Zwar sähe die Human Resources Alliance, ein Zusammenschluss von Personalern und Personalverbänden, die Kollegen gerne »jenseits der Henkerrolle«. Doch eben in derselben lässt sie sich momentan mehrheitlich verorten. Auch wenn Thomas Sattelberger, Gründungsmitglied der HR Alliance und Personalvorstand der Telekom AG, tapfer gegen die trüben Wolken anpustet – »Mit unserem Verhaltensszenario möchten wir Personalmanager dazu ermutigen, sich nicht mit der Rolle passiver Exekutoren zu begnügen, sondern selbstbewusst und produktiv auf die Krise zu reagieren« – klingt es im Abgang doch eher nach Pfeifen im dunklen Wald.
»Gute Personalarbeit beweist sich gerade in schweren Zeichen.« Gewiss. Aber wie ist die zu leisten, wenn das Top-Management auf die Kosten starrt und seinen »strategischen Partnern« den Gebrauch des Rasenmähers anempfiehlt? Mehr als 80 Prozent aller deutschen Unternehmen sind von den tektonischen Verschiebungen an den weltweiten Finanz- und Absatzmärkten betroffen. Bis zu zwei Drittel der Betriebe klagen über Liquiditätsprobleme, knapp die Hälfte verzeichnet Um- und Absatzrückgänge.
In der Krise regiert der Rotstift
In der Krise regiert der Rotstift: »Die meisten reagieren mit Kosteneinsparungen, Personalabbau und Standortschließungen «, erklärt Dr. Udo Bohdal, Partner HR Advisory Services bei Deloitte. Er hält das für zu kurz gesprungen: »Jede Stelle kann nur einmal abgebaut werden. Somit bleibt auch der Effekt einmalig. »Augen auf und durch« lautet der Titel einer Studie, mit der sich das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen unlängst an die Personalabteilungen wandte – begleitet von dem kollegialen Schulterstupser, bei der Bewältigung der Krise gerne behilflich sein zu wollen.
Mit dem Wort »Krise« ist die wirtschaftliche Großwetterlage gemeint. Mit der Macht gesammelter und aggregierter Kollegenaussagen beschwört Deloitte die HR-Manager, um Gottes willen nichts übers Knie zu brechen. »Der notwendige personelle Aderlass von heute kann sich bereits morgen als Wettbewerbsnachteil erweisen.« Generelle Einstellungsstopps seien nur bedingt empfehlenswert, heißt es weiter, wichtiger sei »die Stärkung relevanter Unternehmensbereiche wie des Vertriebs«. Doch das wissen die HR-Profis ohnehin. Auch ohne dass man ihnen dazu extra auf die Nase binden muss, wie vergleichsweise irrelevant ihre Funktion ist.
Vor dem aktuellen Krisenhintergrund hat sich Deloitte unter Personalern umgehört und deren Einschätzungen in Säulen- und Tortendiagrammen komprimiert. Nach Ansicht der Studienteilnehmer sei nicht mit einer schnellen Erholung zu rechnen. Die Krise dauere mindestens bis 2010 an. Von jenen, die bereits Umsatzeinbrüche verzeichnen, will ein Großteil mit Stellenabbau und Schließungen reagieren. Will oder muss? 44 Prozent der HR-Manager befürchten dadurch ernsthafte Probleme bei der Mitarbeitermotivation – und fühlen sich überfordert. Denn sie müssen diese Maßnahmen umsetzen und sind Anlaufstelle für Mitarbeiter und Management gleichermaßen.