NPI-Initiative: Entwicklung und Fertigung müssen vernetzter zusammenarbeiten

»Beim OEM das Bewusststein für die Fertigung schärfen«

2. November 2010, 15:03 Uhr | Karin Zühlke

Mit der im Juni vorgestellten Initiative »NPI (New Product Introduction) - der schnelle Weg zum Serienprodukt« will der Arbeitskreis »Services in EMS« des ZVEI erreichen, dass die Entwicklung beim Kunden und die Fertigung beim EMS früher und vernetzter zusammenarbeiten. Beim Markt&Technik Round Table »NPI« zogen Firmen jetzt eine erste Bilanz: »Mittlerweile wird das Thema auch im Management der Kunden diskutiert, und zwar auf einer Ebene, auf der ich das gar nicht erwartet hatte«, sagt Michael Velmeden, Geschäftsführer von cms electronics.

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Der Grundgedanke der ZVEI-Initiative ist einfach: Je früher der Kunde seinen EMS-Dienstleister am Produktentwicklungsprozess beteiligt, umso leichter lässt sich das Design auf den späteren Fertigungsprozess hin optimieren und umso schneller das Produkt auf den Markt bringen. Um die geforderten Kosten- und Preiswünsche des Kunden und Flexibilität umsetzen zu können, müsse der EMS-Dienstleister ganz vorne in der Phase der Produktentstehung, wo bereits 80 Prozent der Kosten festgelegt werden, mit eingebunden werden, fordert Johann Weber, Vorstandsvorsitzender, Zollner Elektronik.

Markt&Technik Round Table »NPI«: Entwicklung und Fertigung müssen vernetzter zusammenarbeiten

Manfred Trösch, Iftest
© Markt&Technik
Thomas Kaiser, ccs
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Michael Velmeden, cms
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Bislang klaffen Wunsch und Realität an diesem Punkt allerdings weit auseinander, denn der klassische Einstieg des EMS-Dienstleiters in ein Kundenprojekt erfolgt meist erst dann, wenn der Prototyp bereits fertig ist, »und das ist deutlich zu spät und hat für den Kunden wirtschaftliche Nachteile«, betont Velmeden. Grundsätzliche Punkte wie die Fertigbarkeit (Design-for-Manufacturing: DfM), die Testbarkeit (Design-for-Test: DfT), die Qualität (Design-for-Six-Sigma: DfX) und die Kostenaspekte (Design-to-Cost: DfC) sind dann meist nicht oder nicht adäquat berücksichtigt. Dabei gewinnen DFM, DFT und DFX immer mehr Bedeutung, weil der Kunde größten Wert auf die Qualität und die Stabilität des Fertigungsprozesses legt: »Das können wir aber nur dann gewährleisten, wenn wir eine 100-prozentige Testabdeckung haben, und die wiederum lässt sich nur über ein vernünftiges Layout sicherstellen«, erklärt Weber.

Dabei erfordern gerade die aktuellen Rahmenbedingungen wie die Bauteileverknappung, der steigende Kostendruck auf die Lieferkette und immer kürzere Produkteinführungszeiten effizientere Prozesse und eine bessere und vor allem frühere Abstimmung zwischen EMS und Kunde bzw. OEM. Genau hier setzt die ZVEI-Initiative des Fachverbandes »PCB and Electronic Systems« an, an der 34 EMS-Firmen mitgearbeitet haben. Dass das Thema »NPI« keine Frage der Größe einer EMS-Firma ist, zeigt sich allein daran, dass dem 34-köpfigen ZVEI-Arbeitskreis sowohl Mittelständler als auch große EMS-Firmen angehören. Erreichen wollen die EMS-Unternehmen vor allem, dass sich das Management des Kunden mit den Aspekten von »NPI« auseinandersetzt, und haben daher das, was eigentlich Bestandteil der täglichen Arbeit vieler EMS-Firmen ist, in Management-Sprache zu Papier gebracht. Das öffne schließlich auch die Tore zur Entwicklungsabteilung und zum Einkauf, ist sich die Runde einig: »NPI ist ein Management-Thema des Kunden. Der muss sich fragen, ob er genügend Wissen und Erfahrung hat, um, von der Idee eines Produktes ausgehend, ein Produkt bis hin zur Serie einzuführen«, meint Manfred Tillmann, Geschäftsführer von Schlafhorst electronics. Dabei gebe es vielschichtige Aspekte von den Produktionstechnologien bis hin zum Wissen über den Komponentenmarkt.


  1. »Beim OEM das Bewusststein für die Fertigung schärfen«
  2. Erste Erfolge der Initiative bereits sichtbar
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  4. NPI als Kostenmodell - Ist der Kunde bereit, für Engineering-Leistungen zu bezahlen?

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