Claudia Gollner, Physikerin an der TU Wien.
"Über Umwege hab ich meinen Weg in die Grundlagenforschung des Bereichs der Laserphysik gefunden. Meinen Abschluss habe ich auf einer Kunstschule gemacht und mich danach für ein Jahr in das Studium der Mathematik verirrt. Wobei es mich immer öfter in Vorlesungen der technischen Physik verschlagen hat. Ich habe kurzerhand umgesattelt und bin ich bis heute mit großem Enthusiasmus Physikerin.
Die Leidenschaft am Forschungsbetrieb habe ich allerdings erst während meines Masterstudiums an der Johannes Kepler Universität Linz entdeckt, wo ich für meine Abschlussarbeit an chaotischen Lasern aus Quantenpunkten geforscht habe.
Mit einem Master of Science und der ersten Publikation in der Tasche, durfte ich mit der Unterstützung eines Vollstipendiums weiter ans Imperial College London, um einen Master of Research in „Controlled Quantum Dynamics“ zu erlangen.
Für mein Doktorat hat es mich 2017 wieder zurück nach Österreich verschlagen, an das Institut für Photonik an der TU Wien. Die Forschungsgruppe unter der Leitung von Dr. Andrius Baltuska ist spezialisiert auf die Entwicklung und Anwendung von hochintensiven, ultrakurzen Laserpulsen. Mein persönliches Spezialgebiet ist dabei intensive Terahertz (THz) Strahlung – ein Spektralbereich zwischen Mikrowellen und Infrarotstrahlung, mit vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten, von der Grundlagenforschung über Biomedizin- oder Sicherheitstechnik.
Aufgrund des einzigartigen Lasersystems in unserem Labor, ist es uns kürzlich gelungen neue Meilensteine bei der Herstellung von THz Pulsen, in Bezug auf die erzeugte Energie sowie spektrale Bandbreite, zu setzen.
Warum ich meine Aufgabe mag?
In der Grundlagenforschung zu arbeiten, speziell in der Experimentalphysik, bietet eine Vielzahl an interessanten Aufgabenstellungen und Möglichkeiten. Zum einen sind es neue experimentelle Aufbauten sowie die Datenanalyse, bis hin zum Verfassen eigener Publikationen.
Zum anderen ist es der rege Austausch in einem internationalen Team, die weltweite Zusammenarbeit mit Kollaborateuren anderer Institute und die Teilnahme an Konferenzen und Forschungsaufenthalten im Ausland. Und last but not least ist die Hauptaufage meiner Arbeit, an hochenergetischen Lasern zu basteln - und damit zu spielen.
Was könnte die Industrie noch tun, um mehr Frauen für Elektronik und IT zu begeistern?
Zusätzlich zu einer gendergerechten Sprache, sollte meines Erachtens die Politik weiter eingreifen. So lange gewisse Berufsgruppen in der Mehrzahlform männlich konnotiert sind, wie z. B. 'die Physiker', 'die Techniker' oder ähnliches, ist es für junge Mädchen oft wenig ermutigend diese Berufe in Erwägung zu ziehen. Weil sie sich nicht damit identifizieren können.
So lange Kindererziehung nach wie vor hauptsächlich der Rolle der Frau zugeschrieben wird, ist es für uns unmöglich eine Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt zu erlangen.
Verständlicherweise stellt die Industrie bevorzugt jene Bevölkerungsgruppe ein, welche nicht automatisch aufgrund der Kindererziehung für längere Zeit ausfällt.
Des Weiteren fehlen Frauen genau diese Jahre am Arbeitsmarkt, um Beziehungen aufzubauen und Erfahrungen zu sammeln. Unter anderem deswegen sind Frauen weniger in Führungspositionen vertretenen.
Deshalb ist eine verpflichtende und gleichberechtigte Karenzzeit für beide Elternteile unabdingbar für einen gleichberechtigten Arbeitsmarkt."