Branchenkollege Norbert Ritter von Ritter&Partner stimmt dem zu: »Wir sehen die Nachfrage nach technischem Personal in Entwicklung, Applikation, Service etc. ungebrochen.« Thomas Hegger von Hegger Riemann&Partner widerspricht nicht: »Ingenieurmangel, ja! Bis auf die Halbleiterindustrie, die zur Zeit eher zurückhaltend agiert, sind die Aussichten für Elektronik- und Maschinenbauingenieure positiv, da der Nachwuchs fehlt und nicht abzusehen ist, wie die Lücke gefüllt werden kann.« Vor allem in der Automatisierungs- und Antriebstechnik herrsche permanenter Bedarf, auch in der Hard- und Softwareentwicklung, »wenngleich die Planungen hier vorsichtiger zu werden scheinen«, wie Hegger registriert.
»Der Bedarf an Fachkräften ist ungebrochen«
Kollege Sascha Brinker von Pardus Consulting stößt ins selbe Horn: »Der Bedarf an Fachkräften ist ungebrochen, wobei sich der Trend zu einer dedizierten Einstellungspolitik fortsetzt.« Brinker beobachtet, dass sich Halbleiterfirmen gegenwärtig mit Einstellungen zurückhalten und lieber abwarten. Konjunkturunabhängig sehe er das Recruiting in der Halbleiterbranche daher »bestimmt nicht«, aber die Suche nach qualifizierten Bewerbern werde sukzessive schwieriger.
Am Ingenieurbedarf an sich dürfte auch eine tatsächliche Abschwächung der Konjunktur nichts ändern. Die Zahl der Berufstätigen zwischen 30 und 45 Jahren wird sich bis 2015 um 25 Prozent verringern, die der Hochqualifizierten noch stärker. Der demographische Wandel liegt nicht mehr fern: Schon übernächstes Jahr geht die Generation der Babyboomer in Rente.
Deshalb lässt sich in Deutschland auch keine nachlassende Bemühung um Bewerber feststellen. Laut einer Umfrage unter 124 personalsuchenden Konzernen und mittelständischen Unternehmen im Sommersemester 2008 rechnet – anders als in den Vorjahren – keine der Firmen mit einem sinkenden Mitarbeiterstand. 54 Prozent haben einen steigenden Bedarf, weitere 25 Prozent sprechen sogar von einem stark steigenden Personalbedarf und die übrigen 21 Prozent rechnen mit einem gleich bleibenden Bedarf – auf hohem Niveau.