„Wer sich nicht zu weit von der Technologie entfernt hat, hat aktuell gute Chancen, in der Halbleiterbranche zu wechseln“, rät Graf Reischach. Da der Ingenieurmarkt vor allem in diesem Bereich nun schon länger Anzeichen eines „knallharten“ Bewerbermarktes zeige, seien 10 bis 15 Prozent Gehaltsplus bei einem Stellenwechsel drin. „Unternehmen akzeptieren aktuell Forderungen, weil sie es schlicht müssen, sie haben keine andere Wahl.“ erklärt der erfahrene Personalberater. Besonders groß sei die Nachfrage im Vertrieb.
Dabei sei es keine gute Idee, allein wegen des Geldes zu wechseln, darauf hinzuweisen wird Graf Reischach nicht zuletzt mit Blick auf die Entwicklung in der Solarbranche nicht müde. „Das Einkommen ist, wie man hier gut sieht, nur ein Teil-Aspekt. Viel wesentlicher ist die Frage nach den Entwicklungsmöglichkeiten und Zukunftschancen in der anvisierten Branche. Vor technologischen Sackgassen sollte man sich hüten – wer hätte damals gedacht, dass ein ehemaliger Gigant wie Compaq heute nicht mehr existiert.
Deshalb: Ein Ingenieur heute sollte sich auf lebenslanges Lernen einstellen – das erwarten nicht nur die Arbeitgeber, sondern es erhöht auch die Attraktivität des Ingenieurs im Falle eines gewünschten Jobwechsels. Was wirklich zählt, sind nicht einst erreichte Noten oder Titel, sondern täglich erarbeitetes und bewiesenes Fachwissen!“ Das allein werde heute monetär honoriert, weiß Reischach.
Nicht mehr ganz so rasant wächst zwar der Vorjahressieger Automatisierungstechnik, überweist aber noch immer beachtliche 3,3 Prozent mehr. Zum Vergleich: Mit 3,1 Prozent Gehaltsplus und Rekord-Wachstum führte die Branche im letzten Jahr noch den Gehaltsreport an. In diesem Jahr wurde sie in vom Vor-Vorjahressieger wieder überholt: Über satte 4,4 Prozent plus im Geldbeutel dürfen sich Ingenieure in der Medizintechnikbranche freuen. Damit führt die Medizinelektronik nun wieder die Gehälter-Rangliste an, während die Automatisierungstechnik sich nach der Rekordaufholjagd vom letzten Jahr, in der sie es schaffte, das Vorkrisenniveau von 2008 wieder zu erreichen, aktuell etwas einbremst.
Bei den passiven Bauelementen legte die Konjunktur im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls noch einmal zu, mit einem Ergebnis beim Gehalt von 3,1 Prozent plus. Auch die Elektromechanik sah gut aus, 3 Prozent plus, im Vorjahr waren es nur 1,5 Prozent gewesen. Ebenso gut lief es in der Distribution. 2,6 Prozent mehr überwiesen die Firmen auf die Konten der Mitarbeiter inklusive aller Boni. In der Sparte Mikroprozessorsysteme gab es 2,9 Prozent oben drauf, bei Computersoftware 2,4. Traditionell gut verdienen Ingenieure in der EDA-Branche, da überraschen die 3,1 Prozent plus nicht wirklich. Die IC- und Baugruppentester-Hersteller spendierten 2,3 Prozent mehr.
Der Gehaltsvergleich für die Hi-Tech-Industrie der Unternehmensberatung Interconsult erscheint dieses Jahr zum 30. Mal, seit 1982 wird er von den Personalexperten aus Vaihingen-Enz erstellt. Er basiert wie jedes Jahr auf im Januar und Februar gesammelten Daten sowie auf der Evaluierung von 11.723 bestehenden Positionen bei 127 Firmen in Deutschland, wobei der Schwerpunkt auf dem gut bezahlenden Süddeutschland liegt, was die vergleichsweise hohen Durchschnittswerte erklärt. Von diesen 127 Firmen sind 114 Hersteller und 13 Distributoren. Die Gehälter zwischen den Ost-Bundesländern und den Gehältern in den West-Bundesländern unterscheiden sich auch 2012 erheblich, ebenso gibt es große Gehaltsunterschiede zwischen den verschiedenen Ost- Bundesländern. Der gezeigte Einkommensrahmen ist die Summe aus Gehalt und Provision bei 100 Prozent Planerfüllung sowie Gehaltsbestandteile wie Weihnachts- und Urlaubsgeld. Geldwerte Vorteile wie Firmen-Pkw oder Essenszuschüsse sind nicht berücksichtigt.