Wohin wird sich Ihr Geschäft langfristig gesehen weiterentwickeln? Welche Trends im Bereich der Kühlung werden künftig eine Rolle spielen?
Florian Schlachtenrodt: Wir stellen uns auf immer kosteneffizientere und materialeffizientere Kühllösungen ein. Kosteneffizienz, weil die Herstellung von Kühlkörpern immer effizienter werden wird. Es ist ein Produkt, welches wie gemacht ist für Automatisierung. Materialeffizienz, weil unsere Kunden hier generell ein enormes Einsparpotenzial sehen und weil der Aluminiumanteil ein Riesenhebel für den CO2-Fußabdruck eines Produkts ist.
Damit sprechen Sie ein wichtiges Thema an. Ihr Unternehmen hat schon vor einigen Jahren stark auf Umweltschutz gesetzt und ist seit 2018 klimaneutral. Können Sie kurz beschreiben, was Sie diesbezüglich unternommen haben und wo Sie heute stehen?
Tim Schlachtenrodt: Für uns besteht Klimaschutz aus vielen kleinen Maßnahmen und involviert das ganze Team, unsere Lieferanten und Kunden. 2015 haben wir unsere erste CO2-Emissionsbilanz erstellt. 93 Prozent unserer CO2-Emissionen brachte indirekt unser Hauptwerkstoff Aluminium mit. Das war erstmal ernüchternd. Scheinbar hatten wir nicht viel Einfluss auf unsere Klimabilanz. Wir fokussierten uns also auf unsere direkten Emissionen. Im Fokus standen zum Beispiel Initiativen für Energieeffizienz, Mitarbeiterschulungen, Umstellungen im Bereich Abfallmanagement und Fuhrpark, Modernisierung unserer Eloxalanlage und effizientere Verpackungen.
Den Rest unserer direkten CO2-Emissionen kompensierten wir durch den Ankauf von TÜV-zertifizierten Investitionen in Klimaschutzprojekte. Das war der Anfang. Aber seit 2020 wird es erst richtig interessant. Unsere Presswerke können mittlerweile detailliertere Aussagen über die Recyclingquote der Aluminiumprofile treffen und bieten teilweise klimafreundliche Aluminiumprodukte an. Wir können jetzt durch bewusste Kaufentscheidungen bestimmen, ob eine Tonne Aluminium 10 t CO2-Emissionen oder 1 t CO2 mit sich bringt.
Wie wirkt sich das in Ihrem Unternehmen konkret aus?
Tim Schlachtenrodt: Das ist ein Riesenhebel. 2015 kamen wir auf gesamt 3550 t CO2-Emissionen, 2019 auf 2450 t. Das sind über 1000 t weniger CO2-Emissionen pro Jahr, trotz stetigem Wachstum. Der Anteil Aluminium an unseren CO2-Emissionen sank von 93 Prozent auf 86 Prozent. Weil wir sehen, dass wir sehr wohl Einfluss auf unseren CO2-Fußabdruck nehmen können, haben wir beschlossen, ab 2020 sämtliche CO2-Emissionen zu kompensieren – inklusive unserem Vormaterial Aluminium.
Mittlerweile rückt das Thema Klimaschutz immer stärker in den Fokus, vermutlich auch bei Ihren Kunden. Sehen Sie sich bestätigt, hier früh eine Vorreiterrolle übernommen zu haben?
Tim Schlachtenrodt: Wir sind sehr froh darüber, dass das Thema jetzt in den Fokus rückt. Es war aber ehrlich gesagt nicht sehr schwer, vorzureiten. Im Team, bei unseren Kunden und Lieferanten, nirgendwo stießen wir auf Widerstand oder Achselzucken. Auf der electronica 2018 haben wir uns zum ersten Mal als klimaneutrales Unternehmen vorgestellt. Da wurde es etwas spannend. Wir wollten nicht im Regal für höherpreisige Bio-Produkte landen, da gehören wir nämlich nicht hin. Aber statt Skepsis haben wir sehr viel positives Feedback und Bestätigung bekommen.
Florian Schlachtenrodt: Wir bekommen natürlich nicht jeden Auftrag, weil wir jetzt klimaneutral sind. Aber gefühlt bekommen wir unter verschiedenen Anbietern öfter das letzte Wort, weil der Kunde das Projekt gerne mit uns machen möchte. Das ist in unserer Branche viel wert. Die Zertifikate über klimaneutrale Kühlkörper kommen auch gut an. Die Vertriebsmitarbeiter unserer Kunden bekommen ein weiteres „softes“ Verkaufsargument für ihre Produkte.
Gibt es in puncto Umwelt- und Klimaschutz noch Ziele, die Sie in Ihrem Unternehmen verwirklichen wollen?
Tim Schlachtenrodt: Auf jeden Fall! Wir planen, mittelfristig unsere drei Standorte unter einem Dach zu vereinen. Das Gebäude soll klimapositiv sein. Werksverkehr wird entfallen. Mitarbeiteranfahrten sind ein weiterer Hebel. Wir unterstützen unsere Mitarbeiter bei der Umstellung auf E-Mobility und E-Bikes. Man kann eigentlich mit dem Thema nicht aufhören, wenn man einmal damit begonnen hat. Dafür macht es wirtschaftlich zu viel Sinn. Natürlich macht es auch allgemein Sinn und Freude. Mehr ein Wunsch als ein Ziel ist es, dass sich Klimaschutz in unserer Branche etabliert. Wir machen das nicht für das Alleinstellungsmerkmal. Wir teilen unsere Erfahrungen gerne und können unterstützen!