Marktsättigung und große Unsicherheiten

Nachfrageflaute bei deutscher Industrieproduktion

4. Juli 2022, 12:43 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:

Produktion: Das Produktionsniveau ging im Juni zum zweiten Mal in den vergangenen drei Monaten – wenngleich nur geringfügig – zurück, nachdem es im Mai noch leichte Zuwächse gab. Blickt man nur auf die Produktion, war das zweite Quartal das schlechteste seit zwei Jahren. Während einige Hersteller über Lieferengpässe klagten, fuhren andere ihre Fertigung angesichts der sinkenden Nachfrage gezielt herunter.

Auftragseingang: Der Rückgang der Neuaufträge hat sich mit Beginn des Sommers weiter beschleunigt. Der saisonbereinigte Teilindex notierte zum dritten Mal hintereinander unter der Schwelle von 50,0 Punkten und fiel auf den niedrigsten Stand seit Mai 2020. Etwa 30 Prozent der Umfrageteilnehmer verbuchten ein Minus beim Auftragseingang und schrieben dies den hohen Preisen, der zunehmenden Unsicherheit an den Märkten, dem schleppenden Exportgeschäft oder der Sättigung der Nachfrage nach Ende des Lockdowns zu.

Auftragseingang Export: Die Neuaufträge aus dem Ausland schrumpften nicht nur den vierten Monat in Folge, sondern auch stärker als zuletzt. Viele Befragte machten dafür zum wiederholten Male die anhaltend rückläufige Nachfrage aus China aufgrund der dortigen lokalen Lockdowns verantwortlich. Daneben beklagten einige Firmen erhebliche Geschäftsverluste in Folge des Krieges in der Ukraine.

Jahresausblick: Deutschlands Hersteller schätzten ihre Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist im Juni noch schlechter ein als zuletzt. So rutschte der entsprechende Teilindex noch weiter unter die Referenzlinie von 50,0 Punkten auf den niedrigsten Stand seit Mai 2020, obgleich der Pessimismus zu Beginn der Pandemie noch größer war. Der Mehrheit der Umfrageteilnehmer bereiten vor allem die rückläufige Nachfrage, die hohe Inflation und die anhaltenden Lieferprobleme große Sorgen.

Beschäftigung: Trotz der Negativtrends bei Produktion und Auftragseingang setzten die Hersteller ihren Stellenaufbau fort. Das Wachstum hat sich gegenüber Mai zwar leicht abgeschwächt, blieb verglichen mit historischen Daten aber weiter solide und spiegelt die anhaltenden Bemühungen der Unternehmen wider, die Kapazitäten zu erweitern.

Einkaufspreise: Der Kostendruck blieb auch im Juni enorm hoch. Zahlreiche Umfrageteilnehmer verwiesen abermals auf die teils exorbitant steigenden Rohstoff-, Energie- und Transportpreise. Die Inflationsrate blieb auf historisch hohem Niveau, schwächte sich allerdings den zweiten Monat in Folge ab und sank auf den niedrigsten Stand seit Februar 2021.

Verkaufspreise: Wie die Einkaufspreise stiegen auch die Verkaufspreise weniger stark an als zuletzt. Der saisonbereinigte Teilindex notierte zwar höher als jemals zuvor vor Juni 2021, gab aber gegenüber den vergangenen zwei Monaten deutlich nach und sank auf den niedrigsten Stand seit Jahresbeginn. In allen drei erfassten Teilbereichen der Industrie schwächte sich die Inflationsrate ab.

Über den EMI: Der S&P Global/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage in der deutschen Industrie. Er ist eine Momentaufnahme der Geschäftssituation im Verarbeitenden Gewerbe und ein gewichteter Durchschnitt der Messwerte für Neuaufträge, Produktion, Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormateriallager. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des BME. Er wird von S&P Global, einem börsennotierten US-amerikanischen Finanzdienstleistungskonzern, erstellt und beruht auf der Befragung von rund 500 Einkaufsleitern und Geschäftsführern der Verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (S&P Global US Manufacturing PMI).


  1. Nachfrageflaute bei deutscher Industrieproduktion
  2. Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:

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