Bei den Anwendungen nennt die Roadmap die RFID-Warenetiketten als mögliche Applikation. Dabei wird die niedrige Funkfrequenz von 13,56 MHz als Hemmnis genannt. Ist denn überhaupt mit dem großflächigen Einsatz organischer RFID-Funketiketten zu rechnen?
Die Vorteile von RFID gegenüber dem Barcode liegen in der automatischen Lesbarkeit ohne die Einschränkung des direkten Sichtkontakts. Auch die Absicherung gegenüber Fälschbarkeit ist ein wichtiges Kriterium. In diesem Anwendungsbereich ist die Funkfrequenz 13,56 MHz durch den begrenzten Lesebereich durchaus günstig, die Produkte lassen sich dann auch einzeln überprüfen.
Flexible Displays sind die Voraussetzung für die Realisierung ganz neuartiger Produkte: eBook und ePaper. Welche technischen oder wirtschaftlichen Entwicklungen stehen denn noch aus, um ein flexibles und dabei gut ablesbares Display kostengünstig herstellen zu können?
Erste eBook-Anwendungen sind im Markt und zeigen ein starkes Wachstum. Gerade eBooks mit elektrophoretischen Displays (»elektronischer Tinte«) kombinieren Tageslichttauglichkeit mit geringem Energiebedarf. Allerdings gibt es diese bislang nur als Schwarz-Weiß-Displays mit starren Glassubstraten. Ziel ist es, zunächst die Ansteuerelektronik - die TFT-Backplane - durch eine Matrix aus organischen TFTs auf flexiblem Kunststoffsubstrat zu ersetzen. Durch den Verzicht auf Glassubstrate werden dann dünne, robuste und flexible oder sogar aufrollbare Displays möglich, die neue eReader ermöglichen. Derzeit werden in Europa Produktionslinien für solche Displays mit OTFT-Ansteuerung hochgefahren. Hier gilt es, die Ausbeute und Fertigungsprozesse weiter zu optimieren. Im Weiteren sollen diese Displays größer, aufrollbar und vollfarbig werden. Flexible Displays ermöglichen aber auch zahlreiche weitere, einfachere Produkte wie »intelligente« Preisschilder für Supermarktregale, Verpackungen sowie Spiele mit integrierten Displays oder animierten Logos.
Thema »organische Solarzellen«: Wie steht es mit deren Wirtschaftlichkeit? Diese hängt ja auch von der Lebensdauer dieser Bauelemente ab. Wären diese nicht eher für Wegwerf-Produkte geeignet?
Es gibt erste Pilotprodukte wie Ladegeräte für Mobiltelefone oder MP3-Player, Taschen mit integrierter Solarzelle oder auch Sonnenschirme und Markisen mit flexiblen OPV-Zellen (Organic Photovoltaic). Das sind Einstiegs- bzw. Nischenprodukte auf dem Weg zur Massenanwendung. Dies wird auch in der OE-A-Roadmap beschrieben. Langfristiges Ziel ist aber auch die Herstellung langlebiger OPV-Zellen mit gesteigertem Wirkungsgrad für die Energieerzeugung zur Einspeisung in die Energienetze, da dies das größte Umsatzpotential hat.
Die langfristige Entwicklung neuer Technologien wird seit langem als staatliche Aufgabe gesehen. Mit welchen Argumenten würden Sie begründen, dass die organischen Elektronik gegenüber anderen Technologien - etwa Elektroautos oder Solarenergie - stärker gefördert werden sollte?
Die organische und gedruckte Elektronik ist eine Zukunftstechnologie, die im Weiteren alle Wirtschaftszweige beeinflussen wird. Für Deutschland und Europa bietet diese Technologie die seltene Chance, in Bereich der Elektronikproduktion wieder eine führende Rolle einzunehmen. Dies gilt für zahlreiche große Wirtschaftszweige: Chemie, Maschinenbau, Druck und Verpackungsindustrie, Logistik, Konsumgüter sind hier beispielhaft zu nennen. Die organische und gedruckte Elektronik hat daher große Bedeutung für die Sicherung von Arbeitsplätzen in etablierten Branchen wie auch in der Schaffung neuer Jobs durch das Entstehen einer neuen Branche.
Sowohl beim BMBF wie auch bei der EU laufen umfangreiche Förderprogramme zum Thema organische und gedruckte Elektronik. Sicher ein Grund für die gute Positionierung der heimischen Firmen in diesem Bereich. Derzeit erarbeitet die OE-A gemeinsam mit anderen Organisationen die »Strategic Research Agenda« für die EU. Diese wird die Basis für die Gestaltung der Förderprogramme bis 2020 sein. Auch mit dem BMBF gibt es eine entsprechende Zusammenarbeit zur Gestaltung der zukünftigen Förderstrategie.