Embedded-Cloud-Computing

Verstärkung aus der Wolke

16. April 2010, 13:10 Uhr | Von Klaus-Dieter Walter
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Parallelen zur Erfindung der elektrischen Versorgungsnetze

Nicholas Carr, ein sehr angesehener US-Technologieautor, vergleicht in seinen Ausführungen [2] das serviceorientierte Cloud-Computing mit der Elektrifizierung der USA am Anfang des vergangenen Jahrhunderts. Wollte ein Unternehmen damals Elektrizität nutzen, musste es sich einen Generator kaufen und diese selbst erzeugen. Im Laufe der Jahre entstand dann aber ein flächendeckendes öffentliches Versorgungsnetz, und der elektrische Strom kam aus der Steckdose. Hinter diesem Netzwerk standen schnell wachsende Versorgungsunternehmen mit großen zentralisierten Kraftwerken, die den Strom zu deutlich geringeren Kosten erzeugen konnten.

Recht ähnlich entwickelte sich in den vergangenen Jahrzehnten die IT-Nutzung. Gegenwärtig betreibt praktisch jedes Unternehmen ein kleines oder größeres Rechenzentrum mit Servern, um die selbst benötigten IT-Dienste (zum Beispiel Daten speichern und abfragen) zu erzeugen. Durch das immer schneller werdende Internet, die weltweit entstehenden Service-Rechenzentren und die dort angebotenen Cloud-Services werden die eigenen Firmenserver demnächst unter Umständen unwirtschaftlich und somit überflüssig. Um die angebotenen Dienste zu nutzen, benötigt man nur noch recht einfache Arbeitsplatzsysteme (Thin Clients), die mit dem Internet verbunden sind. Die Motivation, Cloud-Services statt eigener Server zu nutzen, könnte die gleiche sein wie seinerzeit bei der Bevorzugung des Stroms aus öffentlichen Netzen gegenüber der selbst erzeugten Elektrizität: Man spart einfach Geld durch reduzierte Betriebskosten.

passend zum Thema

Drei-Schichten-Modell des Cloud-Service.
Bild 2. Cloud-Services und das diesen Diensten zu Grunde liegende Cloud-Computing lassen sich durch ein drei-Schichten-Modell beschreiben.
© Elektronik

Technisch kann man sich das den Cloud-Services zu Grunde liegende Cloud-Computing als Modell dreier übereinander liegender Schichten vorstellen, auf die jeweils einzeln per Internet zugegriffen werden kann (Bild 2). Die unterste Ebene bildet die Infrastructure as a Service (IaaS). Hiermit ist eine Rechenzentrums-Infrastruktur gemeint, in der man virtuelle Server zum Einsatz bringen (Server Image Deploy) und über einen entsprechenden Monitor (Virtual Machine Monitor) fernbedienen kann. Ein typisches IaaS-Beispiel ist die Amazon EC2 [3], ein Dienst der Amazon Web Services (AWS), der in diesem Bereich zurzeit auch der Marktführer ist. Die Funktionen in der Infrastruktur-Ebene dürften in erster Line für System-Architekten und -Integratoren sowie Entwickler von Bedeutung sein.

Direkt darüber findet man die Platform as a Service (PaaS). In dieser Schicht wird eine Laufzeitumgebung (Computing Platform) mit Betriebssystem, Web-Server, Bibliotheken (Library Support), speziellen Sprachinterpretern (zum Beispiel Java und Python), Datenbank usw. zur Verfügung gestellt, um selbst entwickelte Anwendungen ablaufen zu lassen. Diese Ebene adressiert ebenfalls in erster Linie Entwickler. Die IaaS- und PaaSSchichten müssen weiterhin die einzelnen virtuellen Server und Laufzeitumgebungen gegeneinander isolieren sowie ausgefeilte Sicherheits- und Skalierungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen. Typische Beispiele für PaaSUmgebungen sind Googles App Engine [4] und Microsofts Azure Service Platform [5].

Software as a Service (SaaS) bildet die oberste Ebene. Hier sind die bereits angesprochenen Web-Anwendungen zu finden. Sie laufen in der PaaS-Ebene und bieten eine per Internet erreichbare Service-Schnittstelle, über die die jeweiligen Dienste in Anspruch genommen werden können. Als bekanntestes SaaS-Beispiel wird immer wieder ([1, 6]) die CRM-Software Salesforce.com [7] genannt. Letztendlich sind aber auch der per Browser erreichbare Google- Kalender, die Google-Office-Anwendungen (Google Apps: Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentation), Blog-Services wie Facebook und Twitter oder web-basierte E-Mail- Dienste typische SaaS-Anwendungen. Die SaaS-Schicht ist für den Zugriff durch Anwender gedacht.


  1. Verstärkung aus der Wolke
  2. Parallelen zur Erfindung der elektrischen Versorgungsnetze
  3. Endlose Speicherkapazität
  4. Literatur und Autor

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