38 Uhr | Willem Ongena
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Austauschbarkeit senkt Risiken und macht Leuchten zukunftssicher

Als Chairman im Steering Committee des Standardisierungkonsortiums Zhaga ist Franz Bernitz äußerst nah am Thema Standardisierung und Austauschbarkeit dran. Für ihn führt vor allem aus wirtschaftlichen Gründen kein Weg an der Austauschbarkeit auch langlebiger LED-Leuchtmittel vorbei. »Wenn das Leuchtmittel nicht auswechselbar ist, tragen sowohl der Leuchtenhersteller als auch der Endkunde ein riesiges Risiko. Die Auswechselbarkeit senkt die Eintrittsschwellen und bietet so enorme Vorteile im Markt. Denken wir mal an das Beispiel Flughafenbeleuchtung. Die Leuchte will man nicht austauschen. Ich muss also das Leuchtmittel austauschen. Das ist dann enorm vorteilhaft. Und das gilt für jede moderne Leuchte, die mehrere 100 Euro kostet.«

Bernitz räumt ein, dass für manche Leuchten die Austauschbarkeit vordergründig kein Thema ist, weil das LED-Leuchtmittel sehr lange hält. »Es gibt aber Dinge wie Staub. Nach 30.000 oder gar 50.000 Stunden wird der Staub oder etwas Anderes dann doch lästig und dann will man austauschen. Das zu sehen, halte ich für wichtig. Und dann stellt sich sofort die Frage, wie man austauschen soll. Sicher nicht mit dem Lötkolben.«

Alexander Romanschtschak ergänzt: »Das ist ein guter Punkt! Und wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass die neueste LED-Generation so gut wird, dass man sie austauschen will. Dazu muss man Modularität haben, auch für den Fall, dass mal etwas kaputt geht. So kann die Leuchtenindustrie mit Innovationszyklen mithalten. Jetzt habe ich 100 lm/W, aber irgendwann in naher Zukunft habe ich 150 lm/W. Und in fernerer Zukunft werden die LEDs sicher noch effizienter. Austauschbarkeit ist daher ein großes Thema und wird es auch bleiben!«

Alexander Müller berichtet von konkreten Befürchtungen und Forderungen aus dem Markt: »Der Kunde will die Austauschbarkeit. Der Hauptanreiz für ihn ist, dass er sich nicht in die Hände eines einzelnen Lieferanten begeben will. Dafür verzichtet er manchmal sogar auf technische oder gestalterische Optionen.«

Franz Bernitz bringt es auf einen einfachen Punkt: »Mal will ich austauschen, mal auch nicht. Das Leuchtmittel der Zukunft muss also viele Möglichkeiten bieten. Es soll nicht nur Strom sparen. Da sind wir sehr gefordert. Da schwitzen alle Ingenieure auf dem Globus bei der Herausforderung, etwas so Einfaches zu ersetzen wie die Glühlampe. Das heißt für mich ganz klar: Sie muss standardisiert sein! Und man muss sie ersetzen und dimmen können wie die Glühlampe. Und es muss Leuchtmittel geben, die in die in die installierte Basis passen. Schauen Sie mal auf die USA: Dort gibt es 200 Mio. installierte Dimmer. Eine ganz wichtige Frage ist: Wie kann ich die belassen wenn sie nur für Glühlampen zugelassen sind. Der Leuchtmittelanbieter muss also Genehmigungen bekommen. Die CFL-Lampe hat sich in dieser Hinsicht als sehr anspruchsvoll erwiesen. Zum Glück ist das mit LEDs leichter.«

Bernitz erläutert Zielsetzung und Vorgehensweise des Zhaga-Konsortiums. »Zhaga will der drohenden Fragmentierung eine Industrie-Standardisierung entgegen setzen. Das Ziel dabei ist: Die Technik kann sich ungehindert weiterentwickeln. Der Standard darf niemals eine Bremse sein. Durch die Fixierung der Schnittstellen  wie Mechanik, Thermik, Optik und so weiter schafft man Austauschbarkeit, Wettbewerb und einen Markt dank Second Sources. Und das heißt: Nur mit Standardisierung werden LED-Module so kostengünstig, dass sie eine große Verbreitung finden können!«.

Franz Bernitz merkt dabei an, dass es bislang eine Vielfalt an Leuchtmitteln gab, seien es Glühlampen, Halogenstrahler oder Leuchtstoffröhren, die alle ihre spezifischen Vorteile haben. »Auf einmal soll die LED das alles leisten können. Das ist ein Problem. Wichtiger ist es deshalb, dass wir das: Licht beschreiben«, kennzeichnet er kurz und knapp die kaum (und sicher nicht kurzfristig) zu bewältigende Herausforderung.

Steffen Hermann pflichtet ihm bei und prophezeit sogar: »Ein Retrofit auf LED-Basis wird nie ganz an das klassische Halogenleuchtmittel herankommen.«

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