Brücke zw. Hard- und Software notwendig

Agil alleine reicht nicht

12. Juni 2018, 11:19 Uhr | Manne Kreuzer
Die Zusammenarbeit zwischen Hard- und Software-Teams erfordert Verständnis und Kooperation der jeweils anderen Entwicklungsmethodik.
© Perforce Software

Neue Produkte müssen immer schneller und individueller auf den Markt kommen; viele Firmen sehen agile Entwicklungsmethoden als Schlüssel zum Erfolg an. Doch strenge Compliance-Vorgaben und teure Hardware-Entwicklung können die Euphorie trüben.

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Eine sinnvolle Kombination aus traditioneller und agiler Herangehensweise ist daher anzustreben.

Bei der Digitalisierung kann man schnell einem Trugschluss aufsitzen. »Wer glaubt, es handle sich um ein reines Technologiethema, irrt«, erklärt Johan Karlsson, Senior Consultant von Perforce Software. »Dank allgegenwärtiger Vernetzung und Automatisierung reichen die Auswirkungen tief in unser Alltags- und Berufsleben hinein und beeinflussen dabei nicht nur die Art und Weise, wie wir Technologie nutzen, sondern auch die Erwartungen, die wir an moderne Technik – Software wie Hardware – stellen.« Auch der Embedded-Bereich ist vor dieser veränderten Erwartungshaltung nicht gefeit. Um dem steigenden Marktdruck gerecht zu werden, gilt es daher für Entwickler und Hersteller, Produkte immer besser auf Kundenwünsche zuzuschneiden und in immer kürzeren Abständen auf den Markt zu bringen. Natürlich ohne jegliche Abstriche bezüglich der Qualität.

»In der Folge haben gerade in jüngster Zeit agile Entwicklungsmethoden wie Scrum oder Kanban einen enormen Popularitätsschub erfahren und dabei einen regelrechten agilen Hype in der Software-Branche ausgelöst«, erläutert Karlsson. »Denn gegenüber klassischen Methoden besitzen sie entscheidende Vorteile.« So entsteht bei Modellen wie dem linearen Waterfall-Modell bei fortschreitender Entwicklung ein immer größeres, ungetestetes Produkt, mit dem gleichzeitig auch das Risiko exponentiell anwächst: Kritische Fehler aus frühen Entwicklungsstufen können sich im schlimmsten Fall durch das gesamte Projekt ziehen, sodass sich deren Ursachen am Ende nur mit großem Aufwand zurückverfolgen und beheben lassen. Gleichzeitig findet die Markteinführung bezogen auf den Entwicklungsbeginn vergleichsweise spät statt. In unserer heutigen, schnelllebigen Zeit haben sich die Anforderungen und Wünsche der Kunden in der Zwischenzeit vielleicht längst weiterentwickelt.

Dem soll die agile Entwicklung entgegenwirken: Denn im Rahmen der agilen Vorgehensweisen werden Produkte in kleinen Schritten geplant, entwickelt und getestet und dieser Prozess zyklisch wiederholt. Dadurch können Fehler bereits früh entdeckt und behoben werden, während gleichzeitig Zielsetzung und Kundenanforderungen immer wieder aufs Neue reflektiert und das jeweilige Produkt bei Bedarf flexibel angepasst werden kann. Für Entwickler und Hersteller bedeutet dies – zumindest in der Theorie – eine schnellere Markteinführung, ein passgenaueres Produkt und damit verbunden ein deutlich geringeres Risiko.

»Auf den ersten Blick scheint die agile Entwicklung in der Tat die ideale Herangehensweise, den Herausforderungen des heutigen digitalen Zeitalters gerecht zu werden. In der Praxis hingegen haben sich die agilen Vorgehensweisen bislang hauptsächlich in der Software-Entwicklung durchgesetzt«, räumt Karlsson ein. Der Grund hierfür ist wenig überraschend: Für ein immaterielles Produkt stellen kurze, dynamische Entwicklungs- und Testzyklen kein Problem dar. Eine lauffähige Lösung lässt sich hier deutlich flexibler und mit einem verhältnismäßig geringeren Zeit- und Kostenaufwand erstellen.

Ganz anders stellt sich hingegen die Situation im Bereich Hardware dar. Hier sind Ressourcen teuer; Prototypen, ja selbst Simulationen, die im Falle von kurzen Entwicklungszyklen in deutlich höherer Frequenz hergestellt werden müssten, sind kostspielig. Ein entsprechendes Vorgehen ist damit in der Realität nicht praktikabel. Gerade bei Großprojekten ist der Entwicklungsprozess je nach Umfang und Aufwand mit einem hohen Investitionsrisiko verbunden. Um hier von Kunden und Geldgebern überhaupt eine Freigabe für das Projekt zu erhalten, müssen sowohl die benötigten Ressourcen als auch der Zeitplan von vornherein klar definiert sein. Eine dynamische Veränderung im Projektverlauf ist dabei keine Option.

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