»Die Fertigung »Just-in-time« bedeutet aber auch, »Just-in-time« zu reagieren«, so Schmidt-Streier. Deshalb setzen mittlerweile viele mittelständischen und großen EMS-Firmen ein MES-System (MES: Manufacturing Execution System) ein, um die Produktion in Echtzeit überwachen und bei Bedarf regulativ eingreifen zu können.
Solche Monitoring-Systeme sind ein entscheidender Faktor, um die Leistung kontinuierlich sicherzustellen und frühzeitig Gegenmaßnahmen bei Abweichungen einleiten zu können. Neben dem bloßen Messen muss also auch ein funktionierendes Eskalationsmanagement eingerichtet sein. »Abweichungen in den Prozessparametern, die unter Umständen zu Qualitätsproblemen führen, können wir damit »online« erkennen und dadurch unmittelbar beheben«, erklärt Christen. Der Nachteil ist allerdings, dass solche Systeme oft sehr teuer und komplex sind und deshalb für kleine EMS-Firmen meist nicht erschwinglich.
Auch die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter sehen die EMS-Firmen als wichtiges Kriterium an, wenn es um die Qualität im Fertigungsprozess geht. Einige EMS-Dienstleister haben sogar eigene Schulungszentren eingerichtet. Ein Beispiel ist das Lötstellenkompetenzzentrum von Zollner. Dort bilden zertifizierte Trainer die Trainees in mehreren Wochenblöcken in Theorie und Praxis nach der IPC-Norm aus.
Und wer bezahlt am Ende die Kosten für die steigenden Qualitätsansprüche der Kunden? Zumindest, so Bechthold, muss sich ein EMS-Unternehmen im Klaren darüber sein, welche Art von Kunden es bedienen möchte. »Gerade für kleinere Unternehmen ist das sehr wichtig. Man kann die Qualitätskosten von Kleinserien nicht mit Großserien vergleichen, die in Millionen Stück pro Jahr laufen. Bei hohen Stückzahlen rechnen sich hohe Investitionskosten, die die Qualität deutlich beeinflussen. Bei niedrigen Stückzahlen wird es schon schwieriger. Hier müssen die Prozesse zum Produkt und zu den Kosten passen.« Zwar ist ein sehr hoher Qualitätsanspruch grundsätzlich auch bei kleinen Stückzahlen umsetzbar, aber die Kosten müssen eben auch getragen bzw. umgelegt werden.