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Technik für Kinder

12. Juni 2013, 13:55 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

"Wir haben in Deutschland viele gute Fußballer. Warum?"

Heidi Heigl ist Geschäftsführerin des Vereins. Sie erklärt, warum Technikbegeisterung schon vor der Pubertät geweckt werden muss.  

Karriere-ing.de: Technikförderung und MINT ist in aller Munde, vor allem für Mädchen gibt es diverse Programme, z.B. den Girls Day. Experten vermissen aber Programme, die deutlich früher ansetzen.

Richtig – inzwischen gibt es Gottseidank immer mehr Initiativen in Deutschland, die es sich auf die Fahnen geschrieben haben, den Techniknachwuchs zu fördern – vor allem auch Mädchen. Wir geben den Experten Recht und sind absolut davon überzeugt, dass wir früher – vorpubertär – ansetzen müssen. Wir haben in Deutschland viele gute Fußballer. Warum? Weil die meisten „Dreikäsehoch“ schon in die „Fußballschule“ gehen.

Wer mit 15 Jahren zum ersten Mal einen Ball vor die Füße gelegt bekommt, hat schlechte Karten, mit 18 in der Bundesliga zu spielen. Ebenso wenig können wir erwarten, in den Abschlussklassen mit einem Praktikum das Feuer für Technik zu entfachen. Diejenigen Mädchen, die am Girls Day in Technikberufe hineinschnuppern oder am Technikcamp teilnehmen, haben meist schon viel früher „Blut geleckt“. 

Je eher wir die Lust an der Technik wecken, desto zielorientierter gehen junge Menschen ihren Weg. Wenn ein Kind weiß, warum es z.B. Mathematik lernen soll und wozu das gut ist, ist „Mathe“ interessant und keine graue Theorie mehr. Nur wer seine Talente kennt, kann daraus berufliche Perspektiven entwickeln. Selbstverständlich profitieren Unternehmen von gut qualifizierten und motivierten Nachwuchsfachkräften.

Zum Thema „Mädchen in Technikberufen“: Regelmäßig erhalte ich Rückmeldung von Unternehmen, dass Mädchen, die sich bewusst für einen technischen Beruf entscheiden, extrem ehrgeizig und ihren männlichen Kollegen häufig überlegen sind.

Wie sieht es mit Technik-Angeboten für Kinder im Grundschul- und vor allem im Kindergartenalter aus?

Die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ bietet deutschlandweit ebenso wie die „Initiative Junge Forscherinnen und Forscher e.V.“  u.a. Fortbildungen für Erzieherinnen im Kindergarten an, die den Kindern dann naturwissenschaftliche Phänomene nahe bringen.

Welche Rolle spielt Ihr TFK-Verein?

„TfK – Technik für Kinder e.V.“ konzentriert sich in erster Linie auf die Kinder zwischen 9 – 12 Jahren. Die Praxis bestätigt uns täglich, dass die Mädchen und Jungen gerade in diesem Alter „reif“ für die spannende „Welt der Technik“ sind – neugierig, offen und experimentierfreudig! Spielerisch entdecken unsere jungen „Technikdetektiven“ wie spannend und einfach „Technik“ sein kann, die uns alltäglich umgibt.

Die Industrie scheint aus Eigeninteresse heraus für das Thema Technikförderung zunehmend sensibilisiert zu sein. Besteht hier bereits ein nennenswertes Engagement?

„TfK – Technik für Kinder“ ist ein Gemeinschaftsprojekt. Der große Erfolg liegt vor allem darin begründet, dass alle Beteiligten mit vollem Herzblut dabei sind. Seit August 2010 konnten wir bereits 7.940 Mädchen und Jungen an 2.043 Veranstaltungstagen für „Technik“ begeistern! Angesagt ist Selbermachen und freies Experimentieren. Ihre Bausätze dürfen die Kinder mit nach Hause nehmen.

Derzeit stehen den Kindern 400 Tutoren – technische Auszubildende von Unternehmen und Studenten – zur Seite. Auch pensionierte „Meister Eder“ geben ihr Wissen gerne an die junge Generation weiter. Unsere Tutoren sind unsere „Schatzkiste“ und eine tragende Säule unseres Zukunftsprojekts.

Ebenso wichtig und wertvoll sind unsere Partner – in erster Linie Unternehmen, die als Mitglied oder Sponsor in ihre eigene Zukunft investieren. 188 sind schon mit im Boot und unterstützten uns dabei, dem Fachkräftemangel wirksam zu begegnen. Auch die Politik setzt Zeichen. Wir freuen uns darüber und sind stolz darauf, eine Förderung über ESF (Europäischen Sozialfonds) zu erhalten.

Es handelt sich dabei um eine Kofinanzierung; das heißt, jeder Euro, der dem Projekt zufließt, wird zusätzlich noch durch EU-Gelder bezuschusst. Ein multiplizierender Stellhebel, der uns ermöglicht, das Projekt großflächig anzubieten.

Welche Angebote gibt es derzeit für die ganz Kleinen? Ab wann sollte Technikförderung überhaupt beginnen?

Unserer Erfahrung nach erforschen Kinder in den ersten Lebensjahren ihre Umgebung überwiegend eigenständig – z.B. durch Beobachten und Anfassen. Unsere Programme sind schon etwas anspruchsvoller und überwiegend für 4. – 6. Klasse konzipiert. Diese Kinder suchen Herausforderungen und brauchen den Input von Experten. Erfolgserlebnisse prägen sie und sind häufig die Initialzündung für berufliche Weichenstellung. Es sind in erster Linie Emotionen, die uns Zielen nahe bringen. 

Gibt es eine Zusammenarbeit mit den Branchen-Verbänden? 

Wir sind noch recht jung und daher (noch) nicht mit allen Institutionen vernetzt. Natürlich bestehen Verbindungen – wir ziehen alle am gleichen Strang und profitieren von unseren Erfahrungen. So stellen wir jungen Bastlern und Tüftlern z.B. auf unserer Homepage und Newsletter die „wissenswerkstatt“ vor, die im Januar 2013 ihre Pforten in Passau eröffnet hat und Kinder einlädt, „Technik zum Anfassen“ hautnah zu erleben.

 


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