Coronavirus-Krise

Deutsche Industrieproduktion im März dramatisch eingebrochen

6. April 2020, 10:22 Uhr | Karin Zühlke
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Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick

Industrieproduktion: Die weltweite Ausbreitung der Coronavirus-Krankheit mit ihren Auswirkungen auf Nachfrage, Lieferketten und Geschäftstätigkeit führte im März zum massivsten Rückgang der Produktion in Deutschlands Industrie seit April 2009. Hersteller von Investitionsgütern – einschließlich Fahrzeugbau und Maschinenbau – verzeichneten das größte Produktionsminus, gefolgt von den Produzenten von Vorleistungsgütern. Im Konsumgüterbereich wurde allerdings nur ein marginaler Rückgang verbucht.

Auftragseingang insgesamt/Export: Nachdem sich die Ordereingänge im Februar fast stabilisiert hatten, ließ die Coronavirus-Pandemie die Nachfrage – national wie international – praktisch einbrechen und führte zu einem signifikanten Rückgang der Neuaufträge Ende des ersten Quartals. Der saisonbereinigte Teilindex „Auftragseingang, insgesamt“ verzeichnete die zweitgrößte Abnahme im Vormonatsvergleich in der Umfragegeschichte (seit 1996) und signalisierte die kräftigste Schrumpfung in den Auftragsbüchern seit sechs Monaten. Einem moderaten Rückgang im Konsumgüterbereich standen kräftige Reduzierungen in den beiden anderen Teilbereichen gegenüber.
Der Rückgang der Exportaufträge bei den deutschen Herstellern beschleunigte sich im März den zweiten Monat in Folge. Einige Unternehmen meldeten eine anhaltende Nachfrageschwäche aus Asien (insbesondere China), während eine Vielzahl ein deutliches Orderminus aus Südeuropa (insbesondere Italien) und den USA verbuchten. Der saisonbereinigte Teilndex „Auftragseingang, Export“ notierte auf dem niedrigsten Stand seit fast elf Jahren, lag aber immer noch über dem Umfragetief von 23,8 im Dezember 2008.

Beschäftigung: Der geringere Bedarf in der Produktion sowie eine niedrigere Auslastung hatte bei vielen Firmen eine Reduzierung der Mitarbeiterzahl zur Folge. Umfrageteilnehmer, die einen Beschäftigungsrückgang registrierten, gaben an, die Anzahl der Leiharbeiter reduziert zu haben. Außerdem meldeten einige die Einführung von Kurzarbeit im Unternehmen. Damit hält der Stellenabbau bereits seit dreizehn Monaten an. Zudem beschleunigte sich die Rückgangsrate auf den höchsten Stand seit Oktober 2019.

Einkaufs-/Verkaufspreise: Die weltweit sinkende Nachfrage nach Rohstoffen in Verbindung mit dem jüngsten Preissturz beim Rohöl führte zur elften Verbilligung der Einkaufspreise in Folge. Zudem beschleunigte sich der Rückgang gegenüber dem Vormonat und war insgesamt kräftig. Die stärkste Abnahme verzeichneten die Produzenten von Investitionsgütern, gefolgt von den Herstellern von Vorleistungsgütern.
Die Verkaufspreise in der Industrie sanken im März mit beschleunigter Rate. Der entsprechende saisonbereinigte Teilindex sackte weiter unter die Referenzlinie von 50,0 Punkten und notierte auf dem niedrigsten Stand seit September 2009. Laut Umfrageteilnehmern war dafür vor allem der wachsende Konkurrenzdruck verantwortlich, der einige Hersteller, insbesondere im Investitionsgüterbereich, dazu veranlasste, ihren Kunden Rabatte anzubieten.

Jahresausblick: Die dramatische Ausbreitung des Coronavirus im März ließ die Geschäftsaussichten in der deutschen Industrie fast ins Bodenlose stürzen. Nicht nur, dass die Abnahme im Vergleich zum Vormonat rekordverdächtig ausfiel, der dazugehörige Teilindex rauschte sogar auf den tiefsten Stand seit Beginn der Aufzeichnung dieser Datenreihe im Juli 2012. Am pessimistischsten blickt man im Investitionsgüterbereich in die Zukunft.

Über den EMI: Der IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage in der deutschen Industrie. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des BME. Er wird vom Anbieter von Unternehmens-, Finanz- und Wirtschaftsinformationen IHS Markit mit Hauptsitz in London erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern und Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (Markit U.S.-PMI).


  1. Deutsche Industrieproduktion im März dramatisch eingebrochen
  2. Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick

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