Eltec Elektronik

Die leere Kasse füllt sich wieder

26. August 2011, 11:44 Uhr | Joachim Kroll
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Rettung nach Vorbild von Chapter Eleven

Wer sind denn die Gesellschafter der Eltec?

Gebert: Die Gründergruppe um Herrn Neubecker sowie einige im Unternehmen tätige Leute, darunter auch ich, hielten bis vor der Insolvenz zusammen rund ein Drittel am Unternehmen. Die anderen zwei Drittel gehören Finanzinvestoren. Das sind aber alles vollkommen integere Leute aus unserem Umfeld. Um es etwas konkreter auszudrücken: Es sind Privatpersonen, die in der Getränkeindustrie tätig sind. Mir liegt daran, dass es nicht »gute« und »schlechte« Gesellschafter gibt. Das Schlimme waren die Berater, die wir wegen des geplanten Börsengangs dabei hatten und die sehr, sehr viel Geld mit unserer Umstrukturierung verdient haben und letztlich dafür gesorgt haben, dass es immer enger wurde.

Und wie wollen Sie das Unternehmen retten?

Gebert: Wir konnten neue Investoren gewinnen und machen einen Kapitalschnitt. Die Altaktionäre tauschen vier Aktien in eine Aktie. Damit sinkt deren Anteil auf 25 Prozent. Eine neue Investorengruppe zeichnet 75 Prozent. Dabei handelt es sich um Finanzinvestoren, die bereits Erfahrung in unserer Branche haben, die Cornerstone AG aus Frankfurt und EiKaM (EigenKapital für den Mittelstand) aus Stuttgart. Also keine »Heuschrecken«, sondern Investoren, die uns bei der Entwicklung der zukünftigen Strategie helfen und uns Kapital geben, um zusätzliche Leute einzustellen, für die Vermarktung, die Akquise, für unser Erscheinungsbild. Zu dieser Investition haben sich die Investoren bereits verpflichtet. Es stehen nur noch einige Formalitäten vor Gericht aus.

Aber wer kauft denn noch die Produkte eines insolventen Unternehmens?

Gebert: Bevor ich zum Amtsgericht ging, habe ich sowohl mit unseren Key-Kunden als auch mit Kunden aus der zweiten Reihe gesprochen und unseren Plan erläutert. Unsere Strategie ist, uns während der Insolvenz mit aller Kraft auf unsere bestehenden Kunden zu konzentrieren. Und das hat auch geklappt: Wir haben durch die Insolvenz keinen einzigen Kunden verloren.

Viel schwieriger als die Kunden waren die Lieferanten. Denn wer beliefert schon gerne ein insolventes Unternehmen? Unsere Produktion ist ausgelagert an die Productware in Dietzenbach, der ich an dieser Stelle meinen Dank aussprechen möchte. Denn nach drei Wochen intensiver Überzeugungsarbeit konnten wir sie in den Insolvenzplan einbinden.

Wie kommt es, dass Eltec während der Insolvenz nicht von einem Insolvenzverwalter verwaltet wird?

Gebert: Was wir machen, ist kein Insolvenz-Regelverfahren, sondern eine Planinsolvenz. Das funktioniert so ähnlich wie das Chapter 11 in den USA, was in der Regel auch in Eigenverwaltung abläuft. Seit 1999 ist so ein Verfahren auch in Deutschland in die Insolvenzordnung aufgenommen worden. Ganz wichtig bei einem Planinsolvenzverfahren ist, dass die Quoten, die die Gläubiger bekommen, erheblich höher sein müssen, als wenn man das Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit laufen lassen würde. Den Insolvenzantrag habe ich nicht erst gestellt, als unsere Kredite schon ausgelaufen waren, sondern schon vorher wegen drohender Zahlungsunfähigkeit im November 2010. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres schon wieder ein Umsatzplus von 45 Prozent. Aber genau das hat uns in diese Situation gebracht, dieses Wachstum hätten wir nicht mehr finanzieren können. Und so haben wir die Insolvenz für die Sanierung der Eltec genutzt.

Haben Sie schon einmal über den Zukauf von Computermodulen oder -boards nachgedacht?

Gebert: Jein, wir machen beides. Im Bereich der Echtzeit-Technologie entwickeln wir durchaus noch unsere eigenen Boards und Systems-on-Chip. Das ist ein Kern-Know-how der Eltec, ebenso wie der Einsatz von FPGAs in der Bildverarbeitung. Wir haben aber auch die andere Variante, bei der wir fertige CPU-Module verwenden und hier im Haus die komplette I/O-Abdeckung mit Motherboards und I/O-Boards machen.

Nun, da Eltec wieder eine Zukunftsperspektive hat, wie sieht es mit Ihrer eigenen Zukunft aus – Sie sind ja mittlerweile in einem Alter, wo man an den Ruhestand denkt?

Gebert: Ja, normalerweise wäre ich dieses Jahr im Juni in Rente gegangen. Aber ich konnte ja die Eltec nicht einfach noch kurz vorher gegen die Wand fahren lassen. Da steckt Herzblut drin und letztlich auch mein Lebenswerk, denn ich bin seit Gründung der Eltec mit dabei. Durch die Sanierung hat Eltec nun wieder Wind unter die Flügel bekommen. Mit dem neuen Investor zusammen will ich die neue Strategie im Detail umsetzen und im Zuge dessen auch Nachfolger suchen. Das sollte bis Mitte 2012 in einer neu und gut bestellten Eltec möglich sein.

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