Mit fast 1.000 Teilnehmern war AMDs Entwicklerkonferenz "APU13" im kalifornischen San Jose besser besucht als jemals zuvor. Dass die Zeiten, in denen AMD eine x86-Prozessor-Firma war, vorbei sind, dokumentierte die Keynote-Rede von ARMs CTO Mike Muller, der über heterogene Prozessor-Systeme sprach.
Knapp 1.000 Teilnehmer über 3 Konferenz-Tage bedeuteten für AMD einen Rekord - die 2.000 Teilnehmer bei Qualcomms Uplinq-Konferenz oder 6.500 bei ARMs TechCon ganz zu schweigen von Intels Mega-Event IDF zeigen allerdings, dass AMD im Konzert der großen Chip-Hersteller nicht mehr mitspielt.
Um nicht länger im Wettbewerb mit Intel um x86-Prozessoren auf verlorenem Posten zu stehen, entschloss man sich daher schon 2012, zukünftig auch auf ARM-Cores zu setzen - speziell im lukrativen Server-Segment.
ARM-CTO Mike Muller, bekannt dafür, dass er sehr weit in die Zukunft blickt, schwor die Teilnehmer auf Grund der Kostenexplosion in der CMOS-Fertigung zunächst auf den Druck von Dünnschichttransitoren ein.
Ausgehend von 1990 stellte er fest, dass der Fortschritt in der CMOS-Technolgie abgesehen vom Schrumpfen der Fertigungsgeometrien gemäß Moores Law sehr limitiert war: Als Parameter nahm Muller dabei die Ladungsträgermobilität, die den Zusammenhang zwischen einem angelegten elektrischen Feld und der Driftgeschwindigkeit von Ladungsträgern angibt und in cm2/Vs gemessen wird, zu Hilfe. Tatsächlich blieb der NMOS-Wert seit 1990 fast unverändert, während der PMOS-Wert, der 1990 noch rund um Faktor 5 unter dem NMOS-Wert lag, durch die beiden Innovationen “gestrecktes Silizium” und “High-K/Metal-Gate” bis heute knapp unter den NMOS-Wert angehoben werden konnte. Über 20 Jahre gesehen ist die Kurve jedoch relativ flach und um überhaupt noch Fortschritte erzielen zu können, sind große Investitionen z.B. in FinFETs und III-V-Germanium notwendig, abgesehen von EUV-Lithographie und anderen Herausforderungen.
Interessant stellen sich dagegen die Fortschritte bei den Dünnschicht-Transistoren dar: Ausgehend von einer Beweglichkeit von 0,0001 cm2/Vs im Jahr 1990 stieg diese bis heute fast Faktor 100.000 an und liegt nur noch rund Faktor 50 unter den CMOS-Werten (1990 betrug der Abstand Faktor 1 Mio.).
ARM implementierte nach Mullers Worten bereits einen Cortex-M0 mit Dünnschichttransitoren, die Fertigungsgeometrie beträgt 2 µm und die maximale Taktfrequenz nur 20 MHz, allerdings stellte Muller fest, dass ja nicht jede Applikation einen Hochleistungs-Prozessor benötigt.
Den größten Vorteil sieht Muller in Kombination mit Druck- und Imprint-Techniken. Hier kann man feststellen, dass ähnlich wie bei Moores Law die Anzahl der Tropfen/s gestiegen und die Größe dieser von 1985 Jahr über Jahr geschrumpft ist mit einer Verdoppelung bzw. Halbierung ca. alle 5 Jahre. So steht man heute bereits mit Tropfengrößen in der Größenordnung zweistelliger µm-Zahlen und 1 Mrd. Tropfen/s, da es Geräte mit 10.000 Düsen gibt.
Diese beiden Erkenntnisse zusammengeführt schlug Muller daher vor, Dünnschichttransitoren (TFT) zu drucken oder per Imprint (z.B. mittels einer DVD-Prägemaschine) aufzubringen.
Während CMOS pro qm ca. 40.000 Dollar kostet, kostet TFT nur 10 Dollar pro qm, also Faktor 1.000 weniger. Dazu kostet ein Drucker, der bei 350 dpi und 200-µm-Druck eine Geschwindigkeit von 20 m/s erreicht, weniger als 1.000 Dollar. Diese “organische Fertigung” eignet sich speziell für Antennen oder Batterien.
Als Alternative bieten sich laut Muller 2 Mio. teure DVD-Pressen an, die im Vergleich zu den Maschinen in heutigen CMOS-Fabs immer noch billig sind. Mit diesen könnten 50-nm-Strukturen aufgebracht werden, wie man sie heute bei BluRay-DVDs hat.
Wann tatsächlich eine Massenfertigung in TFT zumindest Teile der CMOS-Chips ersetzen können wird, liess Muller freilich offen, über das Forschungsstadium ist offenbar auch ARM noch nicht hinweggekommen.