Wie beurteilen Personalberater den Arbeitsmarkt speziell für Elektronikingenieure? Renate Schuh-Eder von Schuh-Eder Consulting: „Ich denke, der Arbeitsmarkt ist etwas abhängig von der Region "gut in Schuss" und insgesamt positiv! Auch einige Firmen, die im ersten und zweiten Quartal einen „Hiring Freeze“ verhängt hatten, stellen nun wieder ein.“
Sie selbst beurteilt ihre Auftragslage als „ausgesprochen gut“, wenn gleich die Entscheidungen nach oben wanderten: "Ohne 'Umweg' geht fast gar nichts mehr“, sagt Schuh-Eder. Die Bürokratie steige enorm, Kostendruck sei überall an der Tagesordnung, „und unterschreiben darf eigentlich nur noch der CEO wie mir scheint. “ Einen Outsourcing-Trend an Ingenieurdienstleister kann sie zumindest für die Elektronikindustrie nicht feststellen.
Renate Schuh-Eders Geschäftspartner Michael Köhler sieht das ähnlich: "Die Nachfrage nach Ingenieuren ist nach wie vor ungebrochen hoch. Gesucht wird aber sehr, sehr speziell, nach exakt definierter Spezifikation. Quereinsteiger haben nahezu keine Chancen." Aufträge hat Köhler derzeit vor allem im Bereich Applikation, überwiegend Analog und Power. Einen Outsourcing-Trend in Richtung Ingenieurdienstleister sieht Köhler "bei unseren Klienten nicht".
Günter Reinhold ist Managing Partner bei der Pape Consulting Group. Sein Statement ist eindeutig: „Ingenieure sind Mangelware. Es gibt sicher ein paar Ausnahmebereiche, indem dies nicht so ist, jedoch nicht im stark technischen Umfeld, in dem wir uns bewegen.“ Pape bearbeitet die technischen Kernsegmente IT; Telecom, Maschinenbau, Elektrotechnik, Chemie und Automotive. Reinholds besondere Expertise liege in den Segmenten Elektrotechnik, Automatisierung und Energietechnik.
„Grundsätzlich ist die Umzugsbereitschaft der Kandidaten rückläufig. Dies ist sicher auch abhängig von der angebotenen Funktion, allerdings ist dieser Trend klar zu erkennen. Dies liegt an vielen Faktoren. Die Nachfrage nach gut qualifizierten Ingenieuren ist nach wie vor hoch, die Anforderungen der Firmen allerdings auch und somit wird es immer schwieriger eine Passung zu finden.“, sagt Reinhold.
Auch das Bachelor- und Master-Studium schaffe hier keine Verbesserung, im Gegenteil: „Damit ist für die Unternehmen der Ausbildungsstand der Kandidaten nicht mehr klar erkennbar. Dies gilt insbesondere für stark Know-How getriebene Funktionen.“
Besonders groß sei die Nachfrage in der Energietechnik. „Fast alle Unternehmen hier suchen erfahrene Experten für ihr Geschäft und finden diese nicht. Die Überalterung in den Unternehmen nimmt zu und die Know-How Träger gehen in den Ruhestand.
In der Elektrotechnik ist die Situation etwas entspannter, allerdings nur mit einer zeitlichen Verzögerung.“
Gibt es einen Trend zu Outsourcing an Ingenieurdienstleister? „Arbeitnehmerüberlassung und Werkverträge gibt es in der Elektronikbranche doch schon länger, insbesondere in der Vorfertigung.“, sagt Reinhold. Das sei nichts Besonderes mehr.