Für Köhler spielt vor allem eine gute Kommunikation mit dem Chef eine tragende Rolle – und die Arbeitsinhalte. Seiner Erfahrung nach wird es gefährlich, wenn der Job zu sehr in Routine ausartet und der Mitarbeiter sich langweilt. Sei der Job hingehend spannend und mit Perspektive, bleibe der Mitarbeiter in der Regel. Und er ergänzt: »Identifizierung mit der Aufgabe, Eigenverantwortung, Freiheit, Vertrauen, das wollen die Mitarbeiter. Das sollte sichergestellt werden, damit ein Mitarbeiter bleibt.«
Dass interessante Arbeitsinhalte wichtig sind, davon ist auch Heike Paustian von Sharp Electronics überzeugt. Zurzeit sei beispielsweise der Bereich Solar äußerst attraktiv und somit ein Magnet für Mitarbeiter, die sich innerhalb des Unternehmens verändern wollen. Doch auch Freiräume und Handlungsspielräume binden ihrer Auffassung nach die Mitarbeiter ans Unternehmen. Ergebnis: »Unsere Ingenieure sind durchschnittlich 14 Jahre im Unternehmen. Wir behalten die Kompetenzen im Haus.«
Rohde & Schwarz bemüht sich ebenfalls, die Arbeitsinhalte interessant und ansprechend zu gestalten, um für Arbeitnehmer attraktiv zu sein. Zudem würden die Mitarbeiter stark in neue Entwicklungsprozesse eingebunden und ihnen viel Eigenverantwortung gegeben. »Faszination an der Aufgabe, neue Spielfelder entdecken, neue Produkte entwickeln – das sind Dinge, die die Mitarbeiter begeistert und das Feuer in ihren Augen weckt«, so Hans Knapek, Human Resource Department.
Nicht jeder Chef hat auch Führungsqualitäten
Doch nicht jeder, der eine leitende Position hat, ist auch dafür geeignet. Vollmering sagt: »Mitarbeiter kommen zum Unternehmen, verlassen aber den Chef.« Nur ein offener Dialog durch den Chef mit seinen Mitarbeitern trage dazu bei, dass der Mitarbeiter sich wohl fühlt und die Aufgabe, die er hat, als sinnvoll empfindet. Die zentrale Frage sei nämlich: »Macht das, was ich hier als Angestellter im Unternehmen mache, Sinn? schafft das Wert?«
Doch wenn der Chef keine Führungsqualitäten besitzt, den offenen Dialog nicht beherrscht, mehr kontrolliert statt vertraut und darüber hinaus auch keine Anerkennung zeigt, dann ist er für den Posten nicht geeignet. Brehler kennt die Hintergründe für die folgenreiche Fehlbesetzung: »Es gibt Leute, die Karriere machen wollen, die Verantwortung tragen wollen. Und es gibt Leute, die einfach glücklich sind mit ihren technischen Inhalten. Diese fühlen sich dann jedoch genötigt, eine leitende Position zu übernehmen, was sie in Wirklichkeit aber gar nicht wollen.«
Auch Köhler kennt das Problem. Nach seiner Erfahrung meinen viele Manager bzw. ihr Umfeld trichtere ihnen ein, sie kämen nur weiter, wenn sie Manager werden. »Ich sehe, dass viele Ingenieure zufrieden sind mit ihrem Job. Was ihnen fehlt, ist jedoch die notwendige Anerkennung. Leider herrscht in Deutschland meistens immer noch die Mentalität: Nicht geschimpft ist schon ein Lob.«