Udo Wirth rät zu allererst zu Selbsterkenntnis und Realitätsnähe. „Gehen Sie mit Ihrer Situation ehrlich und offen um, sowohl nach außen, aber vor allem sich selbst gegenüber, lügen Sie sich nicht in die Tasche und akzeptieren Sie Tatsachen. Dokumentieren Sie Ihre realistische Selbsteinschätzung auch in Ihren Bewerbungsunterlagen und in den Gesprächen – Sie müssen wissen, Sie sitzen in der Regel Profis gegenüber, denen Sie keine Show vormachen brauchen und können. Außerdem wirken Sie dabei als Kandidat viel sympathischer, ehrlicher, offener und authentischer.
Informieren und integrieren Sie vor allem Ihre Familie über und in die Situation. Sie brauchen hier Rückhalt, wenn es um Veränderungsprozesse geht (Umzug, niedrigeres Einkommen usw.). Eine am Telefon positiv gestimmte Ehepartnerin macht viel her, wenn der Headhunter anruft! Genauso wie Kinder, die wissen, wie man sich am Telefon ausdrückt – das strahlt auf Sie aus!
Wissen Sie gar nicht mehr weiter, haben schon viele Rückschläge erlebt oder sind sich unsicher in Ihrer Bewerbungsstrategie, dann scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, auch wenn die was kostet – Sie tätigen eine Investition in Ihre Zukunft. Aber wählen Sie sorgsam aus, lassen Sie sich Empfehlungen geben, suchen Sie Partner, bei denen Sie ein gutes Bauchgefühl haben und die über langjährige Erfahrungen verfügen und pragmatisch agieren. Meiden Sie Gurus und Theoretikern. Und bedenken Sie, der beste Coach kann nicht Ihre Rolle einnehmen; eine erfolgreiche Beratung führt in der Regel immer über den Weg zur Selbsthilfe. Sie müssen sich bewerben, nicht der Coach.
Managementpositionen werden oft nicht über Stellenanzeigen besetzt. Persönliche Kontakte, Empfehlungen und die direkte Kontaktaufnahme über Personalberater sind hier Wege, die sehr oft genutzt werden. Als Bewerber sollten Sie ebenfalls diese Wege nutzen. Unaufgeforderte Bewerbungen können Sie vernachlässigen – außer Sie wissen, dass der Empfänger konkret eine für Sie evtl. geeignete Position zu besetzen hat – ansonsten landet Ihre Bewerbung im Mülleimer.
Die Ausnahme ist natürlich, dass Sie etwas ganz besonderes anzubieten haben, z.B. Markt-, Produkt- oder/und Konkurrenzkenntnisse, die für das Unternehmen interessant sein könnten. Solche Aspekte gehören dann aber nicht in eine klassische Bewerbung, hier muss man über Networking den direkten Kontakt suchen.
Gerade weil Sie ein Profi sind, ist das Vermeiden von Bewerbungsfehlern sehr wichtig. Ich kann hier jetzt nicht alles aufzählen, was es zu vermeiden gilt. Aber ein paar zentrale Hinweise schon:
Achten Sie auf Form und Übersichtlichkeit, vor allem auch bei E-Mail-Bewerbungen, vermeiden Sie den Eindruck einer Mailingaktion.
Gehen Sie auf die Anforderungen ein, aber kommen Sie auf den Punkt, denn„in der Kürze liegt die Würze“.
Aber vergessen Sie oder verschleiern Sie nichts.
Vermeiden Sie Selbstlob (es stinkt) und die platte Aufzählung von Selbstverständlichkeiten: „Sie sind mir seit vielen Jahren als erfolgreiches Beratungsunternehmen bekannt; darf ich mich Ihnen als erfolgreicher, führungsstarker, zielorientierter und unternehmerisch denkender Manager vorstellen, der…… usw. Das sind alles nichtssagende Plattitüden, die man von jeder Führungskraft erwartet. Also lassen Sie das und werden konkret; zeigen Sie in knapper und klarer Darstellung Ihre Erfolge auf und versuchen Sie, einen kurzen und prägnanten Eindruck Ihrer Person zu hinterlassen!
Versuchen Sie, im gesamten Bewerbungsprozess Punkte zu finden, die Sie aus der Masse herausheben, dazu bedarf es keiner Beschreibung „Ihrer tollen Person“, sondern einer akribischen Analyse des Suchprofils und einer ebensolchen der eigenen Fähigkeiten, Stärken und Schwächen.
Gehen Sie mit Gehaltsfragen vorsichtig und diplomatisch um. Nichts ist so schwierig wie Rückzieher machen zu wollen oder zu müssen. Ein "Minus"-Punkt für die Glaubwürdigkeit!
Fallen Sie dem Suchenden nicht lästig und rufen ihn zweimal die Woche an oder bombardieren ihn mit E-Mails. Wenn Ihre Bewerbung interessant ist, kommt er auf Sie zu. Ein gelegentliches Nachfragen, sollte man nach 2-3 Wochen nichts gehört haben, ist natürlich kein Problem. Auf der anderen Seite: geben Sie ausführliche Kontaktinformationen ab, seien Sie erreichbar und rufen auch umgehend zurück, wenn man mit Ihnen sprechen will; und informieren Sie auch Ihre Familie!
Gehen Sie mit Absagen relaxed um, versuchen Sie, daraus Rückschlüsse für künftiges Handeln zu ziehen, akzeptieren Sie Entscheidungen, auch wenn Sie diese selbst nicht ganz nachvollziehen können. Es ist leider so, dass eine Bewerbung gelegentlich ein gewisses Stochern im Nebel ist, denn man kennt weder alle Entscheider und deren Überlegungen noch alle Mitbewerber. Außerdem ändern sich gelegentlich im Laufe des Entscheidungsprozesses Parameter oder neue Überlegungen kommen hinzu. Das alles ist für einen externen oft nicht nachvollziehbar und auch schwierig zu vermitteln. Aber je weiter Sie in dem Entscheidungsprozess vorangekommen sind, desto konkreter sollten die Entscheidungen schon mit Ihnen diskutiert werden.
Zum Schluss: für den Einzelnen braucht der Manager-Arbeitsmarkt weder Tabu noch Grauzone sein. Wer sich unabhängig informiert, selbstkritisch mit sich umgeht, aktiv und flexibel ist und nicht aufgibt, wird eine Lösung finden. Aber vor allem: schauen Sie nach vorne und sehen Sie über Vergangenes hinweg, denn die Zukunft gilt es zu gestalten. Und das ist die wesentliche Aufgabe des Managements.