Mit den »Empfehlungen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Mikroelektronikindustrie« hat die Organisation der europäischen Halbleiterhersteller und Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Halbleiterindustrie Semi die sogenannte 10/100/20-Strategie formuliert.
Die von der Semi Europe vorgestellte 10/100/20-Halbleiterstrategie der EU kurzgefasst: Bis 2025 sollen 10 Mrd. Euro Investitionen aus privaten und öffentlichen Quellen in Forschung und Innovation und 100 Mrd. Euro Investitionen in der Halbleiterindustrie aufgebracht werden mit dem Ziel, einen Marktanteil von 20 % bei der weltweiten Chip-Produktion zu erreichen.
Strategie und Maßnahmen
Ourania Georgoutsakou, Director of Public Policy der SEMI Europe, und Jonathan Davis, Global Vice President der SEMI, gaben eine Übersicht über die Strategie für die Entwicklung der europäischen Halbleiterindustrie. Hier wird kein Verdrängungswettbewerb in etablierten Märkten angestrebt, vielmehr sollen elektronische Bauteile aus Europa in sogenannten neuen Märkten Anteile gewinnen. Genannt wurden e-Health, Security, Energie, Automotive, Energieeffizienz und Smart Cities. In den Märkten, in denen Europa eine starke Position hat wie Automotive, Energie, Industrieautomatisierung und Sicherheit, soll die derzeitige Fertigungskapazität verdoppelt werden. In Märkten mit hohen Wachstumsraten wie dem Internet of Things, für die in Europa ein hoher Wissensstand besteht, wird ein Marktanteil von 60 % als Ziel ausgegeben. Im Bereich Mobile & Wireless schließlich soll ein Anteil von 20 % am erwarteten Wachstum im Sektor „Mobile Convergence“ erreicht werden. Dazu sollen die Förderungsmöglichkeiten erweitert werden; bis zu 100 % der Kosten sollen demnach erstattet werden für Machbarkeitsstudien, den Erwerb von Grund und die Errichtung von Gebäuden, für Ausrüstung, die Einrichtung von Versorgungsinfrastruktur sowie Investitionen für die Ersteinrichtung industrieller Anlagen sowie die Initialkosten für den Betrieb.
Die Sicht der Marktforschung
Bill McLean vom Marktforschungsunternehmen IC Insights fasste in seinem Beitrag seine Beobachtungen und Überlegungen wie folgt zusammen:
McLean stützte seine Thesen u.a. mit einer Darstellung der Investitionen in den vier Regionen Nordamerika, Europa, Japan und Asien/Pazifik (Bild) und einer Rangliste der Top-8-Unternehmen nach ihrer Fertigungskapazität (Tabelle). Von diesen Unternehmen fertigen lediglich Intel und GlobalFoundries in Europa; die Wahrscheinlichkeit, dass eines der anderen sechs Unternehmen eine Fertigung in Europa aufbauen wird, schätzte der Marktforscher als gering ein. Die Darstellung der Investitionen der Halbleiterhersteller im Zeitraum 1990 bis 2014 zeigte zudem, dass Japan kontinuierlich Anteile verloren hat und Europa mit einem niedrigen und dabei noch sinkenden Beitrag dabei ist.
Rang 2014 | Unternehmen | Fertigungs-kapazität im Dezember 2013 (TW/M) | Fertigungs-kapazität in Europa (TW/M) | Anteil der Fertigungs-kapazität in Europa (TW/M) | Wahrscheinlich- keit, dass eine Fertigung in Europa errichtet wird |
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1 | Samsung | 1867 | 0 | 0,0 % | niedrig |
2 | Intel | 961 | 53 | 5,5 % | mittel |
3 | TSMC* | 1475 | 0 | 0,0 % | niedrig |
4 | GlobalFoundries* | 482 | 80 | 16,6 % | mittel |
5 | SK / Hynix | 1035 | 0 | 0,0% | niedrig |
6 | Toshiba /SanDisk | 1380 | 0 | 0,0 % | niedirg |
7 | Micron | 1177 | 0 | 0,0 % | niedrig |
8 | UMC* | 520 | 0 | 0,0 % | niedrig |
- | Top 8 insgesamt | 887 | 133 | 1,5 % |
Von den Fertigungskapazitäten der Top-8-Halbleiterhersteller sind lediglich 1,5 % in Europa angesiedelt (TW/M – Tausend Wafer pro Monat; *Foundry). (Quelle: IC Insights Company Reports)