Embedded-Cloud-Computing

Verstärkung aus der Wolke

16. April 2010, 13:10 Uhr | Von Klaus-Dieter Walter
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Endlose Speicherkapazität

Ein für Embedded-Systeme sehr interessanter SaaS-Dienst ist beispielsweise ein Cloud-Storage-Service. Ein solcher Dienst speichert beliebige Objekte auf den Servern eines Dienstleisters im Internet. Für den Zugriff auf einen solchen Service wird im Allgemeinen ein so genanntes REST-API (REST = Representational State Transfer) verwendet. Es erlaubt die Nutzung externer Datenspeichersysteme per HTTPRequest [8], also mit dem gleichen Verfahren, das auch zur Anzeige von Web-Seiten im Browser dient.

Das API eines Cloud-Storage-Service ist dann auch ein wichtiger Unterschied zu den konventionellen Web- Hosting-Service-Anbietern. Dort steht üblicherweise nur der Zugriff per FTP [9] zur Verfügung. Der Vorteil eines Cloud-Storage- Service für Embedded-Systeme: Auch ein Mikrocontroller-System mit einem Materialwert von ca. 10 Euro kann bei Bedarf einen mehrere Gbyte bzw. Tbyte großen Speicherbereich als persistente Datenablage nutzen (Web Storage als on-demand Resources, siehe [10]). Der wohl bekannteste Cloud- Speicherdienst ist Amazon S3 (Simple Storage Service), wie EC2 ebenfalls ein AWS-Baustein. Dieser Service ist als Objektspeicher organisiert und ermöglicht das Speichern von bis zu 5 Gbyte großen Einzelobjekten in so genannten Buckets (virtuelle Container).

Neben dem REST-API unterstützt Amazon S3 auch SOAP [11] und das BitTorrent-P2P-Protokoll [12]. Ein weiterer Anbieter eines derartigen Service ist Rackspace/Mosso mit Cloud Files [13]. Für den Zugriff auf Cloud Files stehen vom Anbieter – neben dem obligatorischen REST-API – spezielle API-Implementierungen für C#.NET, Python, PHP, Java und Ruby zur Verfügung. Auf den Rackspace/Mosso- Service kann daher recht einfach aus praktisch jeder gängigen Programmiersprache heraus zugegriffen werden.

Bei Cloud-Services steht, wie bei Web-Hosting und IT-Outsourcing, ein Spezial-API via Internet-Protokoll für die Nutzung des Dienstes zur Verfügung. Es gibt aber zwei wichtige Merkmale, durch die sich Cloud-Services von Web-Hosting und IT-Outsourcing unterscheidet:

  • Skalierbarkeit und Elastizität: Ein Cloud-Service hat skalierbare Leistungsreserven. Reicht die Rechenleistung für einen Service auf Grund zahlreicher Client-Anfragen nicht aus, um eine Aufgabe innerhalb einer bestimmten Zeiteinheit zu erledigen, können zusätzliche Kapazitäten dynamisch – beispielsweise durch die Ausführung weiterer Server-Instanzen – hinzugezogen werden.
  • Nutzungsabhängige Abrechnung: Ähnlich wie bei der Elektrizität wird nur die tatsächlich in Anspruch genommene Leistung bezahlt. Wird zum Beispiel in einer IaaS-Umgebung ein virtueller Server ausgeführt, erfolgt die Abrechnung je Stunde. In der Amazon-EC2 werden je nach Leistungsfähigkeit des virtuellen Servers zwischen 0,10 und 0,80 USDollar je (Server-)Instanz pro Stunde fällig. Hinzu kommen noch zusätzliche Kosten durch die bei der Speicherung und Übertragung verursachten Datenvolumina.

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© Elektronik

Abhängigkeit vom Anbieter

Per Internet nutzbare Cloud-Services erweitern bei Bedarf die Standardfunktionen eines Embedded-Systems. Dadurch ergeben sich erhebliche Einsparungen vor Ort, da nicht mehr jedes einzelne System für die Maximalanforderungen dimensioniert werden muss. Werden zusätzliche Leistungsreserven – wie beispielsweise Speicherplatz für persistente Daten oder Rechenleistung zur Datenauswertung – benötigt, so können diese mit Hilfe eines Cloud-Service zur Verfügung gestellt werden (Bild 3).

Problematisch bei einer Cloud-Lösung ist zurzeit noch die unzureichende Datensicherheit. Weiterhin fehlen herstellerunabhängige Standards in der IaaS- und PaaS-Ebene. Wird eine Anwendung für die Amazon-, Google- oder Microsoft-Cloud entwickelt, ist ein späterer Providerwechsel praktisch unmöglich, da alle Anbieter unterhalb von TCP/IP und HTTP mit proprietären Schnittstellen arbeiten. Diese Probleme sind aber grundsätzlich lösbar.


  1. Verstärkung aus der Wolke
  2. Parallelen zur Erfindung der elektrischen Versorgungsnetze
  3. Endlose Speicherkapazität
  4. Literatur und Autor

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