Problem Nummer zwei: Unternehmen fremdeln mit ihrem Nachwuchs. Sackmann nennt die Generation Y und Z auch gerne »Curling-Generation«. Die möchte sich ja angeblich nicht mehr so sehr festlegen, hegt dabei aber hohe Erwartungen an den Arbeitgeber und liefert gleichzeitig selbstbewusst Bewerbungen ohne roten Faden und mit orthographischen Defiziten ab. Kurz: gnadenlos verwöhnt, weil ihnen die Helikopter-Eltern jedwedes Hindernis stets bereitwillig aus dem Weg gewischt haben. »Die Curling-Generation ist eine Herausforderung für Führungskräfte!« konstatiert Sackmann fast ein wenig mitleidig.
Umso mehr, weil viele Führungskräfte häufig ja keine echten Führungskräfte sind, sondern einfach gute Techniker, denen man Personalverantwortung übertragen hat.
Abhilfe schafft die Unterscheidung zwischen Fach- und Führungskarrieren und deren Etablierung im Unternehmen. »Ein Vorgesetzter muss nicht alle Fachfragen wissen«, so Sackmann, »er hat andere Aufgaben: Verantwortung, muss motivieren, offen sein und tolerant, muss organisieren, Feedback geben.« Gerade letzteres sei für die junge Generation elementar, »ein Jahresgespräch allein entspricht nicht diesem Anspruch, das reicht nicht für eine Feedback-Kultur!«
Wenn Sonja Sackmann in die Unternehmen geholt wird, dann arbeitet sie vor allem an der Entwicklung einer werteorientierten Unternehmenskultur. Als Voraussetzung für eine Arbeitswelt 4.0. Überzeugt Führungskräfte, dass es sinnvoll ist, Fehler zuzulassen. Nicht, »wer war’s?« zu fragen, sondern »wie können wir es besser machen«. Dadurch werden »Belegschaften« zu »Intrapreneuren« nach Vorbild von Mitarbeitern, »die täglich in die Arbeit kommen mit der Bereitschaft, sich feuern zu lassen. Die gerne mal was wagen und den Mut dazu haben.«
Aber was genau will denn jetzt eigentlich diese »Generation Curling«? Welche Erwartungen haben Bewerber und Mitarbeiter heute an einen Arbeitgeber? Sackmann wirft eine Folie an die Wand, auf der eine Rangliste zu sehen ist. An oberster Stelle steht dort der Begriff »Sicherheit«, gefolgt von »Wohlbefinden« und der »Gewissheit, das tun zu dürfen, was man gut kann«. Auf Platz vier folgen »Tolle Kollegen«, Platz 5 nehmen »Hervorragende Führungskräfte« ein. Erst auf Platz sechs folgt der als Begriff viel strapazierte »Anspruch auf Freiraum«, der gemeinhin der jungen Generation Y und Z zugeschrieben wird.
Nicht neu? Stimmt!