Erwarten Sie in absehbarer Zeit Verschiebungen bezüglich der treibenden Märkte?
Die Innovation in der Elektronikindustrie geht weiter. Selbst die großen Wirtschaftskrisen 2001 und 2009 haben die Innovationsgeschwindigkeit kaum verlangsamt. Neue Endprodukte, evtl. auch neue Firmen, die neue Endprodukte ermöglichen, werden entstehen. Viele Halbleiterfirmen sind noch jung, erst vor wenigen Jahren entstanden. Die hohen Kosten der Fabriken werden möglicherweise zu weiterer Konsolidierung der Fabs führen, neue Verpackungstechnologien werden entwickelt, wie beispielsweise Wafer Level Chip Scale Packages. Es wird sehr dynamisch bleiben - und das Geschäft der ATE-Industrie besteht zum größten Teil aus Testkapazitäts-Wachstum, d.h. es hängt vom Wachstum der Halbleiterindustrie ab. Deshalb ist der Testermarkt noch viel zyklischer als die Halbleiterindustrie.
In den letzen Jahren ist es zu einer ganzen Reihe von Übernahmen im ATE-Markt gekommen. Halten Sie eine weitere Marktkonsolidierung für wahrscheinlich?
Wir sehen bei vielen Kunden den Trend hin zu weniger unterschiedlichen Tester-Plattformen, um dadurch zu mehr Standardisierung und zu größerem Return on Investment zu kommen. Dies bedeutet zumindest eine Konsolidierung von Testplattformen. Was das für die ATE-Firmen bedeutet, ist schwer vorherzusagen.
Was muss ein ATE-Hersteller mitbringen, um in diesem harten Umfeld überleben zu können?
Man muss mit der Innovation der Halbleiterindustrie mithalten können. Das gilt natürlich zuerst für unsere Kunden, aber damit umso mehr für einen ATE-Hersteller. Die ständige Innovation durch kontinuierliche Integration führt zu mehr Performance, mehr Funktionalität und niedrigeren Kosten der zu testenden Chips. Viele Funktionen können heute auf wenigen Chips integriert werden, wie zum Beispiel Hochleistungsprozessoren mit vielen unterschiedlichen I/Os, seriell und parallel, synchron und asynchron, RF, etc. Gleichzeitig ist der Chip-Preis so niedrig wie nie zuvor und damit auch das Testbudget pro Chip. Da muss der Tester mithalten können. Das braucht große technologische Kompetenz über viele unterschiedliche Anwendungsgebiete, die wiederum nur in enger Kooperation mit Marktführern und Trendsettern gelingt. Außerdem muss Test als wichtiger Fertigungsschritt schon früh in der Entwicklung berücksichtigt werden, um die komplizierte Gleichung aus »time to market«, »time to volume« und »time to profit« unserer Kunden optimal lösen zu können. Deswegen sind wir nicht nur Werkzeuglieferant sondern Partner in frühen Phasen der Chip-Entwicklung bei strategischen Kunden.
Verigy ist von VLSI Research zum besten »Test Equipment Supplier« gekürt worden, vor Advantest, Teradyne und weiteren Mitbewerbern. Was macht den Unterschied aus?
Bei dieser Analyse werden viele verschiedene Aspekte beleuchtet, z.B. Produktqualität, Supportqualität, Technical Leadership, Kosten. Offensichtlich schlagen wir uns dabei ganz gut. Auf keinen Fall können wir uns dabei auf diesen Lorbeeren ausruhen. Es ist vielleicht dieses Dranbleiben, den Kunden ernst nehmen, zuhören und dazulernen wollen, was den Unterschied ausmacht. Es ist nichts gefährlicher als falsch verstandener Erfolg. Deshalb nicht überheblich werden, sondern weiterlernen und wirklich einen Beitrag leisten wollen, das ist unser Rezept.
Welche Erwartungen haben Sie für die verbleibenden Wochen des Geschäftsjahres 2010 und für das kommende Jahr?
Die Erholung des SoC-Test-Marktes ist - wie bereits erwähnt - in 2010 bisher viel schneller vorangeschritten als ursprünglich vorhergesehen. In unserem letzten Quartal, das im Juli endete, haben wir die Erwartungen mit 154 Millionen USD Umsatz übertroffen. Für das verbleibende Geschäftsjahr 2010 wiederholen wir die Erwartungen nicht, und wir haben auch keine Erwartung für das kommende Jahr vorgelegt. Allgemein gehen viele Analysten und Halbleiterunternehmen davon aus, dass 2011 im Vergleich zu 2009 ein Wachstum stattfinden wird.
Das Stichwort »Green electronics« ist in aller Munde. Ist dies eine Anforderung, der Sie sich oft gegenübersehen? Wie adressieren Sie diese?
Hierbei geht es natürlich zuerst um die Endprodukte unserer Kunden. Aber auch wir entwickeln uns in diesem Thema weiter: Energiebedarf der Tester, Abfall, Materialien und Verpackung sind wichtige Themen. Wir haben basierend auf den industrieweiten Standards, wie zum Beispiel ISO, eigene Richtlinien und Prozesse etabliert, mit dem Ziel einer kontinuierlichen Verbesserung. So haben wir mit der Innovation der 2. Generation der V93000-Plattform, die so genannte »Pin Scale Generation«, den Energieverbrauch pro I/O-Kanal um 60 Prozent reduzieren können. Bei der weltweit größten ATE-Messe, der Semicon West in San Francisco sind wir für den »Sustainable Technology Award« nominiert worden. Das hat uns natürlich sehr gefreut und in unserem Ansatz bestärkt, dass kontinuierliche Integration nicht nur erlaubt, mit der Innovation unserer Kunden mitzuhalten, sondern auch ermöglicht, unsere Tester etwas »grüner« zu machen.