31. März 2020, 16 Bilder
Jörg Traum, Emtron:
Wir sehen im Moment eine deutlich erhöhte Nachfrage im Tischnetzteilbereich für nicht-kommerzielle Beatmungsgeräte in Spanien. Dort werden kurzfristig 4.000 Netzteile mit Ausgangsleistungen von 30 bis 40 W benötigt, um einfache Beatmungslösungen für Patienten, die nicht intensiv betreut werden müssen, herzustellen. Auf Grund der erst vor kurzem wieder aufgenommenen Fertigung in China, stehen momentan aber nicht genügend Netzteile am Markt zur Verfügung. Dazu kommt jetzt auch noch die verschärfte Situation in den USA. GM soll jetzt auf präsidialen Erlass 100.000 Beatmungsgeräte produzieren. Ich bin gespannt, wie das kurzfristig gelöst werden soll, da man hier viel zu lange zugewartet hat, obwohl man die dramatische Entwicklung in Europa ja die letzten Wochen mitbekommen hat. In Deutschland scheinen die Ausgangsbeschränkungen langsam zu einer abflachenden Kurve zu führen, aber über den Berg sind wir sicherlich noch lange nicht, und persönlich hoffe ich, dass die Beschränkungen auch weiter aufrecht erhalten werden.
Wir arbeiten unter anderem mit einem Hersteller von Inkubatoren für Schnelltests zusammen, der sich durch langfristige Lieferantenverträge die Versorgung schon deutlich vor „Corona“ gesichert hat und es zeigt sich, dass es gerade im kritischen Medizinbereich wichtig ist, nicht kurzfristig zu agieren, sondern langfristig mit seinen Partnern zusammenzuarbeiten. Vielleicht wird dieses Verhalten durch die Krise ja auch wieder in anderen Bereichen angeregt. Sicherlich macht auch eine Verlagerung von kritischen Produktionen, wie es sich ja im Medikamenten-/Antibiotika-Bereich zeigt, nach Zentraleuropa Sinn und wird kurz-/mittelfristig angedacht und durchgezogen.
Die Uni Marburg arbeitet aktuell mit ihrem „Breathing Project“ an modifizierten CPAP-Geräten für nicht akute Beatmungsfälle, so dass die medizinisch zugelassenen Beatmungsgeräte weiter für die Intensivfälle genutzt werden können, beziehungsweise schneller wieder frei werden, sobald keine Intensivbeatmung nötig ist. Bisher ist die Teileliste nicht öffentlich zugänglich, aber sobald das passiert, werden wir schauen, ob und in welchem Maße wir solche Projekte mit unserer Supply-Chain unterstützen können.
Bisher können wir von Überstunden absehen, zumal in den Werken zwar wieder mit 70 bis 80 Prozent der ursprünglichen Kapazität produziert wird, die Logistikkette aber noch auf Sparflamme fährt. Auch die geringeren Luftfrachtkapazitäten machen es schwierig, schnell Ware zu besorgen. Dazu kommt, dass sich die Luftfrachtpreise von etwa 1,8 Dollar pro Kilo vor der Krise inzwischen auf 8 Dollar pro Kilo entwickelt haben, mit weiter steigender Tendenz. Für die auf Lager befindlichen Ware befinden wir uns in einem Allokationsmarkt und die Kunden, mit den wir langfristig zusammenarbeiten bzw. über Jahre stabile Beziehungen haben, profitieren jetzt davon.