CEO-Panel: Innovation oder Tod

11. November 2009, 9:59 Uhr | Heinz Arnold, Markt&Technik
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Fortsetzung des Artikels von Teil 3

CEO-Panel: Innovation oder Tod



Das soll das ganze Geheimnis sein? Jürgen Gromer gibt sich damit nicht zufrieden und will der Sache mit einer ganz konkreten Frage nach einer ganz konkreten Innovation, die heute alle unter dem Oberbegriff Green Electronics im Munde führen, nachgehen: Wie kann eine Firma wie Marvell die Innovation in Richtung Energiesparen lenken?
Da fühlt sich Sutardja erst recht in seinem Element. »Wir haben von Anfang an ICs für den Einsatz in tragbaren Geräten entwickelt. Wir können mit unseren Konzepten erheblich dazu beitragen Energie zu sparen. Es liegt oft an den Systemherstellern, also den Herstellern von Fernsehern und PCs, ob sie das übernehmen wollen. Die Technik ist da, man muss sie nur umsetzen. Wir müssen nicht – wie die Automobilindustrie auf die kommenden Batteriegenerationen warten!«

Ja aber wo ist sie denn, die Hemmschwelle, eine existierende und energiesparende Technik umzusetzen? Wer will Innovationen hier verhindern? Eine Hürde könnte sein, dass einfach nur »Energie zu sparen«, nicht gerade sexy klingt. »Wir müssen die Message zu den Systemherstellern senden, wir müssen handeln«, sagt Sutardja. Dass Energieeffizienz heute vor allem durch staatliche Regulatorien stattfindet, ist ebenfalls nicht sexy, aber könnte durchaus effizient sein. »Soweit sieht doch alles recht gut aus«, meint der Laie.  
Gerade jetzt aber stellt sich die Frage, ob sich die Firmen unter den aktuellen Bedingungen Innovationen überhaupt noch leisten können. Günter Lauber ist da ganz optimistisch: »Ohne Innovationen gehen wir sowieso unter, sie müssen also immer sein, in guten wie in schlechten Zeiten. Das muss aber nicht gleichbedeutend sein mit enormen R&D-Kosten. Auch relativ einfach durchzuführende Verbesserungen können einen großen Effekt für den Kunden haben.«
Da muss Jürgen Gromer doch noch einmal nachfragen: Im Banken-Sektor werden neue Rating-Systeme eingeführt, die es den Banken noch schwerer machen, Kredite zu vergeben. Wie also sollen die Unternehmen künftig Wachstum finanzieren?
Das ist eine Frage für Ram Charan, der gleich drei Punke ins Feld führt: In den USA sitzen die wichtigen Banken immer noch auf einem riesigen Haufen von toxischen Papieren, deren Wert niemand kennt. Folglich werden sich die Banken vorsichtig verhalten und mit Krediten geizen. »Das dauert mindestens noch ein Jahr«, so seine Prognose, die die Teilnehmer der Diskussionsrunde nicht gerade in Euphorie versetzt.
Und schon holt er zum nächsten Schlag aus: »Im Moment befinden sich die Banken im Blindflug.« Wem das noch nicht genügt, für den hält er noch einen Nachschlag bereit: »Die  Banken haben vergessen, wie sie die Risiken neuer Kredite bewerten müssen, einfach vergessen!« Fazit: Keine Kredite zu bekommen, sieht er im Moment für die Industrie als das größte Risiko an.
Wie also sieht die Zukunft aus, beispielsweise für die Halbleiterindustrie? Sehat Saturdja sieht eine Konsolidierung voraus, und das sei nichts weniger als die gerechte Strafe dafür, nicht an Moore´s Law geglaubt zu haben. »Viele Chip-Hersteller haben nicht in neue Technologien und IPs investiert, sie haben nicht gesehen, dass wir weiter von Moore´s Law getrieben werden und sonst von gar nichts. Da hat in diesen Unternehmen zu einem Vakuum geführt.« Also folge unweigerlich die Implosion. Wer nicht in die Entwicklung von Mikroprozessoren, DSPs und Speichertechniken – HDDs oder Solid State – investiert habe, wer nicht hoch integrierte komplexe ICs für den Einsatz in Handys, Fernsehern, PCs und sogar Autos im Programm führe, der möge sich warm anziehen: »Nur eine Handvoll Firmen wird überleben.«
Für die, denen es jetzt die Sprache verschlagen hat, weiß Ram Charan aber auch Positives aus seiner Glaskugel zu lesen: Die Weltbevölkerung wird um zwei Milliarden Menschen wachsen – und was brauchen die wohl? Natürlich Elektronik. »Die Nachfrage ist da!«, ruft er fröhlich in die Runde. Und da will ihm keiner widersprechen.
 


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