Nokia-CEO Stephen Elop

Vom Katastrophenmanager zum Totengräber

10. Juli 2011, 13:02 Uhr | Frank Riemenschneider
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Alle Hersteller wünschen sich eine Partnerschaft mit einem Provider - außer Elop

Vor 7 Jahren war Nokia auch auf dem großen US-Markt Marktführer. Seitdem ist der Marktanteil stetig gefallen, heute dümpelt Nokia auf dem Niveau eines Nischenanbieters herum. Der Grund sind keine schlecht designten Geräte, ein mieses Ecosystem oder das Symbian-OS (bevor es von Elop am 11.2.2011 verbal liquidiert wurde), sondern schlicht und ergreifend ein miserables Verhältnis zu den großen US-Telekom-Providern wie AT&T oder Verizon, die für die Markteinführung neuer Geräte in den USA eine extrem wichtige Rolle spielen.

Im Januar 2011 erzielte das US-Verkaufsteam von Nokia einen unter diesen Rahmenbedingungen fast unglaublichen Erfolg: AT&T war bereits, das X7 von Nokia zu promoten (=zu subventionieren), man schlug sogar vor, auf dem Mobile World Congress in Barcelona ein gemeinsames Event mit AT&T-CEO Randall L. Stephenson und Stephen Elop aufzusetzen, auf dem die Partnerschaft verkündet werden sollte. Was aber tat Elop? Er sagte die Markteinführung des X7 kurzerhand ab und trat stattdessen mit Microsoft-CEO Steve Ballmer auf, um nicht nur das Ende von Symbian zu verkünden, sondern auch auf den zukünftigen "Erfolg" (Zahlen dazu s.o.) von Windows Phone anzustoßen.

Hätte Elop den Deal mit AT&T klar gemacht, hätte er eine Art Heldenstatus bekommen können angesichts der Tatsache, dass seine zwei Vorgänger daran gescheitert sind, Nokia wieder bei einem großen US-Provider ins Boot zu bekommen. Stattdessen vergraulte er die Amerikaner vermutlich endgültig, beerdigt Symbian und macht nur einen glücklich: Steve Ballmer und dessen Untertanen aus Redmond. Auch hier darf die Frage gestellt werden, wessen Interessen Elop eigentlich vertritt.

Handy-Chef Stephen Elop als Totengräber

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Microsoft-CEO Steve Ballmer  seinen Freund Stephen Elop bald wieder in Redmond begrüßen - als seinen Nachfolger?
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Nebenbei bemerkt: AT&T hat Stand heute 26 subventionierte Smartphones von Apple, Samsung, RIM, HP, HTC, LG und Motorola im Programm, Verizon deren 40 und T-Mobile USA 48 Geräte. Von diesen 114 Geräten trägt genau eines (!) den Aufdruck Nokia: Das Nokia Astound (in Deutschland unter der Bezeichnung C7 erhältlich) bei T-Mobile.

Fazit

Lassen Sie mich die Ergebnisse der Ära Stephen Elop bei Nokia zusammenfassen: Aktienkurs um 52 % gesunken, das erfolgreichste OS der Welt (Symbian) beerdigt, das beste Smartphone seit langem (N9) den wichtigsten europäischen Kunden vorenthalten, mit Windows Phone auf ein OS gesetzt, dass von den Kunden nicht geliebt und dank Skype von den Telekom-Providern derart gehasst wird, dass es in den Läden vermutlich nicht ein einziges subventioniertes Handy mit Windows Phone und Skype geben wird, einen für den US-Markt historischen Deal mit AT&T ausgeschlagen, und last but not least den Marktanteil von 29 % in Q4 2010 bis Ende 2011 vermutlich mehr als halbiert - und nebenbei dem Chiplieferanten Texas Instruments nach dessen eigener Aussage noch die Quartalsbilanz verhagelt.

Welcher CEO kann eine solch desaströse Bilanz in nur 9 Monaten vorweisen und was muss noch passieren, damit der Aufsichtsrat Elop endlich vor die Tür setzt? Ich weiß es nicht.


  1. Vom Katastrophenmanager zum Totengräber
  2. Windows Phone's Marktanteil in Microsofts stärkstem Markt: 1 %
  3. Alle Hersteller wünschen sich eine Partnerschaft mit einem Provider - außer Elop

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