Schlüsselqualifikation

Informationstechniker - droht ein Engpass?

11. März 2014, 11:15 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Warum man mit soliden Grundlagen in Elektrotechnik überall gesucht ist

Wie wichtig intelligentes Lastmanagement ist, verdeutlicht ein im Dezember veröffentlichter Report des Verbandes europäischer Netzbetreiber (Entso-E), der vor einem möglichen Kollaps des Energieleitungsnetzes warnt, vor allem bei starker Windstromeinspeisung im Norden und hohem Verbrauch im Süden.

Auch ein niedriger Strombedarf im Süden Deutschlands könnte bei starkem Wind im Norden zum Kollaps der Netze führen. Es geht also darum, die Netzauslastung intelligent auszutarieren. Moderne Wechselrichter für Photovoltaik-Anlagen beispielsweise verfügen heute über Funktionen zum Reporting und Datenexport und über integrierte Webserver und Datenlogger mit der Möglichkeit zur weltweiten Anlagenüberwachung per Computer oder Smartphone.

Ab 2020 sollen neue Internet-Technologien Zukunftstrends wie Industrie 4.0 und vernetzte Mobilität entscheidend prägen, meldet der VDE. Die Ausweitung des breitbandigen, mobilen Internets der Dinge auf bewegte Objekte und Echtzeitanwendungen, das "Taktile Internet", sei ein wichtiger Innovationsbereich, in dem Deutschland neue Wirtschaftszweige für sich und international erschließen kann. Motor des Ganzen: Informations- und Kommunikationstechnik.

Zukünftige Anwendungen wie ferngesteuerte Operationsroboter, Sensor-Aktor-Systeme in Fabriken oder im intelligenten Stromnetz sowie die IKT-basierte Verkehrssteuerung erfordern künftig neben der Bandbreite vernetzte und örtlich verteilte Systeme mit weitaus niedrigeren Reaktionszeiten von Ende-zu-Ende, deutlich unter 10 Millisekunden. Das "Taktile Internet", das die VDE-Experten ab 2020 erwarten, benötigt demnach Netze, die Reaktionszeiten im Bereich einer Millisekunde ermöglichen, von denen wir heute noch weit entfernt sind.

Laut VDE ist es wichtige Zukunftsaufgabe, die wissenschaftlich-technische Kompetenz in Deutschland zu erhalten und auszubauen, innovative Internet-Technologien und Anwendungen im eigenen Land zu entwickeln, herzustellen und einzusetzen sowie weltweite Standards mitzugestalten.  

Ein weiteres Trendthema der „Energy“ auf der Hannover Messe sind Virtuelle Kraftwerke, die erneuerbare Energien und Speichertechnologien verbinden und so zur Netzstabilität beitragen. Dank einer großen Bandbreite von Energieerzeugern - Windkraft- und Photovoltaikanlagen oder Biogas-Blockheizkraftwerke - lassen sich mit virtuellen Kraftwerken Differenzen zwischen Stromerzeugung und -bedarf ausgleichen.

Neben spezieller Software für intelligentes Energiemanagement kommt es dabei auf zuverlässige Informations- und Kommunikationstechnologien an, die Verbrauchs- oder Wetterdaten ermitteln, übertragen und auswerten. Zahlreiche Firmen - darunter mittelständische Spezialisten wie Kisters, mdex, a-eberle oder Kries-Energietechnik - haben sich auf diesen Bedarf eingestellt und suchen Mitarbeiter, in der Regel aus den Fachbereichen Elektronik, Nachrichtentechnik und Technische Informatik. Häufig wird mehrjähriger Erfahrung in Hard- u. Softwareentwicklung auf Mikroprozessorebene verlangt.

Personalberater Thomas Hegger hat sich unter anderem auf den Arbeitsmarkt Elektro- und Automatisierungstechnik spezialisiert und ist auch Mitglied im VDE-Berufsausschuss. Er rät angehenden E-Technik-Studenten, das künftige Arbeitsfeld erstmal außen vor zu lassen.

Vor allem wenn man plant, mit dem Bachelor von der Uni oder FH abzugehen. "Ich rate davon ab, bereits im Bachelor-Studium Spezialisierungen, etwa in Form von Energieübertragungstechnik als Teilbereich der Energietechnik, zu treffen. Besser ist es, die Grundlagen der Elektrotechnik so sauber wie möglich abzudecken, die jeweilige Einarbeitung in den jeweiligen Job erfolgt dann ohnehin in den Unternehmen!" Zumal man als Elektrotechnik-Absolvent universell einsetzbar sei - also auch in einer Wunschbranche wie der Energietechnik.

Rückmeldungen aus der Industrie zufolge dürfte der Stellenmarkt in diesem Jahr anziehen, auch im Bereich der Automatisierung. „Unternehmen wollen in diesem Jahr Belegschaft aufbauen, vor allem im kundennahen Bereich wie Produktmanagement und Vertrieb.“, so Hegger.


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