Kurt Schaffner von KS Führung&Management ist ehemaliger Personalchef und heute selbstständiger Unternehmensberater. Auch er bestätigt: „Die Mehrzahl der Topmanagement-Positionen wird auch heute noch von Personalberatern besetzt.“
Ebenso gängig ist die Methode, Posten über Netzwerkkontakte zu besetzen. In der Regel sind erfolgreiche Manager gut vernetzt, weshalb nicht wenige nach einem Ausscheiden eine zweite Karriere als Personalberater versuchen. Das kann Kurt Schaffner bestätigen: „Auf Geschäftsführer-Ebene spielen Netzwerkkontakte zu anderen obersten Entscheidern eine große Rolle.“ Werden also Führungspositionen immer noch auf dem Golfplatz vergeben?
Zumindest früher sei das so gewesen, bestätigt Michael Winkler. Inzwischen aber seltener geworden, da mehr und mehr im Markt gescannt werde, wer der oder die besten Kandidat für die gesuchte Aufgabe sei. „Der Wettbewerbsdruck für Unternehmen ist deutlich gewachsen in den letzten Jahren, Unternehmensbesitzer können sich kaum noch Fehlbesetzungen leisten.“, weiß Winkler. Auch Kurt Schaffner relativiert das Märchen der Golfplatz-Connection: „Das stimmt nur teilweise. Der Golfclub kann ein Teil der Netzwerkkontakte sein. Das gleiche gilt aber für Lions, Rotary oder andere Verbände.“
Gibt es noch andere, weniger elitäre Gelegenheiten, die sich empfehlen? Michael Winkler empfiehlt, für einen neuen Job möglichst alle Kanäle zu nutzen. „So sollte man zum Beispiel auch das Internet und die Zeitungen nach geeigneten Positionen scannen. Social media würde ich jetzt nicht aktiv nutzen, lieber passiv beobachten.“ Warum nicht? Winkler: „Da die Suche über diese Form der Medien für einen Geschäftsführer eine völlig untergeordnete Rolle spielt, könnte sich das gegebenenfalls auch ungünstig für den Suchenden auswirken.“
Auch Thomas Hegger relativiert: “Social Media ist eine Glaubensfrage, am Karriereanfang kann es sinnvoll sein, später hat man seine persönlichen Netzwerke aufgebaut und ist nicht mehr auf Xing etc. angewiesen.“ Er wisse von einigen, dass sie sich dort wieder abgemeldet bzw. ihr Profil unlesbar gemacht hätten, „da sie zu viele unseriöse Anfragen erhalten haben“. Wer als Chef sein Profil auf Plattformen wie Experteer oder Monster hinterlassen wolle, sollte es zumindest komplett anonymisieren, „d.h. nicht nur den Namen weglassen, sondern auch die Unternehmensnamen, zumindest der beiden letzten Positionen, damit nicht alle mitbekommen, dass man auf der Suche ist.“
Kurt Schaffner relativiert nach Branchen: „Für IT, Medien oder Werbefirmen halte ich social media für vertretbar, für andere eher nicht. Diskretion, Seriosität und ein bewusstes ‚sich unterscheiden wollen‘ von der Suche in anderen Hierarchieebenen“ spielt hier rein. Oftmals werden selbst Personaler im Unternehmen ausgeklammert, wenn Toppositionen besetzt werden.“
Christina Höfner von der PSD Group hingegen hält zumindest LinkedIn im High-Tech-Bereich für eine gute Wahl: „Asiaten und Amerikaner, darunter auch CEOs, findet man hier.“ LinkedIn sei, anders als die deutschsprachige Xing-Seite, sehr international ausgerichtet.
Und was ist mit "klassischen" Medien wie der Tageszeitung? Lohnt sich beispielsweise eine Anzeige unter "Stellengesuche"?
Für Kurt Schaffner eher nicht („Spielt für diese Ebene eine untergeordnete Rolle“), für Michael Winkler mit Einschränkung, da der Rücklauf „zu mehr als 90 Prozent“ ungeeignet sei. Andererseits: „Es reicht ein guter Rücklauf, dann hätte es sich schon gelohnt. Also: Wer zuvor als Geschäftsführer gearbeitet hat, sollte dieses Geld investieren.“