Die Situation, die sich daher in der Praxis immer häufiger antreffen lässt, ist die folgende: Das Software-Team arbeitet mit agilen Methoden, während das Hardware-Team gleichzeitig zum Beispiel am traditionellen Waterfall-Modell festhält. Das Ergebnis ist ein Bruch zwischen beiden Ebenen, der es extrem erschwert, die einzelnen Bereiche in Einklang zu bringen und miteinander zu synchronisieren. Statt mehr Effizienz entsteht damit für Unternehmen im schlimmsten Fall ein Flaschenhals: Denn um die beschleunigten Release-Zyklen tatsächlich zu erreichen, die in der heutigen Zeit erfolgsentscheidend sind, müssen sowohl Hardware- als auch Software-Teams nahtlos zusammenarbeiten.
Eine Herausforderung, vor der auch der schwedische Satellitenhersteller OHB Sweden stand. In der Raumfahrtbranche besteht ein kontinuierlicher Innovationsdruck, Satelliten immer leichter und treibstoffsparender zu bauen und dabei gleichzeitig immer neuen Anforderungen – wie den Einsatz in einer besonders sonnennahen Umlaufbahn – anzupassen. Auf der anderen Seite erfordert beispielsweise die European Cooperation for Space Standardization (ECSS) eine lückenlose Dokumentation und Nachvollziehbarkeit jeder Stufe des Entwicklungsprozesses. Da sich die Kosten allein für den Start eines Satelliten auf mehr als hundert Millionen Dollar belaufen, können Fehler in der Entwicklung nicht toleriert werden. Einmal ins All geschossen, lässt sich ein Satellit nicht kurzerhand für ein Software-Update zurückholen.
Um sowohl den Anforderungen der Hardware- als auch der benötigten Flexibilität der Software-Teams gerecht zu werden und gleichzeitig die strengen Compliance-Vorschriften der Branche zu erfüllen, hat OHB Sweden mit Hilfe einer Softwarelösung für agiles Management eine hybride Entwicklungsmethodik implementiert, bestehend aus Teilen der agilen Methode Scrum und des traditionellen Waterfall-Modells. Auf diese Weise sind die entsprechenden Teams in der Lage, die jeweils für sie passende Entwicklungsmethode zu verwenden und je nach Anforderungen des aktuellen Projekts flexibel anzupassen. In der Softwaresicht werden die agilen und klassischen Elemente unter einer einheitlichen Oberfläche zusammengeführt, sodass beide Ansätze ohne zusätzlichen Koordinationsaufwand ineinandergreifen. So kommt das Unternehmen in den Genuss der Vorteile beider Welten: einer agilen und innovativen Entwicklung einerseits und einer lückenlosen Qualitätssicherung und Dokumentation sowie Regelkonformität andererseits.
Die fortschreitende Digitalisierung verlangt Embedded-Herstellern ein zunehmendes Maß an Schnelligkeit und Flexibilität bei der Erfüllung von Wünschen und Vorgaben der Kunden ab. Möglich wird dies jedoch nur, wenn auch die unternehmensinternen Entwicklungsprozesse dasselbe Maß an Flexibilität widerspiegeln. »Moderne Tools zur Entwicklungsplanung können hier unterstützen und Unternehmen die Möglichkeit bieten, die benötigten Vorgehensweisen von Fall zu Fall den Anforderungen des Projekts entsprechend auszuwählen«, resümiert Karlsson. »So lässt sich beispielsweise ein hohes Maß an Sichtbarkeit und Steuerbarkeit in innovativen Projekten erreichen, während gleichzeitig bestehende Branchenstandards umgesetzt und lückenlos eingehalten werden.«