Bourns hat seit dem Jahr 2000 insgesamt 16 Übernahmen durchgeführt. Ist der Bedarf an Portfolio-Ergänzung nun gedeckt, oder dürfen wir in naher Zukunft eine große Übernahme erwarten?
Wir führen unsere Strategie der punktuellen Portfolioerweiterungen durch Akquisitionen fort. Anfang November haben wir den Transformerhersteller Transtek via Asset-Deal übernommen. Damit erweitern wir unser Portfolio im Bereich magnetischer Produkte, das bisher aus Standardkomponenten bestand, um kundenspezifische Lösungen. Dies wird uns in Zukunft auch die Möglichkeit bieten, Transformer für höhere Frequenzen und High-Power- Anwendungen zu entwickeln und anzubieten. Dieser Linie werden wir auch in Zukunft treu bleiben. Eine große Akquisition würde aufgrund unseres Portfolios zuviele Überschneidungen mit sich bringen, außer wir würden in einen neuen Produktbereich einsteigen, wie etwa Kondensatoren, aber das ist nicht unser Ziel!
Dünner, schneller, leichter – so lassen sich die Anforderungen der Elektronikbranche wohl am einfachsten umreißen. Wie reagieren Sie darauf?
Wir investieren jährlich etwa 5 bis 7 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Dabei beschäftigen wir uns auch mit Themen wie MEMS oder Wide-Band-Gap-Materialien. Unser Ziel ist aber nicht, das jeweils kleinste oder technisch herausragendste Produkt zu schaffen, sondern Produkte, die unseren Kunden Vorteile bieten, die sich am Markt wirklich verkaufen lassen. Ein Musterbeispiel für diesen Ansatz ist in meinen Augen die Entwicklung einer flachen GDT-Produktreihe, die wir Ende 2015 erstmals auf den Markt gebracht haben. Der Bedarf an Gas Discharge Tubes ist nach wie vor riesig, und er wächst in Anwendungsbereichen wie etwa Telekom und Sure Protection Devices. Ein flaches Produkt mit horizontal verlaufenden Anschlüssen bietet hier dem Anwender einen hervorragenden Überspannungsschutz für empfindliche Anwendungen in Applikationen, die sich durch hohe Packungsdichte und ein geringes Platzangebot auszeichnen.
Manchmal überrascht einen der Markt. Niemand hätte geglaubt, dass E-Zigaretten einen interessanten Zukunftsmarkt für Potentiometer eröffnen werden!
Ja, inzwischen gehen einige 10 Millionen Potentiometer jedes Jahr in diese neue Anwendung, und der Bedarf wächst weiter! Aber dieses Produkt, auf dessen Basis Bourns vor nunmehr 70 Jahren gegründet wurde, lässt sich technisch immer noch weiterentwickeln. So haben wir gerade erst eine neue Genera-tion von hochpräzisen, robusten Trimmpotentiometern auf den Markt gebracht, die sich durch eine hohe Linearität und eine geringe Contact Resistance Variation, kurz CRV, auszeichnen.
Sie sprachen gerade das 70-jährige Jubiläum an. Bourns entwickelt sich kontinuierlich. Sie werden wohl spätestens 2020 die 1-Milliarde-Dollar-Umsatz-Schwelle erreichen. Weckt das nicht andernorts auch Begehrlichkeiten?
Wir sind heute wieder ein privat geführtes Unternehmen, das in der Person von Gordon Bourns in der zweiten Generation geführt wird. Neben seiner Funktion als CEO des Unternehmens ist Gordon sozusagen im zweiten Job auch CTO. Wie sein Vater treibt er die technische Entwicklung im Unternehmen voran. Bourns ist sicher insofern für ein US-Unternehmen untypisch, als nicht das Marktwachstum als unternehmerisches Ziel an erster Stelle steht. An diese Philosophie wird auch die 3. und 4. Generation in zweimal im Jahr stattfindenden Treffen herangeführt. Mitglieder der 3. Generation sind auch bereits aktiv im Unternehmen tätig, jedoch ohne dass ihr Name ein Freifahrtschein für die Karriereleiter wäre. Nur Gordon und seine drei im Board vertretenen Schwestern besitzen Firmenanteile. Die damit verbundene Botschaft ist klar: Bourns steht weder heute noch in Zukunft zum Verkauf!
Lassen Sie uns auf die drei Produktgruppen zurückkommen, in denen Bourns tätig ist. Wieviel tragen die einzelnen Produktbereiche zum Gesamtumsatz des Unternehmens bei?
Wir waren in den letzten Jahren bestrebt, diesbezüglich in eine bessere Balance zu kommen, um so unabhängiger von Bedarfs- und Marktschwankungen in einzelnen Anwendungsbereichen zu werden. Das ist uns gelungen. Die Bereiche Circuit Conditioning, Ciruit Protection und Motion Control tragen heute jeweils rund ein Drittel zum Umsatz des Unternehmens bei.
Wie sieht es beim Thema Absatzsegmente aus? Ist Automotive nach wie vor das wichtigste?
Es ist richtig, dass Automotive einen bedeutenden Beitrag zu unserem Unternehmensumsatz liefert, aber wir sehen auch ein gutes und nachhaltiges Wachstum im Consumerbereich.
Wir hatten zu Beginn schon über den steigenden Bedarf in Asien gesprochen. In welcher Form schlägt sich die regionale Marktverteilung auf den Umsatz von Bourns nieder?
Aufgrund der starken Produktionsbasis unserer Kunden in Asien entfällt auf diese Region ein signifikanter Anteil unseres weltweiten Umsatzes. Mit den Produkten und Services, die wir bieten, werden wir auch vom zukünftigen Wachstum dieser Region profitieren.