Dieses Denken entpuppt sich oft als Fallstrick. Unter anderem, weil die geschäftlichen Beziehungen meist weniger tragfähig sind als vermutet – zumindest, wenn es um die Stellensuche geht. Außerdem werden Geschäftsführer von Mittelständlern und Führungskräfte aus der zweiten oder dritten Konzernreihe nach einem Jobverlust – im Gegensatz zu Konzernlenkern wie Ron Sommer und Wolfgang Bernhard – nicht automatisch von anderen Unternehmen und Headhuntern kontaktiert; ihnen werden auch keine lukrativen »Übergangs-Jobs« bei Beteiligungsgesellschaften offeriert.
Entsprechend zäh und langwierig gestaltet sich oft ihre Jobsuche. Zumindest wenn eines der folgenden Hindernisse besteht: starke Spezialisierung, der Wunsch, sich einkommensmäßig nicht zu verschlechtern. Oder die Person ist älter als 45 Jahre. Oder sie möchte wegen der schulpflichtigen Kinder in der Region bleiben. Dann kann sich die Stellensuche über viele Monate erstrecken – auch weil die Auswahlverfahren beim Besetzen von Schlüsselpositionen in Unternehmen meist langwierig sind.
Professionelle Unterstützer suchen
Hieraus ergibt sich eine weitere Gefahr: Je mehr Zeit seit dem Ausscheiden aus dem alten Betrieb verstrichen ist, umso kritischer beäugen die Unternehmen den Kandidaten. Sie fragen sich: Warum hat der noch keine neue Stelle gefunden, wenn er so spitze ist, wie er behauptet? Dieser Gefahr war sich auch Karl Hübner bewusst. Deshalb beschloss er, aktiv zu werden – zumal er das mahnende Beispiel eines Berufskollegen vor Augen hatte. Der hatte sich als Verkaufsleiter Central Europe eines Konsumgüterherstellers nach einem Merger ganz darauf verlassen, mit seinem Netzwerk schnell eine neue Stelle zu finden. Doch neun Monate nach seiner Entlassung war er immer noch ohne Job.
Deshalb heuerte er mangels Alternative in England bei einem Unternehmen an – als Sales Director für so »wichtige« Staaten wie Tschetschenien und Kasachstan. Mit der Folge, dass er mit Kind und Kegel nach London umziehen musste und fortan fast nur noch im Flugzeug saß. Jedoch nicht lange – nach einem halben Jahr sagte ihm auch sein neuer Arbeitgeber »Good bye«. Und die Jobsuche begann von neuem.
Auch mal ums Eck denken
Dieses Schicksal wollte Hübner seiner Familie ersparen. Deshalb kontaktierte er einen auf das Vermitteln von »Executives« spezialisierten Berater. Mit ihm definierte er, welche Anforderungen die neue Stelle erfüllen sollte. Außerdem analysierten sie die besonderen Herausforderungen in Hübners aktuellem Job und die Merkmale, die den Vertrieb des Unternehmens kennzeichnen. Das war nötig, weil Hübner auf die Frage des Beraters, welche Unternehmen er sich als künftige Arbeitgeber vorstellen könne, nur die Mitbewerber seines aktuellen Arbeitgebers nennen konnte.