Die Wirtschaftslage ist schlecht, die Steuern zu hoch, die Bürokratie nervt, die Karriere stockt? Dann könnte sich eine berufliche Veränderung ins Ausland lohnen. Ein neuer Ratgeber erklärt, wie man es richtig anstellt.
Wer hat nicht schon mal mit dem Gedanken gespielt, alles hinter sich zu lassen und ins Ausland zu wechseln? Vielleicht nach Asien, wo es keinen lästigen Winter gibt, sondern das ganze Jahr die Sonne scheint, wo es noch echte Aufbruchstimmung gibt? Oder als Ingenieur nach Afrika, Entwicklungshilfe leisten und dabei Wertvolles für das Leben lernen? Oder wenigstens in die Schweiz, das beliebteste Ziel deutscher Auswanderer: Im Vergleich zu Resteuropa verdient man hier fast ein Viertel mehr, vor allem potenzielle Geschäftsführer mittelständischer Betriebe sind gesucht, schreibt die Autorin des Buches »Karriere im Ausland«, Dr. Vera Blömer. Die Diplom-Volkswirtin und ehemalige McKinsey-Beraterin hat den Schritt aus Deutschland selbst vorgemacht. Sie arbeitet heute als Interimsmanagerin auf Malta.
Laut Allensbach-Institut spielen etwa 20 Prozent der Deutschen mit dem Gedanken, den Lebensmittelpunkt ins Ausland zu verlagern. Tatsächlich sind es aber lt. Statistischem Bundesamt noch nicht mal 1 Prozent, die es tatsächlich tun. Die Dunkelziffer scheint allerdings höher, denn nur ein Teil derjenigen, die ganz oder teilweise im Ausland leben, melden sich beim Einwohnermeldeamt ab.
Über 18.000 Deutsche wanderten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2006 in die Schweiz aus, 13.200 in die USA und immerhin noch 10.345 zum Nachbarn Österreich. Insgesamt waren es 155.000 Bundesbürger. Die Beweggründe? Natürlich immer individueller Natur, doch wirtschaftliche und strukturelle Gründe gibt es auch: Zum Beispiel ist die Steuer- und Abgabenlast in Deutschland höher als anderswo. Forscher klagen häufig über Einschränkungen, über schlechte finanzielle Ausstattung. Und nicht zuletzt ist Deutschland in Sachen Vereinbarkeit von Beruf und Familie Entwicklungsland – auch für den Partner könnte der Gang ins Ausland also Chancen bieten. Männlich und um die 32 ist der klassische Auswanderer, Frauen sind im Schnitt 2,5 Jahre jünger, wenn sie die Bundesrepublik verlassen. Die Mehrheit stellen junge Wissenschaftler und gut ausgebildete Fachkräfte - vor allem starke, unternehmerische Persönlichkeiten. Teils starten sie aus Eigeninitiative, teils werden sie von der eigenen Firma entsendet.
Wie stellt man es an? Und wo hat man die besten Chancen? Blömer hat ein übersichtliches Buch mit den wichtigsten Tipps und Adressen zusammengestellt. So macht es einen Unterscheid, ob man auf eigene Faust loszieht, oder sich als Expatriate von der eigenen Firma entsenden lässt. Internationale Firmen schicken ihre Mitarbeiter am häufigsten in die USA, nach China, Großbritannien oder Singapur, dicht gefolgt von den wachstumsstarken Ländern Indien und Russland. Allerdings müssen man gerade in letzteren auch die meisten Klippen umschiffen, warnt Blömer. In den USA etwa sei der Kulturschock geringer.
Auch die Motivation spielt eine entscheidende Rolle. Was konkret soll der Auslandsaufenthalt bewirken? Mehr Geld? Mehr Lebensqualität? Oder das entscheidende Quentchen Erfahrung, das dem Lebenslauf noch fehlt?
Auf 176 Seiten erklärt die Autorin anschaulich, was es zu beachten gibt, welche Arbeitsformen sich anbieten, wie Jobsuche, Bewerbung und Umzug von statten gehen. Für potenzielle Expatriates nennt sie gängige Entsendungspraktiken und gibt Tipps zu Verhandlungen mit dem Arbeitgeber. Hilfreiche Adressen am Schluss des Buches und nützliche Literaturhinweise runden das Buch ab. Es ist im Walhalla-Verlag erschienen und kostet 19,90 Euro, bestellbar über Amazon.