Im Rahmen der Interviews für die MID-Studie 2011 wurde der Automobil-Sektor vor der Medizintechnik als wichtigste Branche identifiziert.
In der Automobilindustrie steigt die Anzahl elektronischer Systeme aufgrund der Forderung nach erhöhter Sicherheit, moderner Kommunikations- und Informationstechnik sowie Umweltfreundlichkeit kontinuierlich. Vor allem die geforderte Miniaturisierung und die zunehmende Funktionsvielfalt begünstigen die MID-Technik. Der hohe Kostendruck der Automobilindustrie fordert aber auch, dass MID-Teile neben den technischen Vorteilen im Vergleich mit herkömmlichen Techniken eine wirtschaftlich sinnvolle Alternative darstellen.
Die hohen Anforderungen der Automobilindustrie an die Zuverlässigkeit können aus Sicht der Experten erfüllt werden. Werkstoffe (Substratmaterialien, Verbindungsmedien) sind auch für Anwendungen bei höheren Umgebungstemperaturen, beispielsweise im Motorraum, vorhanden. Für weitere MID-Anwendungen in der Automobilindustrie, insbesondere wenn hohe Stückzahlen gefertigt werden müssen, sind Entwicklungen hinsichtlich einer vollautomatischen Fertigung erforderlich.
Die Medizintechnik erlebt durch die demografische Entwicklung und den Gesundheitsboom eine steigende Nachfrage nach innovativen und günstigen, aber auch leistungsfähigeren medizinischen Geräten. Wichtige MID-Anwendungen sind beispielsweise Hörgeräte. Hierbei kommt es auf die räumliche Ausrichtung der Mikrofone auf kleinstem Raum an. Ein anderes Anwendungsgebiet sind Einwegprodukte, die nach dem Einsatz nicht sterilisiert werden müssen. Ein Beispiel hierfür sind sterile Probenträger für die Bioanalytik. Sie werden im Zweikomponentenspritzgussverfahren hergestellt, das es erlaubt, einen mi-krofluidischen Kanal sowie eine elektronische Auswertung zu integrieren.
Herausforderungen und Schlüsselfaktoren
Den Chancen der MID-Technik stehen einige wenige Herausforderungen gegenüber. Aus entwicklungsspezifischer Sicht ist das die Beherrschung der Komplexität der gesamten MID-Fertigungsprozesskette. Die für MID-Teile typische verteilte Wertschöpfungskette erfordert einen erhöhten Kommunikations- und Koordinationsaufwand bei der Entwicklung und Herstellung. In der Vorgängerstudie wurde die Bestückungstechnik als Flaschenhals bezeichnet. Diese hat stark aufgeholt. Entsprechende Bestückungsmaschinen sind verfügbar, allerdings sind die Investitionskosten insbesondere in die Anlagentechnik noch sehr hoch.
Wichtige psychologische Hindernisse sind die zu geringe Risikobereitschaft der Unternehmen und die zu geringe Wahrnehmung, dass MID bereits in vielen Applikationen erfolgreich eingesetzt wird. Mit der Zunahme an Referenzprojekten, die keiner Geheimhaltung unterliegen und veröffentlicht werden, wirkt der 3-D MID e.V. dem aktiv entgegen.
Die MID-Studie 2011 kann bei der Geschäftsstelle der Forschungsvereinigung 3-D MID e.V. [3] bezogen werden.