Eine Alternative: Man kann seine Energieaufnahme auch selbst analysieren, ohne den Energieversorger einzubinden. Ein dafür ausgelegtes System ist z.B. das „VSM“ von Conrad Electronic. Die Software, die 48 MB auf der Festplatte belegt, erstellt Statistiken zum Vergleich der tatsächlichen Energieaufnahme mit der Abschlagszahlung und analysiert Monats- und Jahresbedarf. Auch eine Momentanleistungsmessung alle 2 s ist möglich - für den gesamten Hausanschluss, nicht für Einzelgeräte. Auf dem Bildschirm erscheint ein Liniendiagramm über maximal zwölf Stunden oder eine Historienansicht mit verschiedenen Balkendiagrammen.
Der entscheidende Unterschied zum intelligenten Zähler der EVUs: Es gelangen keine Daten zum Energieversorger, sondern sie werden nur mit minimaler Leistung durchs Haus zum PC gefunkt. Die Gefahr von Abhören und Manipulation durch Hacker ist hier relativ gering; damit ist Datenschutz allem Anschein nach wohl gewährleistet. Zumindest sind hier keine finanziellen Manipulationen möglich.
Einziger Nachteil: Man muss das Gerät selbst bezahlen und sehen, wie man die Kosten (ca. 200 Euro bis 300 Euro) durch Verlagerung oder echte Senkung der Energieaufnahme wieder amortisiert. Insofern ist es wohl eher eine Freizeitbeschäftigung für das Kind im Manne. Mit etwas Grips geht es auch ohne EVU.
Ob „smart meter“ vom EVU oder private Erfassung: Mit einem Missverständnis muss noch aufgeräumt werden. Versprochen wird einem, dass man Stromfresser im Haushalt aufspüren kann. Aber wie denn bitte? Das neue „smart meter“ misst genau wie der alte Ferrais-Zähler nur die aufgenommene Gesamtenergiemenge, er unterscheidet nicht die einzelnen angeschlossenen Geräte. Dazu braucht man Einzelmessgeräte.
Sehr praktisch sind kleine Netzspannungs-Multimeter (Bild 4), die man seit vielen Jahren für ein paar Euro kaufen kann. Sie werden zwischen Geräte-Netzstecker und Steckdose gesteckt und messen nicht nur Stromstärke, Spannung, Phasenwinkel und Leistung, sondern auch die in einem Zeitraum aufgenommene Energie (Leistung mal Einschaltzeit) und berechnen die dafür zu zahlenden Beträge. Sie senden aber keine Daten irgendwohin. So bleibt Diskretion gewahrt, und der Hausbewohner ist präzise informiert.
Energie eingespart und weniger CO2 erzeugt wird nur dann, wenn ein Haushalt wirklich weniger Energie benötigt. Das lässt sich nicht dadurch ereichen, dass energiefressende Großgeräte nachts statt tags eingeschaltet werden, sondern nur dadurch, dass sie seltener eingeschaltet und/oder durch energiesparendere Modelle ersetzt werden. Auf die Idee kann man aber auch ohne intelligenten Zähler kommen.
Die Beleuchtung macht im Haushalt nur einige wenige Prozent des elektrischen Energiebedarfs aus, auch bei uralten Glühlampen. Wenn es um CO2 geht, dann sind dessen größte Erzeuger in einem durchschnittlichen Haushalt sowieso nicht die Elektrogeräte, sondern vielmehr die Heizung und das Automobil.
„Gut gemeint“ ist nicht gleich „gut“
Die EU-Gesetzgeber haben mit ihrer Richtlinie ohne Zweifel eine gute Absicht verfolgt. Aber sie haben ins Blaue hinein geplant, ohne die Probleme zu ahnen. Das erreichbare Energieeinsparungspotential liegt gerade mal bei einigen Prozent - ein Tropfen auf den heißen Stein. Dem stehen erheblicher technischer Aufwand und hohe Kosten gegenüber. Letztlich läuft es auf das Prinzip heraus „Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?“
Intelligente Zähler sparen nicht automatisch Energie ein. Sie sparen bei den EVUs Kosten für Investitionen in Kraftwerksleistung und bringen ihnen mehr Geld ein durch höhere kWh-Preise. Den Nutzen haben die Großen, den Schaden die Kleinen. Das Argument „Umweltschonung“ ist nur vorgeschoben, es ist mehr oder weniger Augenwischerei.
Fazit: Man sollte sich nicht über den Tisch ziehen lassen! Vor dem Einbau eines solchen neuen Zähler empfiehlt es sich dringend, Kosten und Nutzen genau gegeneinander abzuwägen.