Interview

»Die Software definiert künftig die Hardware«

16. Dezember 2013, 12:15 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Die SDR-Revolution

Fehlt als ein wichtiger Building-Block nur noch die Kommunikation, insbesondere die Funkkommunikation . . .

. . . die wir weiter ausbauen. In die HF-Technik fließt ein erklecklicher Teil unserer R&D-Ausgaben, insbesondere in die Entwicklung neuer Prozesstechniken. So können wir HF mit weiteren Funktionen wie Controller, DSPs und Power-Management auf Basis von CMOS kombinieren. Ein Beispiel dafür ist der Transceiver AD9361, den wir gerade vorgestellt haben. Seine Sende- und Empfangspfade sind von 70 MHz bis 6 GHz völlig frei konfigurierbar. Das zeigt: Worüber noch vor wenigen Jahren nur geredet wurde, ist jetzt Realität: Software Defined Radio. Das gibt den Anwendern eine enorme Flexibilität. Dies sehe ich als eine Revolution an.

Gleich eine Revolution?

Ich meine schon. Die meisten Anwender haben kaum die Zeit, eigene SDR-Systeme aufzubauen. Darüber hinaus weisen heutige Systeme nicht die Leistungsfähigkeit auf, die in vielen Zielmärkten benötigt wird. Mit dem AD9361 bieten wir nicht nur die erforderliche Hardware, sondern auch eine vollständige Referenzplattform einschließlich Software und Treibern. Wir zielen damit bei weitem nicht nur auf den Einsatz in der Kommunikation ab, sondern auch auf die Luft- und Raumfahrttechnik, auf die Medizintechnik und auf die Messtechnik. Wir wollen also einen SDR-Standard für viele Zielmärkte setzen, und da ist der Ausdruck »SDR-Revolution« aus meiner Sicht angebracht.  

Welchen Stellenwert nehmen Europa und Deutschland in der Strategie von Analog Devices ein?

Europa ist sehr wichtig für uns. Hier erwirtschaften wir immerhin ein Drittel unseres Umsatzes. Auch technisch gesehen ist Europa und vor allem Deutschland die treibende Kraft. Ich erwähne nur die Kraftfahrzeuge, die heute zu den komplexesten Systemen  gehören, die Menschen je gebaut haben. Da stehen Deutschland und Europa insgesamt im Zentrum der Innovation. Dasselbe gilt aber auch für den gesamten Industriesektor, die Automatisierungstechnik und weitere Märkte, etwa die Medizinelektronik. Ich reise sehr oft nach Deutschland und Europa, weil sich hier die Quellen der Innovation befinden.

Analog Devices hat inzwischen rund 4 Mrd. Dollar auf der Bank. Sind weitere Zukäufe zu erwarten?

Zukäufe werden aus zwei Gründen durchgeführt: einmal um Skaleneffekte zu nutzen, zum anderen um das Spektrum der eigenen Fähigkeiten zu erweitern. Ich bevorzuge ganz klar die zweite Möglichkeit. Ich würde nur zukaufen, wenn ich einen klaren Nutzen für den Kunden sehe. Wir müssen heute in den vertikalen Märkten nicht nur die Produkt-Roadmap über die nächsten Jahre vorlegen, sondern die komplette Markt- und Applikations-Roadmap. Wir müssen uns überlegen, was für die Kunden in fünf Jahren von Relevanz sein wird. Wenn wir also Firmen identifizieren, deren Kauf für unsere Kunden in fünf Jahren relevant wäre, dann tun wir das. Wir haben über die letzten drei Jahre bereits einige Zukäufe durchgeführt.


  1. »Die Software definiert künftig die Hardware«
  2. Innovationen, die das ganze Spiel verändern
  3. Erfolgsgeschichte Automotive
  4. Die SDR-Revolution

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