Der Absturz geht weiter

Nokia streicht 10.000 Stellen – auch Deutschland betroffen

14. Juni 2012, 10:52 Uhr | Frank Riemenschneider

Der finnische Handy-Hersteller Nokia will bis Ende 2013 weltweit bis zu 10.000 Stellen streichen, u.a. sollen auch 730 Arbeitsplätze in Ulm wegfallen. Es wurden zudem einmal mehr einige Top-Manager gefeuert und eine neue Strategie ausgerufen.

Diesen Artikel anhören

In Ulm arbeiten derzeit 730 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung, der Standort soll schon Ende September 2012 schließen, wie Nokia mitteilte. In Deutschland hat Nokia noch weitere Standorte z.B. in Berlin für die Entwicklung ortsbasierter Dienste. Weltweit werden 10.000 Stellen getrichen. Bereits im April 2011 kündigte Nokia Einsparungen an. Der Konzern teilte damals mit, 4.000 Stellen zu streichen und weitere 3.000 auszulagern. Das Werk im rumänischen Cluj mit 2.200 Beschäftigten wurde bereits Ende 2011 geschlossen. Nokia hatte die Produktion erst 2008 gegen Proteste der deutschen Politik und Gewerkschaften von Bochum dorthin verlegt. Seinerzeit hatte sich der Konzern von der Fertigung in Siebenbürgen Kostenvorteile versprochen.

Einmal mehr wurde zusammen mit den Sparmaßnahmen auch eine neue Strategie verkündet:. Der Plan ist, den Fokus auf die neuen Smartphones der Marke Lumia und verwandte Angebote wie ortsbasierte Dienste zu verlagern. Dafür gibt es Kürzungen bei anderen Geschäftsbereichen.

Neue Führung

Mit der neuen Strategie geht auch ein Umbau des Managements einher. Marketingchefin Jerri DeVard, Handy-Chefin Mary McDowell und Niklas Savander als Zuständiger für Märkte müssen ihren Hut nehmen.

Damit wird die Abhängigkeit von Lumia-Smartphones mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows Phone weiter steigen. Diese starteten im vergangenen Herbst eher mäßig, durch einen Softwarefehler beim Lumia 900 kam es zudem zu Verbindungsabbrüchen, so dass US-Kunden eine Gutschrift in Höhe von 100 US-Dollar auf ihre AT&T-Rechnung erhielten. Somit haben diese Kunden das Smartphone, das bei dem US-Netzbetreiber für 99,99 US-Dollar mit Vertrag angeboten wird, dann rechnerisch kostenlos erhalten.

Die Probleme bei Nokia sind offenbar so groß, dass selbst Chip-Lieferanten für die Finnen als Marketing-Vehikel in den Ring steigen: Bei der Entwicklerkonferenz “Uplinq” des kalifornischen Halbleiterherstellers Qualcomm, der die Snapdragon-Applikations- und Basisbandprozessoren für die Lumia-Handys liefert, gibt es Ende Juni Vorträge u.a. zu den Themen “Let’s Do Business: Nokia’s Unique Approach for Your App Business” und “Introducing the Windows Store” – ob es hilft, sei dahingestellt. Die Nokia-Aktie verlor im vorbörslichen Handel in Frankfurt 5,5 Prozent.


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu NOKIA GmbH