Flankierend gewährt das Unternehmen jedem Programmteilnehmer monatlich 300 Euro als zinsloses Darlehen. Wer nach seinem Studienabschluss mindestens zwei Jahre beim Unternehmen arbeitet, muss den Kredit nicht zurückzahlen. Außerdem bekommen die angehenden Ingenieure Unterstützung bei ihren Studienarbeiten. Sie werden in Praxisprojekte, auch im Ausland, eingebunden und bekommen einen persönlichen Mentor zur Seite gestellt. Den können sie theoretisch, manche auch praktisch, zu jeder Tag- und Nachtzeit anrufen und um Hilfe bei fachlichen Fragen bitten. »Kurz vor einer Prüfung war mir etwas unklar«, erzählt Petritzikis, »aber mein Projektleiter hat mir dabei geholfen. Diese zusätzlichen Diskussionen haben mir Sicherheit gegeben, was sich dann positiv auf meine Prüfung ausgewirkt hat.«
Für das Programm bewerben kann sich im Prinzip jeder Ingenieurstudierende mit guten Noten ab dem zweiten Semester. Am Anfang steht ein sechswöchiges Praktikum in den Semesterferien. Anschließend arbeiten die jungen Leute als Werkstudenten, bekommen also noch zusätzlich Geld, oder sie arbeiten an einem Projekt. Mittelfristig möchte Keating mehr als ein Dutzend Teilnehmer dank STEP auf die Karriereleiter bei Zander setzen. Betreut werden die Studierenden von den Projektleitern. »Die machen das gern«, sagt Keating, »schließlich standen sie vor zehn Jahren an der gleichen Stelle.«
Die Förderung läuft bis zum Ende des Studiums, und wer dann doch keinen Arbeitsvertrag unterschreiben will, muss das Darlehen in moderaten Teilbeträgen zurückzahlen. »Ich möchte aber gern dabeibleiben«, versichert Dimitrios Petritzikis. Nach zwei Jahren gilt das Darlehen als getilgt. Die Reaktionen seiner Kommilitonen? »Die finden das toll, die sind begeistert.« In den meisten Unternehmen setzt die Suche nach begabten Ingenieuren heute schon an der Hochschule an. Hergestellt und gefestigt wird die Nachwuchsbindung durch Personal-Werbetage vor Ort, im In- und Ausland angebotene Praktika, Mentoring und Zuschüsse zum Lebensunterhalt.
Auch Branchengrößen wie TI und Rohde & Schwarz sind hier aktiv. Deshalb misst man dem Studiensponsoring noch keine große Bedeutung bei. »Wir hatten bisher keine Anfragen hinsichtlich der Übernahme von Studiengebühren«, sagt Anke Pickhardt von Texas Instruments, »das ist noch relativ selten in Deutschland.« Und auch Caroline Michalski, verantwortlich für das Hochschulmarketing von Rohde & Schwarz, wiegelt ab. »Wir begeistern, motivieren und binden den Nachwuchs lieber durch Fachtrainings, persönliche Nähe und Weiterbildungsangebote in den Soft Skills.« Das ist vernünftig, das ist State of the Art im Recruiting. Aber was ist, wenn mehr und mehr Ingenieur-Nachfrager darüber hinaus mit Bargeld winken?
Spendierhosen mit weit geöffneten Taschen
Eine ganze Reihe von Unternehmen hat Spendierhosen mit weit geöffneten Taschen für den ingenieurwissenschaftlichen Nachwuchs. So sponsert das württembergische Unternehmen Kärcher einen deutsch-französischen Maschinenbau- Studiengang (DEFIS), der in Kooperation mit der Technischen Universität Karlsruhe veranstaltet wird. Sägenhersteller Stihl in Waiblingen bietet eine Patenschaft für fachlich qualifizierte Ingenieurstudenten aus dem Maschinenbau; deren Ausgestaltung wird individuell verhandelt.