Atmel will im IoT ein großer Player werden und hat im Rahmen dessen ja auch Newport Media gekauft, einen Spezialisten für Wi-Fi und Bluetooth. An diesem Markt ist aber jeder Halbleiterhersteller interessiert. Wo liegen die Unterschiede?
IoT ist bereits heute ein real existierender Markt, auch wenn er noch am Anfang steht. Wenn ich heute mit wichtigen Kunden spreche, dann verfolgen alle ein Ziel: Sie wollen ihre Produkte verbinden. Das gilt auch für Europa und seine großen Industrie- oder Automotive-Unternehmen. All diese Unternehmen sehen in der Connectivity ein wichtiges Ziel. Die Geschwindigkeit, wie dieses Ziel umgesetzt wird, hängt natürlich vom Markt und von den Kunden ab. Wir bringen Atmel in die beste Ausgangsposition, um an diesem Markt größtmöglich partizipieren zu können. Ich bin überzeugt, dass es in der Halbleiterindustrie genau zwei Unternehmenstypen gibt, die am meisten vom IoT-Markt profitieren werden: Das sind die Mikrocontroller-Unternehmen, und das sind die Hersteller von drahtlosen Kommunikationslösungen.
Warum?
Weil die ideale Lösung für das IoT aus der Kombination zwischen einem Low-Power-Mikrocontroller und einer sehr leistungsstarken Funklösung besteht, sei es Wi-Fi, Bluetooth Smart oder ZigBee.
Liegt nicht eher auf der Funkseite das größere Differenzierungspotenzial?
Nein, beide Seiten sind wichtig. Denn die meisten IoT-Geräte werden batteriebetrieben sein, und dann ist ein Mikrocontroller, der sehr wenig Leistung aufnimmt, absolut entscheidend. Einige der ersten IoT-Applikationen sind im Beleuchtungssektor zu finden, oder mittlerweile auch Rauchmelder, und die brauchen alle sehr energiesparende Mikrocontroller. Genau dafür haben wir letztes Jahr Mikrocontroller mit einem Cortex-M0+-Core entwickelt, die sich im Vergleich zu konkurrierenden Lösungen durch eine deutlich niedrigere Leistungsaufnahme auszeichnen. Und wirklich deutlich, denn sie brauchen nur ein Viertel der Leistung wie konkurrierende Controller.
In Hinblick auf die drahtlose Kommunikation halte ich es wiederum für entscheidend, dass ein Mikrocontroller-Hersteller sich dieses Know-how aneignet. Das gilt aber auch für die Wireless-Unternehmen, die sich die Mikrocontroller-Technologie erschließen müssen. Deshalb haben wir Newport Media übernommen. Das Unternehmen verfügt über eine hervorragende Wi-Fi-Technologie, und das gilt besonders in Hinblick auf das IoT. Neben diesen beiden Anforderungen kommt noch ein wichtiger Aspekt beim IoT hinzu: Sicherheit. Aber auch hier können wir punkten, denn wir führen CryptoMemory- und Krypto-Authentication-ICs im Portfolio, die im IoT sehr populär sind. Somit verfügt Atmel über alle benötigten Einzelkomponenten im Unternehmen. Wir können sie in Module zusammenpacken, die dazugehörigen Software-Stacks liefern und damit dem Kunden Komplettlösungen anbieten.
Atmel war erstmals Lead-Partner bei der Entwicklung des Cortex-M7-Cores und hat auch sehr frühzeitig erste Controller damit angekündigt.
Ja, jetzt können wir unseren Kunden einen kompletten Migrationspfad anbieten, angefangen mit den AVR-Controllern über Cortex-M0+-, Cortex-M4- und Cortex-M7-MCUs bis hin zu Cortex-A5-Prozessoren. Und es stimmt: Beim Cortex-M7 wollten wir zum ersten Mal Entwicklungspartner für den neuen Core sein. Historisch betrachtet, hatte Atmel seine AVR- und AVR32-Cores und daneben auch ARM-Produkte. Damals hielten wir es nicht für notwendig, bei der Entwicklung von ARM-Cores dabei zu sein. Das hat sich aber geändert: Heute investieren wir sehr stark in ARM-Mikrocontroller, und daran werden wir festhalten, weil wir mit diesen Produkten sehr erfolgreich sind.