Kollege Christian Pape, Vorstand der Pape Consulting Group, sieht die großen Halbleiterfirmen vor gravierenden Imageverlusten, sollte sich an deren Rekrutierungspraxis nichts ändern. »Zu viele Turbulenzen in der Vergangenheit und starre, zum Teil arrogante Selektionsprozesse haben deren Image als Arbeitgeber stark geschwächt. Die Organisationen sind verkrustet, ›Inzucht‹ bei der Führungskräfteentwicklung sorgt für Stagnation, es gibt wenig neue Ideen. Nur sind die Firmen aber auch selbst schuld an ihrem Dilemma, eine Langfrist-Personalstrategie gibt es nicht, man bohrt die immer gleichen Löcher, macht immer wieder die gleichen Fehler, ist starr, wenig kreativ und unflexibel in den Suchmethoden und beispielsweise auch nicht bereit, Profile von qualifizierten Quereinsteigern zu betrachten. Andere Branchen ziehen hier vorbei und bekommen dadurch die besseren Mitarbeiter«, konstatiert der Headhunter, selbst lange Jahre exklusiv für National Semiconductor tätig, nüchtern.
Die Halbleiterindustrie müsse aufpassen, dass sie nicht nur »keine neuen Ingenieure« mehr bekomme, sondern ihr nicht auch noch die guten Mitarbeiter abhanden kämen. »Wir sehen eine große latente Unzufriedenheit der qualifizierten Mitarbeiter. Und sobald Personalberater hier genug bohren, sind sie weg«, warnt er. Eine Abkühlung der starken Nachfrage nach Fach- und Führungskräften sieht er indes auch nicht.
Schlagwort »Employer Branding«
Nach Ansicht von Christian Pape investieren die Halbleiterunternehmen viel zu wenig in ihr Image. Fatal, denn inzwischen gäbe es interessante Alternativen für gute Leute, etwa in der Photovoltaik-, Automotive- oder Sensorik-Industrie. »Diese Bereiche bedienen wir zunehmend und wir sehen hier auch viel flexiblere, engagierte und dynamische Firmen, die experimentierfreudiger sind, stark wachsen, genau die Profile aus der Halbleiter-Industrie suchen und sich zunehmend gemeinsam mit uns ein gutes Image als attraktiver Arbeitgeber aufbauen!«
Das Schlagwort dazu heißt »Employer Branding«. Vom Buzz-Word hat es sich inzwischen zum echten Trend gemausert, nach Auskunft von Employer-Branding-Experte Markus Eicher von WBPR auch und gerade in der Elektronikindustrie. »Der Bedarf ist hier unglaublich groß, die Budgets sind da.« Eicher hält auf Einladung des Fachverbandes Elektronik Design (FED) auf der nächsten Konferenz in Bamberg einen Vortrag zu Employer Branding, drei Kunden aus der Elektronikindustrie berät sein Team gerade strategisch.