Weltweit unter den Top 10, in Deutschland fehlt noch der Bekanntheitsgrad

Plexus: Wie ein globaler EMS-Riese Deutschland erobern will

26. April 2012, 16:20 Uhr | Karin Zühlke
Steve Frisch, Plexus: »Wir sind zwar ein etablierter Global Player, aber wir werden immer wieder damit konfrontiert, dass viele Firmen in Deutschland uns noch nicht kennen oder zumindest nicht genau wissen, wofür wir als Unternehmen stehen. Das müssen und werden wir ändern!«

Vor einem Jahr eröffnete der globale EMS-Dienstleister Plexus den ersten Standort in Deutschland. Weltweit zählt der Konzern zu den etablierten EMS-Playern und machte vor kurzem durch einen großen Deal mit Kontron von sich Reden. »In Deutschland haben wir allerdings noch Nachholbedarf, was unseren Bekanntheitsgrad anbelangt«, erklärt Steve Frisch, Regional President – EMEA von Plexus.

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Markt&Technik: Vor einem Jahr hat Plexus den Fuß nach Deutschland gesetzt und ein Entwicklungszentrum in Deutschland eröffnet. Wie hat sich diese Investition bewährt?   

Steve Frisch: Wir sind in der kurzen Zeit sehr erfolgreich gewesen und haben unsere Ziele erreicht. Vor allem ist es uns gut gelungen, die typischen Personalhürden zu überwinden: Wir mussten ja erst einmal ein gutes Führungsteam und talentierte und erfahrene Ingenieure finden. Jetzt geht es darum, eine substanzielle Kundenbasis aufzubauen, auf der wir unser Geschäft in Deutschland ausbauen können. Wir sind ja nicht ganz neu in Deutschland. Plexus hatte auch vor der Eröffnung unserer Darmstadt-Niederlassung bereits einige Kunden hier. Das war auch einer der Gründe für uns, uns hier niederzulassen: Wir wollten näher an den bestehenden Kunden sein und einen lokalen Service bieten. Erfreulicherweise konnten wir  innerhalb weniger Monate aber zusätzlich bereits neue Kunden gewinnen.

Zum Beispiel?

Wir sind hier aufgrund von Geheimhaltungsvereinbarungen zur Diskretion verpflichtet. Namen kann ich Ihnen derzeit also leider keine nennen.

Nun ist Deutschland ein schwieriges Terrain für einen EMS-Dienstleister. Wir haben hier über 400 EMS-Firmen oder vielleicht auch mehr. Genaue Zahlen gibt es dazu gar nicht. Welche Rolle wollen Sie als Gobal Player in Deutschland spielen?

Wir sind ein Global Player. Aber wir gehören auch zu den Marktführern bei der Entwicklung und bei der Fertigung für komplexe Produkte mit niedrigerem bis mittlerem Produktionsvolumen. Und hier sehe ich für uns sehr viel Potenzial in Deutschland: Wenn Unternehmen wachsen und expandieren, dann brauchen sie einen Partner, der in der Lage ist, weltweit zu unterstützen. Und das genau ist unsere Stärke: Obwohl Plexus global agiert, unterstützen wir die Kunden vor Ort, denn lokal auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kunden einzugehen, ist die Basis für eine enge Kundenbindung. In Deutschland mit einem Entwicklungszentrum einzusteigen, lag nahe, weil die Engineering-Reputation traditionell hier sehr hoch ist.

Gibt es eine globale Plexus-Strategie, oder arbeiten die Regionen nach eigenen Vorgaben? Schließlich hat jede Region andere – eben wie Sie vorhin sagten – lokale Bedürfnisse.   

Ja, wir verfolgen eine globale Strategie. Darin verankert sind die Industriesegmente, die wir bedienen, die Märkte, auf die wir uns konzentrieren, und die Leistungen, die wir anbieten. Aber ich gebe Ihnen Recht: Unterschiedliche Länder haben unterschiedliche Anforderungen. Deshalb haben wir in Europa und  Deutschland marktspezifische Strategien und Prozesse entwickelt, um unsere weltweite Strategie mit den lokalen Anforderungen zu vereinbaren. Wir nennen das auch »Glocalization«.

Welche Industriesegmente adressiert Plexus weltweit, und wovon versprechen Sie sich den größten Erfolg in Deutschland?

Global fokussieren wir uns auf die vier Märkte Industrial/Commercial, Medical, Networking/Communications und Defense/Security/Aerospace. In Deutschland sehe ich das größte Potenzial in den Segmenten Industrial/Commercial und Medical.  

In Ihrer Aufzählung kommen interessanterweise gar nicht die aktuellen Hype-Märkte Elektromobiltät und Renewable Energies vor? Hat das einen bestimmten Grund?

Wir haben Kunden aus dem Segment Renewable Energy, die wir beim Engineering und der Produktion unterstützen. Dieser Bereich ist ein sehr schönes Beispiel für den Aspekt, den ich vorhin genannt hatte: Dass wir Kunden mit unseren Ressourcen in wachsenden Märkte dabei unterstützen, zusätzlichen Engineering- und Fertigungsbedarf abzufedern. Aber wir achten auch sehr genau darauf, unserer Strategie treu zu bleiben. Denn »Hypes« können auch schnell zu Luftschlössern werden – wir setzen auf langfristigen Erfolg.  

Worin sehen Sie die größten Herausforderungen für Plexus in Deutschland?

Ganz klar: unseren Namen und unser Leistungsspektrum zu kommunizieren. Wir sind zwar ein etablierter Global Player, aber wir werden immer wieder damit konfrontiert, dass viele Firmen in Deutschland uns noch nicht kennen oder zumindest nicht genau wissen, wofür wir als Unternehmen stehen. Das müssen und werden wir ändern!

Wo produziert Plexus für den lokalen Markt in Deutschland?

Wir haben in Europa Produktionsstätten in Oradea, Rumänien, und Kelso, Schottland. Global gesehen, können wir aber auch eine Produktion in Asien, Nordamerika und Mexiko anbieten, wenn der Kunde dies wünscht.


  1. Plexus: Wie ein globaler EMS-Riese Deutschland erobern will
  2. Keine Fertigung in Deutschland

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