Samsung macht seine Fernseher internetfähig. Aber von wegen freier Internetzugang: zwischen Sofa und Netz stehen die Samsung-Apps. Um die App-Programmierung anzukurbeln, hat Samsung einen Wettbewerb ausgeschrieben.
Immer mehr junge Menschen lassen sich nicht mehr vom Fernseher unterhalten, sondern begeben sich dazu ins Netz. Höchste Zeit, das Internet ins "Leitmedium" Fernsehen zu integrieren. Über den richtigen Weg dazu gibt es verschiedene Ansätze (siehe Infokasten "HbbTV"). Einig sind sich die TV-Hersteller allerdings darin, dass es keinen Sinn hat, das Internet auszuschließen – so lassen sich die Kunden nicht binden. Samsungs integriert die Internet-Funktion in seine Fernseher seit dem Modelljahr 2010 in Form von "Internet@TV". Anders als der Name vermuten lässt ist ein freier Internet-Zugang über einen Webbrowser damit allerdings nicht möglich. Stattdessen hat Samsung den Weg über "Apps" gewählt – und eine Browser-App gibt es nicht. Stattdessen bietet das App-Portal von Samsung viele einzelne Applikations-Häppchen für diverse einzelne Internet-Anwendungen an wie Wetter, Facebook, Google Maps etc.
Samsungs Sonderweg
Den Sonderweg mit den eigenen Apps kann Samsung nur beschreiten, weil es weltweiter Marktführer bei verkauften TV-Geräten ist – mit einem Marktanteil von weltweit 24%. In Europa sind es sogar 30%. Auf den Plätzen Zwei und Folgende stehen LG (14%), Sony (13%), Panasonic (9%) und Sharp (6%). Doch auch dem Marktführer folgen die Software-Entwickler nicht blindlings. Deshalb schreibt Samsung einen hochdotierten Programmierwettbewerb für TV-Apps aus, die "Smart TV Challenge" (www.samsungsmarttvchallenge.eu). Der Sieger erhält 75.000 Euro.
HbbTV – Europäischer Standard für Hybrid-TV |
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Wie lassen sich Internet und Fernsehen sinnvoll verküpfen? Einerseits kann das Internet den Fernseher um viele sinnvolle Zusatzfunktionen anreichern, andererseits müssen neue Bedienkonzepte her, denn das Fernseh-Internet muss über eine Fernbedieung steuerbar sein. Dazu haben Programmanbieter, Ferneherhersteller und das Institut für Rundfunktechnik den Standard "HbbTV" entwickelt, der im Rahmen der Funkausstellung 2009 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Schon im Dezember 2009 erschien das erste HbbTV-Gerät auf dem Markt. Die großen japanischen (Sony, Toshiba) und koreanischen (LG, Samsung) Hersteller halten sich bei HbbTV noch zurück, wohl weil sie abwarten wollen, ob sich dieser Standard über Deutschland und Frankreich hinaus etabliert. Philips hat allerdings mit "Net TV" eine Funktion in seine neuesten Geräte integriert, die HbbTV unterstützt. Auch Sharp und Loewe setzen auf Net TV. |
Infokasten
Auf den Fernseher kommen die Apps über Samsungs eigenen App Store, den der Zuschauer ebenfalls mit der Fernbedienung aufrufen kann. Die Navigation erfolgt über Pfeil- und Bestätigungstasten. Momentan ist der App Store noch eine Baustelle, denn das Abrechnungssystem ist noch nicht fertig. Deshalb sind zurzeit noch alle Samsung-Apps kostenlos. Erst ab nächstem Jahr soll eine Abrechnung über den App Store möglich sein. Fest steht allerdings schon: Samsung einen Umsatzanteil von 30% für sich abzweigen. Wer jetzt schon Geld von den Kunden sehen will, muss ein eigenens Abrechnungssystem implementieren.
Das tut z.B. maxdome mit seiner Online-Videothek, für die es eine App im Samsung-Store gibt. Um Videos ausleihen bzw. ansehen zu können, muss der Kunde sich ein Konto anlegen und seine Zahlungsinformationen eingeben. Diese Kontendaten verwaltet Samsungs Internet@TV auf einer Einstellungsseite, die auch Kontendaten anderer Apps sammelt. Weitere, bereits existierende Apps sind eine Tagesschau-App oder "putpat", eine neue Form von Online-Musikfernsehen. Putpat verknüpft Musikvideos mit Künstlerportraits und den Homepages der Künstler, auf denen die Zuschauer wiederum Kommentare hinterlassen können – eine Kombination aus Musik, Videothek und Social Media also.