Von Pontius zu Pilatus

Spaß mit Ärzten

10. März 2016, 10:28 Uhr | Marcel Consée

Diagnosen können schwierig sein, selbst wenn allseits anerkannte Spezialisten mit modernster Medizintechnik im Spiel sind.

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Es war Anfang März, als sich mein Sohn im Sportunterricht eine Prellung am Knie zuzog – was Kindern halt so passiert, nicht weiter schlimm. In der orthopädischen Tagesklinik wurde geultraschallt und ein Zink-Leim-Verband angelegt. Eine Woche später hinkte das Kind noch immer, also war ein zweiter Verband fällig. Ende März dann hinkten wir zur vertrauten Kinderärztin, die einen weiteren Verband anlegte, kurz darauf zu einem renommierten Orthopäden, der eine weitere Ultraschallaufnahme anfertigte und etwas von »sekundärem Krankheitsgewinn« (vulgo: Simulant) murmelte. Er empfahl trotzdem Computertomographie mit Option auf Kernspin des Knies. Ein offensichtlich vom Privatversichertenstatus inspirierter Vorschlag.
Anfang April sandte eine andere Kinderärztin, weniger vertraut, doch wärmestens empfohlen, den Elfjährigen in eine sehr bekannte Kinderklinik in der Münchner Innenstadt. Dort wurde eine Röntgenaufnahme des Knies angefertigt und, da ergebnislos, ein neuer Verband angelegt.

Das Hinken wurde nicht besser, glücklicherweise schienen sich jedoch die Schmerzen im Rahmen zu halten.Weitere zwei Wochen später – inzwischen wurde unter anderem Blut untersucht – verwies besagte zweite Kinderärztin ihren neuen Patienten an »ihren« Kinderorthopäden. Immerhin ergatterten wir Anfang Mai bei diesem einen Termin. Dieser währte fünf Minuten; ein geübter Blick reichte, um das Kind »sofort« stationär in eine orthopädische Klinik einzuweisen, wo noch am selben Tag eine Hüftoperation (»Knieschmerzen deuten bei Kindern meist auf Hüfte hin, und sehen sie doch, wie er läuft!«) durchgeführt wurde (»das hätten die Kollegen schon vor Wochen erkennen müssen«). Nun heilen die Nähte, Sohn läuft wieder, und die zweite Kinderärztin sowie der Ein-Blick-Orthopäde haben neue Fans. Ohne MRT.


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