Weltweit unter den Top 10, in Deutschland fehlt noch der Bekanntheitsgrad

Plexus: Wie ein globaler EMS-Riese Deutschland erobern will

26. April 2012, 16:20 Uhr | Karin Zühlke
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Keine Fertigung in Deutschland

Wird es künftig auch eine Fertigung in Deutschland geben?

Nein, derzeit gibt es dafür keine Pläne.    

Planen Sie im Laufe des Jahres  eitere Investitionen oder auch Akquisitionen in Europa und/oder Deutschland?

Wir werden auf alle Fälle unser Design Center in Darmstadt weiter ausbauen, das heißt auch neues Personal einstellen und die Entwicklungslabore dort erweitern. Eine weitere große und wichtige Investition steht auf der Produktionsseite auf unserem Plan: Wir werden unsere Produktion im rumänischen Oradea deutlich vergrößern: Die bislang gemietete Fabrik wird noch in diesem Jahr durch ein ganz neues Fertigungszentrum ersetzt. Und schließlich werden wir weiter in das Business Development- und Customer-Management-Team in Europa und Deutschland investieren und sind derzeit auf der Suche nach qualifizierter Verstärkung!  

Plexus beschäftigt etwa 350 Entwicklungsingenieure weltweit – welche Unterstützung bieten Sie Ihren Kunden in punkto Entwicklung?  
Die Produktentwicklung zählt seit über 30 Jahren zu unseren Kernkompetenzen. Wie unsere Unterstützung aussieht, das hängt von den Anforderungen bzw. Wünschen unserer Kunden ab und ist recht flexibel: Für einige Kunden betreuen wir den kompletten Produktlebenszyklus: von der Spezifikation und der Entwicklung über den Produktionsanlauf bis hin zum After Sales Service. In anderen Fällen unterstützen wir zum Beispiel die Entwicklungsteams der Kunden oder setzen ein Re-Design um. Das ist beispielsweise dann erforderlich, wenn eine Baugruppe günstiger werden soll oder abgekündigte Bauteile ersetzt werden müssen. Darmstadt ist weltweit unser sechstes Entwicklungszentrum und verfügt wie jedes unserer Design Center über Teams mit verschiedenen Schwerpunkten: Elektromechanik, Harwareentwicklung – digital, analog, RF und Power –, Software sowie Qualität und Test.  

Vor kurzem hat Plexus einen umfassenden Deal mit Kontron abgeschlossen – welche Rolle spielt Plexus Deutschland dabei?
Die Kundenbeziehung mit Kontron läuft schon seit einigen Jahren auf globaler Basis. Wir arbeiten mit mehreren Kontron-Standorten weltweit zusammen. Aber weil Kontron von Haus aus ein deutsches Unternehmen ist, gehe ich davon aus, dass Plexus Deutschland künftig eine Schlüsselrolle in unserer Zusammenarbeit mit Kontron spielen wird.
 
Bislang ist über den jüngsten Deal bekannt, dass Plexus die Modul-Fertigung von Kontron im malaysischen Penang übernehmen soll. Diese hatte Kontron bislang an die Fertigungstochter Kontron Design Manufacturing Services (KDMS) ausgelagert. Gibt es mittlerweile weitere Details zu diesem Geschäft?
Kontron wird sich künftig noch mehr auf seine Kernkompetenzen fokussieren. Im Zuge der Produktionsübernahme wird Plexus zum Großteil auch die Fertigung der KDMS in die eigene bereits bestehende Fertigung integrieren. Das heißt, dass wir einen Großteil des Equipments und der Mitarbeiter dieser Fabrik übernommen haben.
 
Der europäische Markt bewegt sich derzeit – sagen wir mal – in unruhigem Fahrwasser. Wie beurteilen Sie die Situation?  
Obwohl wir schon die Auswirkungen der aktuell herausfordernden Situation spüren, ergeben sich dadurch auch gute Chancen für uns: Denn Unternehmen denken in solchen Situationen besonders genau über ihre Wertschöpfung im eigenen Haus nach – also wie sie ihre Produkte entwickeln und produzieren. Und, wie ich schon sagte, wir konzentrieren uns auf langfristige Investitionen in unsere Schlüsselmärkte. Das heißt aber auch, dass wir trotz des herausfordernden Marktumfeldes weiterhin in für uns bedeutende Bereiche investieren, wie eben zum Beispiel in unser Design Center in Darmstadt.   

Wie schätzen Sie die Zukunft des EMS Marktes in Deutschland ein?
Ich denke, dass die Nachfrage nach EMS-Leistungen in Deutschland weiter steigen wird. Denn EMS bietet ein flexibles Kostenmodell, und die Auslagerung von Produktionsvolumen kann sich positiv auf das Working Capital eines Unternehmens auswirken. So bleibt den Firmen Geld für andere Investitionen, wie das Beispiel Kontron zeigt. Das ist ein schönes Beispiel, wie ein EMS-Unternehmen zusammen mit seinem Kunden wachsen kann, denn die Möglichkeit zu haben, mit dem Kunden zu wachsen, ist für uns und generell für ein EMS-Unternehmen immer die beste Option. Aber das setzt auch voraus, dass die EMS-Firmen ihr Leistungsspektrum und ihre weltweiten Standorte weiter ausbauen. Das ist meines Erachtens der Schlüssel zum Erfolg.

Das Interview führte Karin Zühlke


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