Sie behaupten sich als eher hochpreisiger deutscher Hersteller am Markt. Worauf kommt es an?
Wir können hier im Hochlohnland Deutschland 90 Prozent unserer Produkte produzieren, weil wir Vielfalt in Serie anbieten - durch kundenspezifische Lösungen in standardisierten, robusten und somit wirtschaftlichen Prozessen. Das ist unser Geheimnis. Wir wollen nicht der billigste, aber im Wettbewerb der günstigste sein. Niedrige Preise sind keine Lösung, damit haben Sie höchstens kurzfristigen Erfolg, den Preisvorteil werden andere bald wieder unterbieten – und den Preiskampf überstehen Sie hierzulande nicht! Die Lösung liegt immer in der Qualität zu günstigen Preisen.
China kann aber inzwischen auch mehr als nur billig.
Vergessen Sie nicht, dass auch im Ausland die Produktionskosten steigen: Allein in Shanghai haben sie sich in den letzten 10 Jahren die Personalkosten von qualifizierten Mitarbeitern um 1000 Prozent erhöht. Wir müssen immer einen Schritt voraus sein: Unsere Maschineneinrichter richten heute durch verbesserte, auch digital unterstützte, Einrichtprozesse Losgrößen mit einem Viertel der Stückzahl als vor ein paar Jahren. Wo die physikalische Grenze liegt, weiß keiner. Jede Maschine ist über die Betriebsdatenerfassung registriert, so kann jederzeit ein virtueller Zugriff auf Kapazität und Ressourcen erfolgen. Dabei geht es nicht mehr nur um Kontrolle, sondern um die Steuerung der Produktion in Richtung „single piece flow“. Da ist eine unglaubliche Entwicklung in Gang die zeigt, wo die Reise bei Industrie 4.0 hingeht. Übrigens schon länger, als es der momentane Hype vermuten ließe. Oder um es anders zu formulieren: das Kind ist längst geboren, hat aber jetzt erst einen Namen bekommen.
Manche sorgen sich angesichts der Fortschritte um die Arbeitsplätze in der Produktion.
Um auf Ihre Fragen nach den Erfolgskriterien zurückzukommen: Über all dem stehen unsere Mitarbeiter, die die Fäden in der Hand halten und mitdenken. Sie sind in Kompetenz und Charakter nicht vergleichbar und auch nicht zu ersetzen, eine Verlagerung der Produktion ins Ausland wäre somit ein Fehler und Rückschritt. Wir haben hier in Deutschland ganz andere Werte, etwa was die Wechselwilligkeit betrifft: Nach dem chinesischen Neujahrsfest haben sich in China gut 30 Prozent der Belegschaft verändert – auch Ingenieure. In Deutschland hingegen ist Kontinuität entscheidend für unsere Kompetenz.
Das Gespräch führte Corinne Schindlbeck