Zurück zu 28 nm für Controller, ein Schritt, der aus Ihrer Sicht ein Muss darstellt und der auch möglich ist . . .
Für Freescale auf alle Fälle. Unsere Mikrocontroller-Division hat den Vorteil, dass wir Investitionen nutzen können, die auf der i.MX-Seite geleistet werden mussten, um mithilfe von 28-nm-Prozessen fertigen zu können. Das heißt meine Abteilung muss nur einen Bruchteil der notwendigen Investitionen leisten. Ich bin mir nicht sicher, dass ich diese Investitionen in 28 nm rechtfertigen könnte, wenn ich nur ein reiner Controller-Anbieter wäre und alle Upfront-Kosten selbst zahlen müsste. Wir haben schon diverse SoC-Designs in Produktion, wir kennen den 28-nm-Prozess und dessen Charakterisierung. Deshalb werden die Kosten für die ersten Kinetis-Bausteine auf Basis von 28 nm nicht viel anders ausfallen als für die ersten 40-nm-Kinetis-Controller.
Wenn mit kleineren Strukturen die Anzahl der Designs schrumpft, wie werden dann die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse abgedeckt?
Die Mikrocontroller müssen flexibler werden.
Darüber haben wir schon vor Jahren gesprochen.
Ja, aber damals war ich vielleicht drei Jahre zu früh. Aber jetzt ist wirklich Bewegung drin. Wir haben beispielsweise schon viel Flexibilität in unsere Applikationsprozessoren integriert, das werden wir auf der MCU-Seite ebenfalls machen.
Heute habe ich jedes Jahr durchschnittlich 40 Entwicklungen in der Pipeline. Etwa die Hälfte davon dauert ein Jahr, das heißt pro Jahr kommen ungefähr 20 bis 25 Neuerscheinungen auf den Markt. Bei 28 nm werden es im besten Fall noch zwei oder drei sein.
Heute haben wir eine Plattform und darauf basierend Derivate. Dieser Ansatz wird in Zukunft so nicht mehr funktionieren. Aber es gibt interessante Technologien im Markt, mit denen sich die Flexibilität der Bauelemente erhöhen lässt. Ich habe schon vor fünf Jahren mit einer Technologie von Lightspeed experimentiert, mit der Logik über die Metalllagen konfiguriert werden konnte.
In dieser Richtung gab es schon viele Ansätze, bislang sind alle fehlgeschlagen.
Ja, auch hier war die Zeit das Problem. Wenn die Unternehmen auf 28 nm hätten warten können, wären sie erfolgreich. Mit diesen kleinen Strukturen belegt der konfigurierbare Logikbereich nur noch eine winzige Chip-Fläche.
Viele Kinetis-Produkte basieren auf dem gleichen Core, haben den gleichen Ethernet- und USB-Anschluss und in wichtigen Bereichen die gleichen Peripheriesätze. i.MX ist ganz anders aufgebaut. Hier gibt es drei verschiedene Bereiche auf dem Chip, beispielsweise umfasst der Fast-Mix-Bereich Prozessorkern, DMA und Fabric. Bei Derivaten wird dieser Bereich nie verändert, nur in den anderen Bereichen. Wenn ich Kinetis genauso aufbauen würde, also mit drei separaten Bereichen, hätte ich ganz andere Möglichkeiten, Derivate kostengünstig zu realisieren.
Das Interview führte Iris Stroh