Mikroelektronikmarkt boomt im Jahr 2017

Speicherchips treiben Chip-Markt zu neuen Rekordumsätzen

13. April 2018, 9:35 Uhr | Frank Riemenschneider
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Laut einer ZVEi-Studie hat der weltweite Mikroelektronikmarkt 2017 um 21 Prozent auf 412 Milliarden US-Dollar zugelegt. Das war das größte Wachstum seit der Jahrtausendwende. Umsatztreiber waren Speicherchips, aber auch ohne dieses Segment lag das Plus des Weltmarkts bei fast zehn Prozent.

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Der europäische Markt betrug 38 Milliarden US-Dollar. Europäer sind führend bei Halbleitern für die Segmente Automobilelektronik und Industrieelektronik. Mit Portfolio-Anteilen von 33 und 24 Prozent sind die Europäer im weltweiten Vergleich am stärksten auf diese Wachstumsfelder fokussiert. Der Mikroelektronik-Trendanalyse des ZVEI zufolge lassen diese Segmente in den kommenden fünf Jahren weiter hohe Zuwächse erwarten. Abnehmer sind hier vor allem die Hersteller von Automobil-Elektronik und die Unternehmen der Automation. Immer mehr Fahrerassistenzsysteme und die Elektromobilität sind dabei die Treiber im Bereich Automobilelektronik. Industrie 4.0 und das Internet of Things sind die Herausforderungen der Industrieelektronik.

Asiens Weltmarktanteil war 2017 mit gut 61 Prozent dominierend. Allein auf China entfielen 131 Milliarden US-Dollar von den insgesamt 412 Milliarden US-Dollar. Damit war dieses Land erstmals der größte Einzelmarkt weltweit. Der Analyse des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie zufolge zeigt China künftig mit plus 4,6 Prozent weiterhin das größte Wachstum. Der chinesische Markt wird bis 2022 auf 165 Milliarden US-Dollar ansteigen. Sein Anteil wächst damit leicht auf ein Drittel des Weltmarkts. Der europäische Markt an Halbleitern wächst nur um gut drei Prozent. Sein Anteil am Weltmarkt wird dadurch auf dem heutigen Niveau von neun Prozent bleiben.

 

ZVEI Mikroelektronik-Trendanalyse - die langfristigen Trends

Micro wird von Speicher und Logik als größtes Segment abgelöst, die Speicher haben 2017 um 61,5 % gegenüber 2016 zugenommen.
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Von 31 Speicher-Herstellern im Jahr 1990 blieben 2017 gerade einmal 5 übrig. Taiwans Speicherindustrie hat den mörderischen Wettbewerb nicht überlebt.
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Bis 2000 waren Japan und Amerika Nr. 1, mittlerweile ist China das größte Abnehmerland für Halbleiter (Marktanteil 32 % in 2017).
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Langfristige Trends

Der stärkste Einbruch in der Geschichte des Mikroelektronikweltmarkts erfolgte im Februar 2009. Bereits 13 Monate später, 3/2010, wurde der Spitzenwert aus dem September 2008 wieder erreicht. Nach moderater Entwicklung gibt es 2017 ein hohes Wachstum (+21,6 Prozent, getrieben durch Speicher). Das Wachstum ohne Speicher beträgt immer noch 9,9 Prozent.
Das Marktvolumen des Welthalbleitermarkts betrug 2017 412 Mrd. US-US Dollar, 21,6 Prozent mehr gegenüber 2016. Der Verbrauch pro Kopf der Weltbevölkerung 2017 betrug 55 US-US Dollar (1995: 25 US-US Dollar), das entspricht einem mittleren Wachstum von 3,6 Prozent pro Jahr. Das langjährige Mikroelektronikmarktwachstum hat sich im einstelligen Bereich eingependelt.
Man kann ein stark unterschiedliches Wachstum der verschiedenen Halbleitertypen feststellen. Micro wird von Speicher und Logik als größtes Segment abgelöst, dafür ist eine extreme Zunahme der Speicher 2017 (+61,5 Prozent gegenüber 2016) verantwortlich. Ein sehr hohes Wachstum ist auch bei Sensoren und Opto-Bauelemente gegeben.
Bei den Stückzahlen liegt das Wachstum seit den 1980er Jahren unverändert bei nahezu 9 Prozent pro Jahr. Der Verbrauch an ICs pro Kopf der Weltbevölkerung hat sich von 8 ICs im Jahr 1995 auf 38 ICs 2017 erhöht.
Die Marktanteile haben sich seit 1986 stark verändert, bis 2000 waren Japan und Amerika Nr. 1. Seit 2000 sind China und der Rest von Asien am stärksten gewachsen. Seit 2008 gibt es einen weiteren Rückgang von Europa und Japan, Amerika und China stehen für steigende Marktanteile. China allein ist inzwischen größtes Abnehmerland für Halbleiter (Marktanteil 32 Prozent in 2017).

ZVEI Mikroelektronik-Trendanalyse - der Ausblick bis 2022

Im Jahr 2022 wird alleine Chinas Anteil bei 33 % liegen, Europa und Japan werden beide mit 9 % Anteil nur noch einstellig vertreten sein.
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Was für ein Unterschied beim pro-Kopf-Verbrauch pro Einwohner: Japan wird 2022 bei 355 Dollar liegen, Europa bei 18 Dollar.
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Wachstumstreiber waren die Marktsegmente Automotive, Industrie und Kommunikation. Die Computer- und Consumer-Industrie hat seit 2002 deutlich an Bedeutung verloren.
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Ausblick bis 2022

Asiens Anteil (inkl. China) am Mikroelektronikmarkt wird 2022 mit rund 300 Mrd. US US Dollar 60 Prozent betragen, wobei China mit 165 Mrd. US Dollar allein 33 Prozent halten wird. Amerikas Anteil wird von 19 auf 22 Prozent anwachsen, mit einem Marktvolumen von 108 Mrd. US Dollar. Europas und Japans Anteil wird bei 45 bzw. 44 Mrd. US Dollar (9 Prozent) liegen.
Trotz Rückgang des Pro-Kopf-Verbrauchs liegt Japan mit 290 US Dollar/Kopf 2017 immer noch mit weitem Abstand an der Spitze und steigt bis 2022 wieder an. Amerika (Nord-, Mittel- und Südamerika) lag 2017 mit 88 US Dollar/Kopf deutlich geringer an zweiter Stelle. Europa (EMEA) bildet das Schlusslicht mit einem Verbrauch von 17 US Dollar/Kopf im Jahr 2017.
2012 lag Deutschland noch mit den USA gleichauf, seitdem steht dort sehr viel stärkeres Wachstum zu Buche. Die EU ist inzwischen im Pro-Kopf-Verbrauch auf den letzten Platz der wesentlichen Elektronikproduzenten zurückgefallen (dies wird sich in den nächsten 5 Jahren nicht ändern).
Automotive ist in Europa von 2000 bis 2017 um 213 Prozent gewachsen (weltweit +297 Prozent), der Industriebereich ist in Europa ebenfalls gewachsen, von 2000 bis 2017 um 114 Prozent (weltweit +217 Prozent). Der Anteil aller anderen Segmente sind deutlich zurückgegangen (zwischen -37 und -59 Prozent).
Der Gesamtumsatz in Europa liegt noch immer 9 % unter dem Wert von 2000.

ZVEI Mikroelektronik-Trendanalyse - Halbleiterfertigung

US-Halbleiterhersteller beherrschen weiterhin den Weltmarkt. Die EU und Japan verlieren weiter, chinesische Firmen sind (noch) unbedeutend.
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Gefertigt werden die Chips primär in Taiwan, das Japan von Platz 1 verdrängt hat. China hat die USA überholt und Südkorea eingeholt.
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Mehr als 50 % der Leading-Edge-Chips (< 25 nm) wird in Taiwan und Südkorea gefertigt. Japan nutzt alte Technologien auch für komplexe ICs.
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Weltweite Halbleiterfertigung

Halbleiterhersteller aus den USA beherrschen weiterhin das Geschehen am Weltmarkt. Mit der EU als Einheit sind Firmen aus nur 6 Ländern maßgeblich an der Herstellung beteiligt, ihr Anteil beträgt nahezu 100 Prozent der Weltproduktion. Anteile in Japan (18 auf 11 Prozent) und Europa (10 auf 8 Prozent) sind deutlich zurückgegangen.
Geht es um den Standort der Wafer-Fabs, hat 2017 hat Taiwan Japan vom ersten Platz verdrängt. 78 Prozent der gesamten Kapazität befindet sich in Asien (einschließlich Japan).  Chinas Anteil ist mit 15,2 Prozent jetzt auf Rang 3, der Anteil chinesischer Firmen beträgt jedoch nur 3 Prozent. Die Europäische Union liegt mit 8,9 Prozent auf Rang 6 (Deutschland mit 3,2 Prozent auf Rang 7). Die Produktion in den USA rückläufig wegen des wachsenden Anteils von fabless-Firmen.
Mehr als die Hälfte der Kapazität für Leading Edge Technologien (< 25nm) befindet sich in Taiwan und Südkorea. Europas Anteil an größeren Linienbreiten ist deutlich höher als Gesamtanteil, weil Europas Stärke im Bereich diskreter Leistungshalbleiter und Smart-Power-ICs liegt. Japan nutzt einen großen Anteil an alten Technologien auch für komplexe ICs.
Bisher ist noch kein Technologieknoten verschwunden, im Gegenteil, seit 2005 ist wieder eine Zunahme von >0,7 μm wegen steigendem Bedarf an Leistungselektronik sichtbar.  Bisher ist auch noch keine Wafergröße verschwunden, obwohl der Anteil der 300-mm-Wafer immer (noch) ständig zunimmt. Ein Einsatz von 450-mm-Wafern steht in den Sternen.
Schaut man auf den Produktionsanteil in der Heimatregion der jeweiligen Hersteller (Front-End Fertigung, inkl. Foundries), stellt man in Amerika einen weiteren Rückgang des Anteils fest, inzwischen beträgt dieser weniger als die Hälfte der Produktion. In Europa haben wir die höchste Verlagerungsrate der Fertigung ins Ausland (weitgehend Asien), während asiatische Firmen entweder in den Heimatländern oder in China produzieren lassen. Japanische und chinesische Firmen produzieren nahezu ausschließlich in ihren Heimatländern.
Der Aufbau neuer Fertigungskapazität erfolgt überwiegend in Asien – Taiwan und Südkorea werden Japan überholen. Europa und Amerika verlieren weiterhin Anteile, bis 2022 wird es eine deutliche Zunahme des chinesischen Anteils geben. Obwohl japanische Firmen neue Fabs ausschließlich in Japan planen, stellt man einen leichter Rückgang des Anteils fest.


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