Qualitätsanforderungen an den Electronics Manufacturing Service (EMS)

Null-Fehler-Strategie: nur Wunschdenken?

16. März 2011, 16:24 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 4

Ist Qualität ein Wettbewerbsfaktor im »Rennen« mit Billiglohnländern?

Qualität ist ohne Zweifel ein Wettbewerbsfaktor. Billiglohnländer sind aber durchaus in der Lage, Produkte in hervorragender Qualität herzustellen, daran gibt es auch keinen Zweifel. Im Wettbewerbsvergleich müsse man sich laut Witte vielmehr fragen, ob die Qualität beständig ist und inwieweit sie stückzahl- bzw. gesamtvolumenabhängig ist. Denn was einen westeuropäischen EMS-Dienstleister heute ausmacht, so Christen, »ist die Fähigkeit, dass er ein hohes Qualitätsniveau weitgehend unabhängig von der Produktionsmenge sicherstellen kann, d.h. auch bei kleinen und mittleren Stückzahlen«. Wichtig, so Bechthold, ist außerdem, die Gesamtkosten für den Entstehungsprozess der Qualität zu berücksichtigen: »Da hat ein EMS, der näher am Kunden sitzt, entscheidende Vorteile.« Denn trotz der heute hervorragenden Kommunikationssysteme ersetzten diese nicht das persönliche Gespräch, das in der Entstehungsphase einfach notwendig ist. Und auch später in der Serienproduktion ist eine kurze Rückmeldeschleife wichtig. Denn auch im Serienprozess kommt es zu Fragen oder Ausfällen, die geklärt werden müssen, »und da wird es dann um so teurer, je weiter das Billiglohnland vom Kunden entfernt ist«, resümiert Bechthold. 

Der Standort Deutschland lebt nach wie vor noch vom Qualitäts-Image. Denn viele Kunden haben nach Ansicht von Behrendt schlicht und einfach ein »besseres Gefühl«, wenn sie näher am Lieferanten dran sind und dadurch schneller agieren oder/und reagieren können.

Doch ausruhen können sich die hier ansässigen EMS-Firmen auf diesem Argument nicht.

Denn wie das Beispiel Flextronics zeigt, haben einige EMS-Firmen ihre Prozesse und Fertigungseinrichtungen weltweit bereits standardisiert. Ob ein Produkt bei Flextronics SBS in Deutshland oder in einem »Billiglohnland« gefertigt wird, spielt daher für die Qualität keine Rolle. Das Konzept der »Flex. Factory« sorgt dafür, dass in allen Werken weltweit gleiche Qualtitätsmaßstäbe gelten.

Der Fokus wird künftig nach Aussage von Weber also vor allem darauf liegen, nicht nur die Qualität, sondern den kompletten Wertestrom zu betrachten. Denn, so das Fazit von Unterlugauer, »wir können das ’Rennen’ nur durch hervorragende Qualität in der ganzen Wertschöpfungskette und durch die Nähe zu unseren Kunden gewinnen.«


  1. Null-Fehler-Strategie: nur Wunschdenken?
  2. Qualität nicht nur erprüfen, sondern von vorne herein planen
  3. Das Design legt den Grundstock für die Qualität in der Fertigung
  4. Schnell reagieren mit Hilfe eines MES-Systems
  5. Ist Qualität ein Wettbewerbsfaktor im »Rennen« mit Billiglohnländern?

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