Auswahl und Bezug von Taktgebern

Wie sich die beiden häufigsten Fehler vermeiden lassen

24. März 2023, 14:00 Uhr | Von Gerd Reinhold
Gerd Reinhold ist Senior Field Application Engineer FCP bei der WDI AG.
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Technische Komplexität und ein unüberschaubares Angebot erschweren die Wahl des passenden Taktgebers – und die Folgekosten bei einer Fehlentscheidung können hoch sein. Doch mit der richtigen Unterstützung lassen sich die beiden häufigsten Stolpersteine bei Auswahl und Bezug sicher umgehen.

Auch für die Elektronik der Zukunft werden »Frequency-Control-Products« (FCPs), also frequenzgebende Produkte wie Schwingquarze und Oszillatoren, eine bedeutende Rolle spielen. Schon jetzt sind solche Taktgeber in der Mehrzahl der Schaltungen verbaut – und nahezu täglich kommen neue Anwendungen und Einsatzmöglichkeiten hinzu. Doch obwohl FCPs so weit verbreitet sind, fehlt es in der Praxis oft an Hintergrundwissen und Detailkenntnissen im Bereich der Frequenzsteuerung.

Konkret sorgen insbesondere zwei Fehlerquellen immer wieder für (vermeidbaren) Mehraufwand oder sogar Produktionsstörungen bis hin zum Bandstillstand. Der erste Fehler tritt bereits bei der Auswahl des für die jeweilige Schaltung erforderlichen Taktgebers auf. Wer trotz der schier unüberschaubaren Anzahl an Anbietern, Produkten und Produktvarianten auf die Hauruck-Methode »mit Basteln zum Erfolg« setzt, wird nur in den seltensten Fällen erfolgreich sein. Denn wenn beispielsweise die benötigte Frequenz nicht in der gewünschten Bauform erhältlich ist, können oft umständliche und kostenintensive Anpassungen der Schaltung notwendig werden. Daher gilt: Auch wenn der Zeitdruck groß ist, will ein zuverlässig funktionierender Taktgeber gründlich und ausreichend spezifiziert sein, damit am Ende das optimale frequenzgebende Bauteil nach Kosten und Leistung ausgewählt und verwendet werden kann.

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Echter Hersteller oder doch nur Händler?

Als zweite Fehlerquelle hat sich der Beschaffungsprozess herausgestellt. Denn neben der hohen technischen Komplexität kommt erschwerend hinzu, dass der Markt für den Laien sehr differenziert, um nicht zu sagen, undurchsichtig ist. Neben den »echten« Herstellern tummelt sich auch noch eine Vielzahl Anbieter am Markt, die zwar nicht selbst produzieren, aber den Anschein erwecken, als würden sie über eine eigene Produktion verfügen. Das ist für den unerfahrenen Anwender oder Einkäufer auf den ersten Blick nicht ersichtlich und kann bisweilen zu Problemen führen.

Gerade wenn es um reproduzierbare Qualität und Langzeitverfügbarkeit geht, ist es zwingend erforderlich zu wissen, wer Hersteller ist und wer nur Händler. Wer sich in dem vielfältigen Angebotsdschungel nicht auskennt, bezieht beispielsweise ein Produkt von drei verschiedenen Händlern und wähnt sich mit dieser Anzahl qualifizierter Quellen zunächst gut abgesichert. Die Probleme tun sich erst dann auf, wenn diese drei Händler das Bauteil aus der gleichen Quelle beziehen und jeweils unter ihrer Eigenmarke (auch »Private Label« genannt) verkaufen. Wenn der tatsächliche Hersteller das Bauteil dann aber abkündigt und auf einen Schlag die Produktionsquelle für alle drei Händler versiegt, folgt das böse Erwachen – im schlimmsten Fall bis hin zum Bandstillstand.

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Wichtige Spezifikationskriterien für Quarze und Oszillatoren
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Dieses Beispiel mag auf den ersten Blick etwas konstruiert wirken. Tatsächlich handelt es sich aber um ein in aller Regelmäßigkeit auftretendes Problem. Um derartige Schwierigkeiten zu vermeiden, bedarf es eines sorgfältigen Auswahl- und Qualifikationsprozesses von Bauteilen sowie Lieferanten. Am Anfang sollte dabei eine realistische Selbsteinschätzung stehen: Verfügen die eigenen Entwickler und Einkäufer tatsächlich über ausreichend Kenntnisse im Bereich Taktgeber? Oder ist es sinnvoller, hier mit einem erfahrenen und spezialisierten Distributionspartner zu kooperieren?

Gerade angesichts der potenziell hohen Folgekosten einer Fehlentscheidung ist in vielen Fällen die Zusammenarbeit mit einem Spezialisten die bessere Alternative. Umso wichtiger ist dann allerdings die Wahl des richtigen Partners. So sollte dieser seine Kunden insbesondere im Entwicklungsumfeld bei der Auswahl des für sie passenden Produktes begleiten und unterstützen, baugleiche Alternativen und Second Sources aufzeigen sowie besonders gängige Spezifikationen und Bauformen empfehlen. Der Support sollte von der Erstbemusterung und eventuell notwendigen Schaltungsanalyse über die Prototypen- und Vorserienbelieferung bis hin zur klassischen Distributionsdienstleistung während der Serienfertigung reichen.

Cherry-Picking im Sinne des Kunden

Auch das verfügbare Portfolio spielt bei der Entscheidung für einen Distributionspartner eine große Rolle. Es sollte so umfangreich sein, dass sich der Distributor auf die echten Kernkompetenzen der verschiedenen Hersteller konzentrieren und »Cherry-Picking« im Sinne des Kunden betreiben kann. Schließlich ist nicht jeder Hersteller mit all seinen Produkten gleich stark. Meist hat jeder eine klare Kernkompetenz, die oft nur einen kleinen Teil seines Gesamtportfolios ausmacht.
Entscheidend für die Aufnahme eines Herstellers in das Portfolio sollte grundsätzlich die Frage sein, ob dieser einen erkennbaren Mehrwert für das Produktangebot und folglich auch für die Kunden mit sich bringt. Eine gewisse kontrollierte Überschneidung im Produktportfolio ist dabei durchaus gewünscht, oft hilfreich und technisch sowie kommerziell vernünftig – reduziert es so mögliche Abhängigkeiten von einzelnen Herstellern für den Distributor und seine Kunden.

Ein guter Distributionspartner muss daher in der Lage sein, Stärken und Schwächen der einzelnen Hersteller zu (er)kennen, Kernkompetenzen zu kombinieren und aufeinander abzustimmen, um dem Anwender ein technisch stimmiges und kommerziell wettbewerbsfähiges Gesamtportfolio sowie eine höhere Objektivität bieten zu können.

Mit heute nunmehr 35 Vertragslieferanten im Bereich Frequency-Control-Products bietet WDI eine der umfassendsten Line-Cards am europäischen Markt, eine über 30-jährige Produktexpertise sowie umfassendes Markt- und Applikations-Know-how. Angefangen hat WDI Ende der 1980er als Herstellerrepräsentant eines US-amerikanischen Herstellers, der seine Produkte im Entwicklungsumfeld vermarktet sehen wollte. Und noch heute sieht sich das Unternehmen insbesondere als »Stocking Representative«, der seinen Kunden eine anwendungsorientierte technische und kommerzielle Beratung mit nachhaltigem Sachverstand bietet.


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