Oliver-Wyman-Studie

»Die Existenz einer ganzen Branche steht auf dem Spiel«

19. Mai 2009, 16:51 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Chinesischer Markt für Halbleiter zeigt starke Aufwärtsbewegung

Speziell in Taiwan, aber auch in China seien in den letzten Jahren die Fertigungskapazitäten deutlich ausgebaut worden. Dadurch sei Asiens Anteil am weltweiten Produktionsvolumen von 29 Prozent im Jahr 2000 auf 48 Prozent im Jahr 2007 in die Höhe geschnellt. Der europäische Anteil hingegen sei im gleichen Zeitraum von 15 auf 11 Prozent zurückgegangen.

Chinesischer Markt für Halbleiter zeigt starke Aufwärtsbewegung

Beachtlich findet Oliver Wyman auch das durchschnittliche jährliche Umsatzwachstum der taiwanesischen und chinesischen Chipindustrie für die Jahre 2003 bis 2007: Taiwan kam mit TSMC und UMC als umsatzstärkste Foundries auf rund 17 Prozent. Auch in Zukunft werde der Markt in Taiwan wachsen, zumal die Unternehmen durch die Regierung weiterhin unterstützt würden. Chinas Halbleiterbranche – freilich von einem niedrigerem Niveau ausgehend – habe sogar eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von rund 35 Prozent aufgewiesen. Ingesamt zeige der chinesische Markt für Halbleiter eine starke Aufwärtsbewegung, die trotz Wirtschaftskrise und kurzfristiger Reduzierung von Produktionsvolumen bis zum Jahr 2015 anhalten werde.

Top-Manager aus China und Taiwan gaben den Beratern zu Protokoll, dass sie bis 2015 insgesamt 1,5 bis 2 Milliarden US-Dollar in Forschung und Entwicklung investieren würden. In Summe nannten die befragten Manager fast zehn konkrete Projekte, die den Bau von Frontend- Fertigungen in China betreffen sollen. Die USA wurde von den Asiaten im Standortvergleich mit Europa, China, Japan und Taiwan am stärksten eingeschätzt, vor allem wegen seiner Kompetenzen in Marketing, Forschung und Produktentwicklung.

Europa steht in ihren Augen abgeschlagen auf dem letzten Platz. Der Grund: Europäische Halbleiterunternehmen stünden für hohe Arbeitskosten, geringe Mitarbeiterflexibilität und damit für eine geringe Fertigungsattraktivität. Hier lägen chinesische Anbieter mit deutlichem Abstand vor allen anderen Wettbewerbern. Beim Vertrieb und beim Produktmarketing schnitten alle Regionen gleich gut ab.

»In den Bereichen Forschung und Produktentwicklung können sich europäische Halbleiterhersteller deutlich von ihren Konkurrenten in Asien absetzen«, sagt Jens Milnikel, Partner und Hightechexperte bei Oliver Wyman und verantwortlich für die Umfrage. Dieser Kompetenzvorsprung sei international immer noch ein klarer Wettbewerbsvorteil, weil sich die Europäer damit neue Geschäfte erschließen und eine starke Kundenbindung in den Branchen Telekommunikation, Industrieelektronik und Automobil schaffen würden.

Kooperationen mit Kunden auf der Prioritätenskala

Chips für Auto-Airbags, Strom sparendere Handys oder neue Personalausweise: »In diese enge Geschäftsbeziehung kann niemand leicht eindringen, denn dazu bedarf es einer intensiven Zusammenarbeit von Produktmarketing und Produktentwicklung. Genau hierauf aber konzentrieren sich die chinesischen und taiwanesischen Wettbewerber bis zum Jahr 2015«, so Milnikel. Produktinnovationen, das Rekrutieren von Entwicklungsingenieuren sowie Kooperationen mit Kunden stünden folglich bei den asiatischen Top-Managern ganz oben auf der Prioritätenskala.

 


  1. »Die Existenz einer ganzen Branche steht auf dem Spiel«
  2. Chinesischer Markt für Halbleiter zeigt starke Aufwärtsbewegung
  3. Selbst bei Produktinnovationen wird heute deutlich gespart
  4. Stärker in F&E von Kerntechnologien investieren
  5. Handlungsempfehlungen für Europas Halbleiterindustrie

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