Interview

Welche Chancen bietet Power over Ethernet?

18. Januar 2017, 11:27 Uhr | Corinna Puhlmann-Hespen
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Ausfallrisiko durch stärkere Erwärmung

Wie weit ist man denn noch davon entfernt, Endgeräte über PoE mit 100 W versorgen zu können?

Aus technischer Sicht ist 100-W-PoE realisierbar. Alle technischen Untersuchungen gerade auch zu Kabeln und Steckverbindern haben die Machbarkeit belegt. Wie gesagt kristallisiert sich aber heraus, dass die Versorgung von Endgeräten mit solch hohem elektrischen Leistungsbedarf möglich, aber nicht unbedingt im technischen Fokus der Entwicklung steht. Anders sieht das bei Komponenten für die Gebäudeausrüstung und Gebäudeautomatisierung aus. Somit bleibt derzeit noch abzuwarten, für welche Systeme, Geräte und Komponenten neue PoE-Lösungen entwickelt und angeboten werden. Zusätzlich zu den bereits beschriebenen Entwicklungstendenzen bei PoE ist auch zu erwarten, dass man sich in Zukunft auf Themen wie Energieverteilung, Energieeffizienz oder Anpassung dieser Technologie an spezifische Anforderungen – zum Beispiel T1 und Ex-Schutz – konzentriert wird. Gleichzeitig werden Entwickler und Hersteller darauf achten müssen, dass sie eine gewisse Universalität des „Systems PoE“ einhalten, um die Vorteile für den Anwender bei Implementierung und Kostenersparnis nicht zu verspielen.

Ein Leistungssprung von 15 W auf 100 W hat sicherlich Einfluss auf die zum Einsatz kommenden Komponenten, allein schon aufgrund der höheren Erwärmung.

Die technischen Herausforderungen von PoE liegen in der sicheren und möglichst verlustarmen Übertragung von Versorgungsspannungen mit relativ hoher elektrischer Leistung. Dabei kann es zu einer Kabelerwärmung kommen, die Einfluss auf die Qualität der Datenübertragung und die Lebensdauer der Verkabelung hat. Das passiert vornehmlich in Kabelbündeln bzw. Kabeln, die so verlegt sind, dass kaum Austausch mit der Umgebungsluft zustande kommen kann, kritisch sind zum Beispiel im Rohr verlegte Kabel. Insgesamt sind UTP-Kabel stärker betroffen als zum Beispiel hochgeschirmte PiMF-Konstruktionen.

Und was ist hinsichtlich des Steckverbinders zu beachten?

Eine Herausforderung stellt das Lösen des Steckverbinders bei aktivem PoE Service dar – das sogenannte Ziehen unter Last. Das Stecken ist weniger kritisch, da die PoE-Standards ein sogenanntes „Makeln“ zwischen dem PoE-Lieferanten und dem Abnehmer verlangen. Durch diese Prozedur wird die Speisespannung erst aufgeschaltet, wenn die Steckverbindung steht. Anders sieht es jedoch beim Trennen der Steckverbindung aus: PoE wird bei Erkennung einer Leitungsunterbrechung zwar abgeschaltet. Einige Mikrosekunden bei anliegender Spannung können beim Ziehen unter Last jedoch ausreichen, um den Steckverbinder oder die Buchse zu beschädigen. Wie groß dieser Schaden ausfällt, hängt wiederum von der Beschaffenheit der Last ab (induktiv, kapazitiv), der Beschaffenheit der Steckverbinder (Kontaktaufbau und -Oberfläche) sowie der Zeit, die der Anwender zum Ziehen benötigt. Bei letzterem Kriterium kann eine PushPull-
Verriegelung das Schlimmste verhindern. Harting hat dazu umfangreiche Testreihen gefahren und seine Produkte in Richtung PoE optimiert bzw. sogar speziell neu konstruiert. Trotzdem sollte jeder Anwender versuchen, das Szenario eines „Ziehen unter Last“ zu vermeiden.


  1. Welche Chancen bietet Power over Ethernet?
  2. Ausfallrisiko durch stärkere Erwärmung

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